Berlin Lebenskrise durch Attentat

Berlin · "Zwei Familien, ein Leben" ist eine starke BBC-Serie vor dem Hintergrund eines IRA-Anschlags.

Am 15. Juni 1996 detoniert in der Innenstadt von Manchester eine Bombe der irischen Terrorgruppe IRA. Gut 200 Menschen werden verletzt, es gibt keine Todesopfer. Der Bombenanschlag während der Fußball-Euromeisterschaft in England bildet den Ausgangspunkt für die dreiteilige BBC-Serie "Zwei Familien, ein Leben".

An diesem fatalen Samstag treffen sich Daniel Cotton, sein Vater Samuel und Bruder Robbo in einem Pub zu einer Aussprache. Robbo ist das schwarze Schaf der Familie, hat Schulden und Ärger mit Kredithaien. Dabei ist die Familie Cotton eigentlich gut situiert, Samuel und Daniel leiten die Süßwarenfabrik "Cottons Confectionary", ein Familienunternehmen, das ein wenig in die Jahre gekommen ist. Als die Bombe explodiert, bleiben die drei Männer wie durch ein Wunder unverletzt. Die Kellnerin Joanne ist ebenfalls im Raum. Der verheiratete Daniel bringt die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern nach Hause, freundet sich mit ihr an und beginnt eine Affäre.

Von drei Generationen und ihren Hoffnungen und Schicksalen erzählt diese detailgenaue, spannende und erstklassig besetzte Familienchronik, die sich von der Mitte der 90er bis zur Millenniums-Wende erstreckt. Es sind die Jahre des Aufstiegs von "New Labour" unter dem jungen, charismatischen Vorsitzenden Tony Blair. England wird umgekrempelt, die Stagnation der Thatcher-Jahre scheint verflogen, "Cool Britannia" wird geboren.

Der Protagonist Daniel, stark verkörpert vom britischen TV-Star Philip Glenister, spürt die gesellschaftlichen Umbrüche in der Familie. Sein Sohn Charlie (Daniel Rigby), ein knallharter Finanzprofi, modernisiert das Familienunternehmen, während die selbstbewusste Tochter Louise (Morven Christie) für die Labour Party ins Parlament einzieht. Daniel selbst, der seit dem Bombenanschlag wie entwurzelt wirkt, führt ein Doppelleben zwischen Frau und Freundin, die ein Kind von ihm bekommt. Aber dieser traurige Held schafft es einfach nicht, reinen Tisch zu machen. Jetzt muss er auch noch Rücksicht auf die politische Karriere seiner Tochter nehmen. Im Unternehmen spielt er längst keine Rolle mehr.

"Zwei Familien, ein Leben", Arte, Do., 20.15 Uhr

(dpa)
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