TV-Talk Sandra Maischberger Wagenknecht schubst Petry fast von der Couch

Düsseldorf · Frauke Petry und Sahra Wagenknecht sind beide keine Sympathieträgerinnen. Die Eine wirkt stets wie ein zickiges Mädchen, die Andere stets etwas oberlehrerhaft. In der Runde bei Sandra Maischberger schnitt aber eine von ihnen besonders gut ab.

Die Gäse bei Sandra Maischberger vom 21.09.2016
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Die Runde bei Maischberger am 21.09.2016

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Darum ging's: "Das schwarz-rote Debakel: Volksparteien ohne Volk?" — nach den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin beschäftigte die Diskussionsrunde um Sandra Maischberger besonders das schlechte Abschneiden der CDU und die haushohen Ergebnisse der AfD.

Darum ging's wirklich: Gleichsam unterhaltsam wie spannend war der Schlagabtausch zwischen Frauke Petry und Sahra Wagenknecht, die die Macher der Sendung strategisch günstig auch noch nebeneinander auf eine Couch gesetzt hatten. Damit ging es am Ende doch wieder um die Rolle der AfD in politisch unsicheren Zeiten.

  • Katarina Barley, SPD-Generalsekretärin
  • Sahra Wagenknecht, Fraktionsvorsitzende der "Linken"
  • Frauke Petry, AfD-Bundesvorsitzende
  • Peter Radunski, ehemaliger CDU-Bundesgeschäftsführer
  • Albrecht von Lucke, Politikwissenschaftler

Frontverlauf: Erwartungsgemäß wiesen die Vertreter der sogenannten Volksparteien, Peter Radunski (CDU) und Katarina Barley (SPD), die These zurück, dass CDU und SPD wegen der starken Wahlverluste in den Landtagswahlen gar keine Volksparteien mehr seien.

Der ehemalige Wahlkampfmanager von Helmut Kohl, Peter Radunski, hob vor allem das Wahlergebnis von 2013 hervor, als Merkel über 40 Prozent der Stimmen für die CDU geholt hatte. "Sie hat mit dem Zauberstab, fast feenhaft, die Wahlen gewonnen. Das, was sie macht, ist zeitgemäß", sagte der ehemalige Berliner Senator.

Die SPD-Generalsekretärin wehrte sich noch stärker gegen das Zerreden ihrer Volkspartei. Volksparteien machten Politik für die ganze Gesellschaft. Wenn es sie nicht mehr gebe, blieben nur Klientel- und Protestparteien übrig.

Sahra Wagenknecht wollte das nicht stehenlassen. Die SPD mache seit Jahren Politik gegen die eigenen Wähler. "Ich freue mich auch nicht darüber, wenn die SPD schlecht abschneidet, und unser Land immer stärker nach rechts driftet. Wir brauchen eine starke Sozialdemokratie", sagte Wagenknecht.

Das wollte die SPD-Frau Barley nicht auf sich sitzen lassen, und es entspann sich ein kleines Wortgefecht zwischen den beiden Politikerinnen. In den vergangenen Jahren habe es so viele soziale Errungenschaften gegeben wie lange nicht mehr. Damit meinte sie vor allem den Mindestlohn. Wagenknecht brachte sie aber schnell wieder zum Schweigen. "Hören Sie auf, diese Schönrederei vergrault die Leute."

Viel spannender aber war es mitanzusehen, wie eine rhetorisch starke Sahra Wagenknecht und eine empörte Frauke Petry aneinander gerieten. Petry versuchte in der Sendung, das Wort "populistisch" umzudeuten. Das Adjektiv komme vom lateinischen Wort für Volk "populus". In diesem Sinne — so ihr Umkehrschluss — mache auch die AfD Politik für das Volk.

Der erste Streit entwickelte sich über die rassistischen Äußerungen des AfD-Direktkandidaten Kay Nerstheimer, der den Wahlkreis Berlin-Lichtenberg direkt gewonnen hatte. Wagenknecht warf der AfD ein Problem mit Rechtsextremismus vor. Petry versuchte nach kindlicher "Aber-du"-Manier zu kontern und verwies auf den Linksextremismus. Sandra Maischberger musste die beiden Disputantinnen mehrmals trennen. Doch Wagenknecht ließ nicht locker, sie warf der AfD und Frauke Petry Verantwortungslosigkeit vor. "Sie lassen diese Lesart und diese Konnotationen sehr bewusst zu, um ein bestimmtes Spektrum anzusprechen", legte sie wieder los, als Maischberger einen Tweet des AfD-Stadtrats Nerstheimer wiederholte, in dem er syrische Flüchtlinge als "Gewürm" bezeichnet hatte.

Wagenknecht ging Petry auch in Fragen des Parteiprogramms und der Bildungspolitik hart an. AfD-Wähler würden sich schnell wieder abwenden, wenn sie einen Blick ins AfD-Parteiprogramm werfen würden. Die AfD sei gegen den Sozialstaat, gegen soziale Gerechtigkeit. Petry konnte während der Tiraden von Sahra Wagenknecht nur daneben sitzen, ihr blaues Kleid zurechtzupfen und nach Luft schnappen. Zu Wort kam sie nämlich kaum. Stattdessen murmelte sie nur: "Das stimmt nicht."

Spruch des Abends: "Sie hat mit dem Zauberstab, fast feenhaft, die Wahlen gewonnen." (Peter Radunski, CDU, zu Merkels Wahlsieg 2013)

(heif)
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