Uli Borowka bei Sandra Maischberger "Ich hole mir den Tod nicht freiwillig ins Haus"

Düsseldorf · Schwere Abstürze, erfolgreiche Entzüge und kontrolliertes Trinken im Seniorenzentrum: Sandra Maischberger und ihre Gäste widmeten sich in ihrer Sendung dem Thema Alkohol-Abhängigkeit.

Darum ging's Promille-Paradies Deutschland: "Verharmlosen wir den Alkohol?" - Das war die Ausgangsfrage im TV-Talk bei Sandra Maischberger. Die Moderatorin wollte von ihren Gästen erfahren: "Was ist noch Genuss, und wo beginnt die Abhängigkeit?”

Die Gäste

  • Uli Borowka, Ex-Fußballprofi und Alkoholkritiker
  • Nina Bott, Schauspielerin
  • Monika Schneider, Bewohnerin eines Altenheims für Suchtabhängige
  • Bernhard Sitter, Brauereibesitzer und Gastronom
  • Henning Hirsch, trockener Alkoholiker
  • Helmut Seitz, Alkoholforscher und Mediziner

Der Frontverlauf Um zu verstehen, was ausgiebiger Alkoholgenuss bei den Menschen bewirken kann, gewährte Sandra Maischberger ihren Gästen viel Zeit, um ihre Geschichten zu erzählen. Insofern war die Sendung vielmehr geprägt durch Erfahrensberichte, als dass eine Diskussion hätte aufkommen können.

Allein der Unternehmer und Familienvater Henning Hirsch, der 30 erfolglose Entzüge hinter sich hatte, ehe er es 2011 schaffte, dem Alkohol abzuschwören, konnte eine Viertelstunde lang erklären, wie es zu dieser schweren Abhängigkeit kommen konnte. "Mir war selbst immer klar, dass ich Alkoholiker bin. Ich konnte es aber nicht umsetzen aufzuhören”, sagte Hirsch.

Auch die Schauspielerin Nina Bott, deren Mutter alkoholkrank war, und die Seniorin Monika Schneider, die selbst in einem Altenheim der Caritas Düsseldorf jeden Tag kontrolliert drei Gläser Sekt bekommt, erzählten von ihren Erfahrungen. "Ein Entzug kommt für mich nicht in Frage, durch drei Gläser werde ich nicht betrunken. Und mehr bekommt mir nicht”, sagte die 72-Jährige.

So wiederholten sich im Verlauf der Talk-Runde die Geschichten, nicht mehr wegzukommen von der Droge Alkohol. Medizinische Erläuterungen steuerte der Alkoholforscher Helmut Seitz bei, neue Erkenntnisse konnte aber auch er nicht liefern. "Alkohol kann bei gesunden Menschen keine positiven Effekte bewirken. Deswegen sollte man mit Studien vorsichtig sein, die das Gegenteil behaupten”, sagte der Mediziner.

Widerspruch kam höchstens von Bernhard Sitter. Der Gastronom übernahm als Einziger in der Runde die Position des Alkohol-Befürworters. "Bier gehört zu unserer Lebensart und ist sehr gesund - wenn man es trinkt und nicht täglich säuft”, sagte Sitter. Er habe kein schlechtes Gewissen als Brauereibesitzer: "Früher ist mehr getrunken worden als heute. Und im Bereich der alkoholfreien Biere ist viel Gutes gemacht worden.”

Sandra Maischbergers prominentester Gast kann mit solchen Aussagen nichts mehr anfangen. Uli Borowka, ehemaliger Bundesliga-Profi und 16 Jahre lang schwerer Alkoholiker, hat ein Buch über sein Leben veröffentlicht und sich inzwischen dem Kampf gegen den Alkohol verschrieben. Da er häufiger schon in Talk-Shows zu Gast war, war es klug gewählt, seine Geschichte nicht ins Zentrum der Sendung zu rücken. Andererseits sprach der Ex-Fußballer wenigstens Klartext.

"Es ist ein großes Problem, dass wir Alkohol als Kulturgut verharmlosen. Denn wir leben in einer Zeit von Druck, Stress und Hektik. Und wer mit Alkohol nicht verantwortungsbewusst umgehen kann, kann große Probleme bekommen”, sagte Borowka. Auch von kontrolliertem Trinken hält er nichts. "Das ist Körperverletzung am trockenen Alkoholiker.” Sein Fazit: Alkohol ist der Tod - und den hole ich mir freiwillig nicht ins Haus."

Erkenntnis Borowkas Aussagen sorgten zumindest für ein wenig Feuer in einer Sendung, die ansonsten eher dahinplätscherte. Das war vor allem dem Aufbau der Diskussion und der Auswahl der Gäste geschuldet. Dass deren Geschichten jedoch wichtig sind, um aufzurütteln und auf das Problem Alkohol-Abhängigkeit aufmerksam zu machen, steht außer Frage.

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