ZDF-Reihe rund um Sex "Make Love" — was macht der Regisseur denn da?

Mainz · Mit seinem Aufklärungsformat "Make Love" versucht das ZDF, eine jüngere Zielgruppe anzusprechen. Die erste der neuen Folgen sahen 2,44 Millionen TV-Zuschauer. In der zweiten Folge "Sex mit Hindernissen" sorgte mehr noch als vor einer Woche eine abenteuerliche Bildfolge für Ablenkung.

"Make Love": Bilder der ZDF-Sex-Nachhilfe mit Sexologin
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"Make Love" im ZDF

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Foto: ZDF/Anique Roelfsema

Das für das ZDF durchaus innovative Format wird unterstützt von einigen Spielereien der Grafiker. Hier fallen ein paar Zahlen, die "Make Love"-Macherin Ann-Marlene Henning aufzählt, ins Bild, da schwimmen Stichworte auf einem See, oder tauchen auf einem Baum im Hintergrund auf. Das kann, gerade zu vorgerückter Stunde, dafür sorgen, dass der TV-Zuschauer bei der Sache bleibt — oder sich aber wegen einer Reizüberflutung nach einem mehr als 16 Stunden langen Tag abwendet.

So war es bei den Ausführungen des Sexualmediziners Frank Sommer. Der erklärte in einem sachlichen und angebrachten Ton, was Erektionsstörungen sind (sogar eine "Volkserkrankung"). In seinen Beiträgen aber hörte man kaum noch auf das, was er zur erektilen Dysfunktion zu sagen hatte, sondern schaute sich lieber die Hintergrundbilder an, auf die die Videos projiziert wurden. Da waren zum Beispiel:

  • die Joggerin und ein über die Alster schipperndes Ausflugsboot hinter dem Schild mit der Aufschrift "In dieser Grünanlage ist das Grillen verboten und nur in den Grillzonen gestattet", auf die die Bilder von Sommer geworfen wurden
  • die Rückseite eines Imbisswagens, hinter dem ein Mann joggt, Radfahrer auffällig nah vorbeifahren und ein Pärchen entlangschlendert
  • eine Häuserwand im Grünen an einem schönen sonnigen Tag
  • eine Hofeinfahrt, aus der man abgeschleppt wird, wenn man unberechtigt dort parkt
  • die 15 Briefkästen eines Hauseingangs
  • eine graue Häuserwand mit offenbar angeschlossener Terrasse
  • das Schaufenster eines Antiquitätenladens mit einem alten Sessel und einem Bilderrahmen

Dabei ist das von Moderatorin Henning entworfene Format in bester Oswalt-Kolle-Manier kein schlechtes. Auch wenn man meint, schon alles über Sex und intime Beziehungen gehört zu haben, gibt es doch die ein oder andere Neuigkeit — zum Beispiel, dass laut Angaben der Uno sogar fünf Millionen Deutsche unter Erektionsstörungen leiden und es in den nächsten zehn Jahren vermutlich zwei weitere Millionen werden.

Auch die Rolle der unterrichtenden und nachfragenden Henning ist mit ihr ideal besetzt. Die Dänin versteht es, sowohl auf ihre Patienten als auch auf andere Darsteller der Reihe einzugehen, sogar mit einer Gruppe Motorradfahrer sympathisch darüber zu sprechen, wie Sex im fortschreitenden Alter aussieht. Ein wenig mehr Zurückhaltung bei einigen eingespielten Videos und deren Hintergrundmotiven würde dem Format dennoch guttun.

​Bilder aus Hennings "Make Love"-Buch sehen Sie hier.

(spol)
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