"Wetten, dass..?" macht Schluss "Dass es so schnell geht, hätten wir nicht gedacht"

Offenburg · Selbst das Schlussmachen hat Markus Lanz nicht so richtig hinbekommen. Weil er eher beiläufig und mitten im Abschlusstrubel von "Wetten, dass..?" die "letzten drei Ausgaben" ankündigte, bekamen viele das gar nicht mit. Als das Aus verkündet ist, sagt er: "Jetzt ist es raus." Nach der Show sucht der Moderator den Kontakt zum Publikum. Viele Mitarbeiter sind konsterniert.

 Abschied auf Raten: Markus Lanz und "Wetten, dass..?" verabschieden sich im Dezember vom Publikum.

Abschied auf Raten: Markus Lanz und "Wetten, dass..?" verabschieden sich im Dezember vom Publikum.

Foto: dpa, skn sab

Das Ende der traditionsreichen Fernsehshow in Deutschland verkündete Markus Lanz in einem Nebensatz.

Die Abmoderation, O-Ton Lanz: "Das war "Wetten, dass..?" aus Offenburg", sagt der 45-Jährige nach fast drei Stunden in den Abschiedsapplaus hinein. "Wir gehen jetzt in die Sommerpause und sehen uns am 4. Oktober wieder mit den letzten drei Ausgaben von "Wetten, dass..?".

Abschied auf Raten

Kurze, knappe Worte, die viele Zuschauer entweder gar nicht mitbekamen oder ratlos zurückließen. Die letzten drei Ausgaben? Wie meint er das? In diesem Jahr? Mit ihm als Moderator? Für immer? Oder war das alles nur ein Scherz?

Erst mit der kurz darauf nachgereichten Mitteilung des ZDF kommt Klarheit in die Sache. Lanz meinte: für immer.

Es wird ein Abschied auf Raten. Noch drei Sendungen wird es bis zum Jahresende geben. Am 13. Dezember soll endgültig Schluss sein. "Wetten, dass..?" geht auf Abschiedstour. Zu einem radikalen Schnitt wollte sich das ZDF dann doch nicht entschließen.

Trauern will kaum einer

Man darf gespannt sein, auf diese letzten Sendungen und darauf, ob sich alle noch einmal um die liebe alte Tante scharen, die das deutsche Fernsehpublikum 33 Jahre lang betüddelt hat. Ob es noch einmal zu einer großen sentimentalen TV-Wiedervereinigung von Jung und Alt, Moderne und Tradition kommt, mit endlosem Applaus für Erfinder Frank Elstner, Zampano Thomas Gottschalk, den glücklosen Wolfgang Lippert und ja, auch den tapferen Markus Lanz.

Doch viel Tränen geben wird es wohl eher nicht. Zwar ist die Aufregung bei Twitter und in den Medien am Tag nach dem verkündeten Aus groß, doch das Wehgeschrei hält sich in Grenzen. Thomas Gottschalk trauert still. Twitter-Nutzer rufen nach ihm und Elstner.

Ist mit der Einstellung von #Wettendass auch meine #Kindheit nach 33 Jahren zuende? #ZDF #Lanz #Gottschalk #Elstner #Lippert

"Das war's", sagt Lanz

Einer hat sogar eine Online-Petition ins Leben gerufen, die den Erhalt der Show fordert. Bis zum Mittag, 13.08, zählt die Aktion insgesamt 128 Unterstützer. Deutlicher könnte es kaum werden: Die Liebe ist erkaltet.

Auch in der Baden-Arena in Offenburg ist die Stimmung nach dem historischen Fernseh-Monment eher aufgeräumt. "Das war's", sagt Lanz nach dem Ende der Sendung und schreibt Autogramme. Lanz und sein Team wussten es schon, bevor die Sendung los ging. Doch sie behielten das Geheimnis für sich, spulten das Programm ab. Lanz wirkte wie befreit. Es war eine, wenn nicht insgesamt seine beste Show.

"Damit haben viele nicht gerechnet"

Seine Mitarbeiter rieten ihm nach der Show, hinter die Kulissen zu gehen. Doch Lanz wählte den Weg zum Publikum. Auf das Ende spricht ihn seltsamerweise niemand an. Auch im Saal haben es viele gar nicht mitbekommen. Manche rätseln: "Das ist doch nicht sein Ernst!?", zitieren Medien Stimmen aus dem Saal.

Anders die Stimmung im "Wetten, dass..?-Team. "Es gab Unruhe nach einzelnen Berichten in der Presse in den vergangenen Tagen, aber dass es so schnell geht — damit haben viele nicht gerechnet", sagt ein Mitarbeiter laut bild.de.

Bei der Aftershow-Party ist Lanz nicht mehr dabei.

Am Sonntagmorgen wird klar: Mit der Show konnte Lanz zumindest die Talfahrt der Quoten stoppen. 6,84 Millionen Zuschauer (23,1 Prozent Marktanteil) schalteten die ZDF-Show live aus Offenburg ein - eine Million mehr als die Februar-Sendung, die mit 5,85 Millionen Zuschauern noch den historischen Tiefpunkt in mehr als drei Jahrzehnten markiert hatte.

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Markus Lanz im Porträt: Gekämpft, aber doch verloren

(pst)
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