Institut rechtfertigt sich nach "heute-Show"-Satire Martin Sonneborn verärgert die Deutsche Bank

Frankfurt · Satire ist ein beliebtes Mittel, um Kritik an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu üben. Nach Auffassung der Deutschen Bank ist Martin Sonneborn aber nun zu weit gegangen. Grund ist ein in der "heute-Show" ausgestrahlter Clip, in dem der Satiriker einen Mitarbeiter der Bank vorführt – mit einem angeblichen Fake-Interview. Laut Deutscher Bank war alles ganz anders.

 In dem Video trifft Martin Sonneborn (l.) den Deutsche-Bank-Mitarbeiter in der Frankfurter Zentrale.

In dem Video trifft Martin Sonneborn (l.) den Deutsche-Bank-Mitarbeiter in der Frankfurter Zentrale.

Foto: Screenshot ZDF

Satire ist ein beliebtes Mittel, um Kritik an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu üben. Nach Auffassung der Deutschen Bank ist Martin Sonneborn aber nun zu weit gegangen. Grund ist ein in der "heute-Show" ausgestrahlter Clip, in dem der Satiriker einen Mitarbeiter der Bank vorführt — mit einem angeblichen Fake-Interview. Laut Deutscher Bank war alles ganz anders.

Ausgestrahlt wurde das Video bereits vor einiger Zeit auf ZDF-Neo. Doch erst seit Freitag, als es auch Platz in der "heute-Show" fand, schlägt es Wellen. Denn Sonneborn, ehemaliger Chef des Satire-Magazins "Titanic" und "Die Partei"-Chef, nimmt darin die Deutsche Bank aufs Korn. Er erklärt darin, dass er per E-Mail beim Geldinstitut um ein Interview gebeten habe — und von der Bank gleich die kompletten Fragen und Antworten vorgeliefert bekommen habe.

Als er schließlich einen Mitarbeiter in der Frankfurter Zentrale trifft, geht er mit ihm Wort für Wort das angeblich von der Bank vorgegebene Interview durch, ergänzt, wenn der Mitarbeiter ein Wort aus der vorgefertigten Antwort ausgelassen hat. Und so entsteht beim Zuschauer schnell der Eindruck, dass die Bank lieber Fake-Interviews mache. Doch genau das will das Geldinstitut nicht auf sich sitzen lassen — und rechtfertigt sich.

"Sehr komplexe" Fragestellungen

Denn die Deutsche Bank musste nach Ausstrahlung des Videos so manchen spöttischen Kommentar auf ihrer Facebook-Seite oder bei Twitter lesen. Peinlich sei es, was man da abgeliefert habe, die Bank sei ein Lachverein und anderes war dort zu lesen. Zumal die Antworten in dem Interview auch recht kindlichen Charakter hatten. So wurden die Aufgaben einer Bank etwa am Beispiel einer elektrischen Zahnbürste erklärt.

Die Deutsche Bank erklärte nun in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dass die Produktionsfirma speziell ein Interview zum Thema Finanzen für ein jüngeres Publikum angefragt habe. Schließlich wurde der Clip zunächst auf ZDF-Neo, das ein jüngeres Zielpublikum hat, ausgestrahlt. Entsprechend habe man der Firma vorgeschlagen, wie man komplexe Finanzthemen an Kinder und Jugendliche vermittelt. Denn die Bank betreibt selbst ein Projekt zur Finanzbildung an Schulen. Auf dieser Basis sei die Produktionsfirma bereit gewesen, das Gespräch zu führen.

Auch der "Süddeutschen Zeitung" sagte das Institut, dass es kein Fake-Interview gegeben habe. Die Produktionsfirma habe lediglich drei Themenfelder für eine neue Sendereihe genannt, in Fragen gekleidet. Und da die Fragen "aber sehr komplex" gewesen seien, habe man eben Themen in Form von Fragen und Antworten vorgeschlagen, wie sie im Projekt Finanzbildung vermittelt würden. Und so sei auch der Mitarbeiter nicht — wie von Sonneborn im Video behauptet — ein Kommunikationsexperte, sondern ein Mitarbeiter, der diese Aufgabe an Schulen ehrenamtlich übernommen habe.

"Im Prinzip wollten wir ein seriöses Interview machen"

Auch Sonneborn selbst muss im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zugeben, dass sich nicht alles so zugetragen habe, wie in dem Video dargestellt. So kam die Anfrage zu dem Interview eben nicht wie im Clip behauptet von ihm per Mail, sondern von der Produktionsfirma Smac Film. Auch habe man der Bank nicht mitgeteilt, wer das Interview führen würde. Allerdings hatte sich Sonneborn vor Ort tatsächlich mit seinem Namen vorgestellt.

"Im Prinzip wollten wir ein seriöses Interview machen — aber die Bank wollte nicht", rechtfertigt sich nun Sonneborn. Und er sagt auch, dass die Bank die zugeschickten Fragen und Antworten zur Voraussetzung dafür machte, dass das Gespräch überhaupt stattfinde.

Im Interview mit dem Mediendienst Meedia sagte der Satiriker, auf den Vorschlag der Produktionsfirma sei die "entsetzte Antwort" gekommen, "über so etwas könne man ja überhaupt nicht sprechen, das sei ja viel zu komplex. Als wir zurückgefragt haben, worüber man denn überhaupt sprechen könne, schickte uns die Deutsche Bank ihre Fragen — und gleich die entsprechenden Antworten. Dass wir dieser Einladung folgten, kann man uns nicht wirklich vorwerfen, oder? Ich hab mich sogar gleich am Empfang vorgestellt..."

Und er fügt an anderer Stelle noch hinzu: "Wie man bei einer Anfrage für ZDFNeo ein Gespräch auf Schülerzeitungsniveau erwarten kann, ist mir allerdings nicht ganz klar."

(das)
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