Amazon-Serie "You Are Wanted" Matthias Schweighöfer geht in Serie

Düsseldorf · Mit "You Are Wanted" zeigt der US-amerikanische Streaming-Dienst Amazon Prime Video ab heute die erste deutsche Serienproduktion. Die ersten zwei Folgen wirken zwar professionell, lassen aber Luft nach oben.

 Matthias Schweighöfer ist in "You are wanted" Hauptdarsteller, Produzent und Regisseur.

Matthias Schweighöfer ist in "You are wanted" Hauptdarsteller, Produzent und Regisseur.

Foto: Screenshot: Youtube (Amazon Video DE)

Die Farben sind unterkühlt, die Bilder stylish, die Darsteller smart. "You Are Wanted" ist ein Hochglanzprodukt, das perfekt ins Angebot des US-Streaming-Dienstes Amazon Prime Video passt. Aber die neue sechsteilige Serie spielt nicht in New York oder Los Angeles, sondern in Berlin, und der Hauptdarsteller heißt nicht Billy Bob Thornton, sondern Matthias Schweighöfer. Mit "You Are Wanted" wollen die Amerikaner auf dem deutschen Markt ihre Serienkompetenz unter Beweis stellen, weshalb Schweighöfers Firma Pantaleon nicht nur produzierte, sondern der Schauspieler auch noch Regie führte - was im Ergebnis am Ende doch etwas zuviel des Guten war.

Zu sehen waren vorab nur die ersten beiden von sechs Folgen, was ein abschließendes Urteil kaum möglich macht. "You Are Wanted" fängt flott an, wirkt handwerklich professionell, auch teuer, und lässt den Zuschauer doch schon bald seltsam kalt. Erzählt wird die Geschichte des Hotelmanagers und Familienvaters Lukas Franke (Schweighöfer), dessen Identität von Unbekannten gehackt wird.

Erst gehen während einer Konferenz in Berlin die Lichter aus, dann liefert die Post ein von ihm nicht bestelltes Paket mit teuren Elektroartikeln zu ihm nach Hause, kurz darauf wird sein Kind virtuell bedroht und eine digitale Geliebte entfacht die Eifersucht in Frankes Frau (Alexandra Maria Lara). Dem Manager bleibt nichts anderes übrig, als sich selbst auf die Jagd nach dem Phantom-Hacker zu begeben.

So weit, so vorhersehbar wie irgendwann schon mal gesehen. Tatsächlich gelingt es Regisseur Schweighöfer kaum, den konfektionierten Erzählraum gewohnter deutscher Serienkost zu durchbrechen, den Zuschauer zu fordern und ihn mitzunehmen auf einen irren Ritt, wie es etwa die Amazon-Hacker-Serie "Mr. Robot" exerziert. Abgesehen vom fulminanten Start kommt "You Are Wanted" oft zu betulich und mutlos daher, als würde Schweighöfer seinem Publikum zu wenig zutrauen. So wird, wie gerne im deutschen Fernsehspiel, zu viel geredet und zu viel erklärt.

Schon seit Wochen rührt Amazon die Werbetrommel für die Produktion, über deren Kosten nichts bekannt ist. Mitteilungen wie "in über 200 Ländern und Territorien weltweit" sei Schweighöfers Serie demnächst zu sehen, wurden verbreitet. Dazu gehörten auch die Antarktis, Ost-Timor oder die zu Neuseeland gehörenden Tokelau-Atolle, nicht aber Nordkorea oder Iran. Die Serie werde in englischer, französischer, italienischer und spanischer Synchronfassung verfügbar sein, teilte der Streamingdienst mit. Zusätzlich bietet Amazon Untertitel auf Portugiesisch, Hindi und Japanisch an.

Auch darüber, wie die Serie beim Zuschauer ankommt, wird wenig zu erfahren sein. Wie der Streaming-Konkurrent Netflix veröffentlicht Amazon Prime Video keine Abrufzahlen: Geschäftsgeheimnis. Nur Eingeweihte werden verlässliche Daten über die Netznutzung erfahren. Auch über die Ausstrahlung im Free-TV ist es schwierig, Rückschlüsse über das Interesse im Netz zu ziehen. So waren die Quoten von "Jerks" mit Christian Ulmen - zuerst gelaufen beim Streaming-Dienst Maxdome - bei der TV-Premiere auf Prosieben schwach.

Möglicherweise, weil das Zielpublikum schon im Netz geschaut hatte, vielleicht aber auch, weil sich niemand dafür interessierte. Hauptsache, es wird darüber geredet - und es fallen dabei einige Streaming-Abos ab. Amazon legt bald nach: Mit Bastian Pastewka bereitet der Streamingdienst die Fortsetzung der Comedy "Pastewka" vor.

(RP)
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