TV-Talk im ZDF Maybrit Illner macht Donald Trump zum Thema

Düsseldorf · Am Freitagmittag wird auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos mit Spannung die Rede von US-Präsident Donald Trump erwartet. Maybrit Illner fragte vorab in ihrer Sendung die Gäste: "Der unterschätzte Egoist - kann Trump Erfolg haben?"

Darum ging´s

Die Mauer zu Mexiko steht immer noch nicht. Obamacare wurde nicht abgeschafft. Es waren Wahlversprechen, die bei Donald Trump ganz oben auf der Liste standen. Auch wenn er ein Jahr nach seinem Amtsantritt die Versprechen nicht umgesetzt hat, ist der US-Präsident mit seiner ersten Zwischenbilanz zufrieden: "Ich glaube nicht, dass ein einziger Präsident so vieles geschafft hat in den ersten sechs oder sieben Monaten, wie dieser."

Es stimmt, dass die Arbeitslosenzahlen in den USA historisch niedrig sind, die Wirtschaft boomt. Seit Trumps Amtsantritt ist der Dow Jones an der Wall Street um 5000 Punkte gestiegen. Deshalb fragte Maybrit Illner in ihrer ZDF-Sendung am Donnerstagabend die Runde: "Der unterschätzte Egoist - kann Trump Erfolg haben?"

Die Gäste

  • Norbert Röttgen, CDU-Außenpolitiker
  • Wolfgang Ischinger, Leiter Münchner Sicherheitskonferenz
  • Georg Pazderski, stellvertretender AfD-Bundessprecher
  • Peter Rough, Politikberater und Trump-Unterstützer
  • Jörg Thadeusz, Journalist und Moderator
  • Sandra Navidi, Wirtschaftsexpertin (zugeschaltet aus Davos)

Frontverlauf

Was kann die Welt Freitag für einen Auftritt von Donald Trump in Davos erwarten? Kommt eine aggressive Rede oder eine Charmeoffensive? Da mochte auch Wirtschaftsexpertin Sandra Navidi keine Prognose zu abgeben: "Wenn eins berechenbar bei Donald Trump ist, dann ist es das, dass er unberechenbar ist." Sie rechnet damit, dass der US-Präsident das Weltwirtschaftsforum als Marketingveranstaltung für sich selbst ausnutzen wird und Amerikas Erfolge als seine eigenen verkaufen wird. Die Expertin sieht den Aufschwung vielmehr in der globalen Erholung nach der Wirtschaftskrise.

CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen glaubt, dass die gerade erst von Trump durchgesetzte Steuerreform den Reichen und Großen nutzen wird, aber "die Kleinen und der Mittelstand kommen darin nicht vor". Deshalb werde das Land in Zukunft weiter gespalten, der Staat ärmer und die Verschuldung steigen. Eine Trumpsche Außenpolitik sieht er auch nicht: "Das sind alles Ableitungen von Innenpolitik."

Für Wolfgang Ischinger sind die Zeiten so gefährlich, wie seit dem Zerfall der Sowjetunion nicht mehr. Er warnt davor, die Nabelschnur zu Amerika endgültig zu kappen. Einen Handelskrieg mit den USA schließt er aber aus, die Europäische Union sei dafür zu stark und auch in Washington zu wichtig.

USA-Freund und Trump-Gegner ("von dem Mann ist nichts klug") Jörg Thadeusz hofft, dass die Trump-Amtszeit als eine "vierjährige Gruselepisode" in die Geschichte der USA eingehen wird. Immer wieder legt er sich in der Runde mit seinem Sitznachbarn Georg Pazderski von der AfD an. Thadeusz sieht Parallelen bei Trump und der AfD, es ginge immer darum "das Niedrige anzusprechen, das Ressentiment anzusprechen".

Eindeutig auf der Seite Trumps standen Georg Pazderski (AfD) und Politikberater Peter Rough. "Trump macht Politik nur für die USA und das macht ihn erfolgreich. Er vertritt die amerikanischen Interessen, die anderen Präsidenten vor ihm haben dies auch gemacht, sich nur besser verkauft", sagt der AfD-Mann, der ständig erwähnt, die nationale Sicherheitsstrategie der USA gelesen zu haben und dies den anderen Gästen unter die Nase reibt.

Pazderski wehrt sich außerdem dagegen, dass Trump ständig in der Öffentlichkeit niedergemacht werde. Nur vermeintlich wird der ehemalige Oberst von Illner vorgeführt, als sie ihn mit einem angeblichen Beschluss der AfD-Bundestagsfraktion konfrontiert, wonach die Deutsche Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt werden soll. "Nein, davon weiß ich nichts", sagt Pazderski. Illner reagiert: "Das ist ungünstig." Wie sich später herausstellt, ist sie im Unrecht: Ein solcher Fraktionsbeschluss existiert tatsächlich nicht, bislang gibt es offenbar nur einen Vorschlag.

Peter Rough hält dem Präsidenten zugute, dass er den Draht zu den Durchschnittsmenschen in den USA hält. Weil die Wirtschaft boomt, sei Trump der Richtige.

Fazit

Schwächen und Stärken des US-Präsidenten wollte die Sendung aufzeigen. Wirklich Neues wurde aber nicht bekannt. Amüsant waren die Schlagabtausche zwischen Thadeusz und Pazderski, aber Trump-Gegner und Trump-Freunde sind nicht zum ersten Mal in einer Talkshow aufeinander getroffen.

Zitat des Abends

"Ich sehe Trump als klingelnden Wecker, als Weckruf für uns. Er klingelt immer lauter, hoffentlich wachen wir bald auf." - Wolfgang Ischinger bei seinem Eingangsstatement.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung dieses Artikels hieß es, Illner habe Pazderski zurecht auf einen bestehenden Beschluss der AfD-Bundestagsfraktion hingewiesen, nach dem ein Umzug der deutschen Botschaft in Israel angestrebt werden soll. Tatsächlich existiert ein solcher Beschluss nicht. "Es gibt noch keine offizielle Position dazu", teilte ein Sprecher auf Nachfrage mit. Wir bedanken uns für die Hinweise.

(gaa)
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