TV-Nachlese Maybrit Illner Gabriel: "Entweder die Europäer kommen zur Vernunft, oder Europa geht vor die Hunde"

Düsseldorf · Europa diskutiert über eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge, Kommunen und Länder ächzen angesichts überfüllter Unterkünfte. Entsprechend diskutierte Maybrit Illner am Donnerstagabend mit ihren Gästen die Frage "Deutschland hilft – doch wer hilft uns?" Dabei ärgerte vor allem ein slowakischer EU-Abgeordneter Vizekanzler Sigmar Gabriel.

 Sigmar Gabriel in der Sendung von Maybrit Illner.

Sigmar Gabriel in der Sendung von Maybrit Illner.

Foto: Screenshot ZDF

Europa diskutiert über eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge, Kommunen und Länder ächzen angesichts überfüllter Unterkünfte. Entsprechend diskutierte Maybrit Illner am Donnerstagabend mit ihren Gästen die Frage "Deutschland hilft — doch wer hilft uns?" Dabei ärgerte vor allem ein slowakischer EU-Abgeordneter Vizekanzler Sigmar Gabriel.

Am Donnerstag hatte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker einen Plan zur Umverteilung von 120.000 Flüchtlingen vorgestellt, doch gerade die osteuropäischen Länder wehren sich gegen Quoten. So auch Richard Sulik bei Maybrit Illner, der für die Slowakei im Europaparlament sitzt. Für ihn, so betonte er in der Sendung, seien Quoten nur eine Aufforderung an Schlepper, noch mehr Leute nach Europa zu bringen.

Doch genau mit dieser Argumentation kam er bei SPD-Chef Sigmar Gabriel alles andere als gut an. Der Vizekanzler warf ihm vor, dass sein Land doch gar keine Flüchtlinge aufnehmen will. "Sie sollten es mal offen sagen, sie wollen keine Flüchtlinge bei sich", so Gabriel in Suliks Richtung. "Ich weiß gar nicht, warum sie immer um den heißen Brei reden." Und: "Europa geht nicht nach dem Motto: Ich mach' mit, wenn ich Geld kriege."

Gabriel betonte, wenn man Mitglied in der EU sein wolle und sei, dann müsse man sich an die Regeln halten. "Wenn Sie das nicht verstanden haben, wundere ich mich, was Sie im Parlament machen." Das wollte Sulik wiederum nicht auf sich sitzen lassen, nannte die Diskussion "keinen Grund, persönlich zu werden". Auch er pochte auf die Einhaltung der Dublin-Verträge, nach der Flüchtlinge in dem Land registriert werden, in dem sie ankommen. Damit hatte er immerhin eine Sache mit Gabriel gemeinsam.

Denn der Vizekanzler pochte auf Europas Solidarität. "Entweder die Europäer kommen zur Vernunft, oder Europa geht vor die Hunde, das ist ganz einfach", sagte er und fügte noch hinzu: "Ich kann nur hoffen, dass die Staats- und Regierungschefs zur Vernunft kommen."

Sulik wiederum warf Deutschland vor, mit seiner Grundsatzentscheidung, syrische Flüchtlinge nicht zurückzuschicken, das Chaos erst angerichtet zu haben. Das habe bei vielen Syrern Hoffnungen geweckt und die ganze Bewegung erst ins Rollen gebracht. Woraufhin Gabriel dies als Verniedlichung der Lage bezeichnete. Wenn Deutschland die Grenzen schließe, seien doch die osteuropäischen Länder die ersten Verlierer angesichts ihrer Außengrenzen zur EU. "Was glauben Sie, was dann in ihren Ländern los wäre?"

Wie aber geht es auch in Deutschland weiter, wenn die Flüchtlinge erst einmal untergebracht sind. Diese Fragen stellten sich insbesondere der Bayer Markus Söder (CSU) und die Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Neukölln, Franziska Giffey. "Die Menschen fragen uns natürlich, was passiert als nächstes. Aber wir haben keine Antwort", so Giffey. Die Frage sei, was ist die Perspektive für die Menschen. "Wir brauchen einfach viel viel mehr Unterstützung vom Bund, das schaffen Länder und Kommunen nicht allein", sagte die Politikerin.

(das)
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