TV-Check Maybrit Illner Auch Salafistenscherze können helfen

Düsseldorf · Maybrit Illner stellt am Donnerstag ernste Fragen über Terror, Islam und Zuwanderung. Vor allem der Islamwissenschaftler Younes Al-Amayra antwortet mit einem provokativen Lachen. Der Talk im Schnellcheck.

Fakten zum Salafismus in Deutschland
Infos

Fakten zum Salafismus in Deutschland

Infos
Foto: afp, FETHI BELAID

Darum ging es:

Illner hat sich einen großen und komplizierten Komplex vorgeknöpft. Den Hintergrund für die Debatte bilden die Angst vor Terror und Zuwanderung und die politische Radikalisierung im Westen, personalisiert durch Marine LePen, Donald Trump oder auch "Pegida". Ihre Frage: Sind die Ängste gerechtfertigt? Daher auch das Thema der Sendung: "Wen lassen wir ins Land?"

Die Gäste:

  • Armin Laschet, CDU-Vize
  • Sevim Dağdelen, Die Linke
  • Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden
  • Peter Neumann, Terrorexperte
  • Younes Al-Amayra, Blogger, Sozialpädagoge und Islamwissenschaftler

Die Diskussion:

Das Thema ist komplex, entsprechend bunt geht es in der Diskussion zu. Drei wichtige Stränge:

Wo entstehen die Gefahren? Neumann sieht die Wurzeln des Terrors nicht in Syrien oder bei Flüchtlingen, sondern in gescheiterter Integration in Europa. "Die Gefahr geht von denen aus, die schon in Europa gewohnt haben. Das haben wir in Frankreich gesehen." Ähnlich argumentiert auch Laschet. Schuster teilt diese Auffassung, bringt aber auch die Sorgen der jüdischen Gemeinde zum Ausdruck, dass aus dem arabischen Raum Antisemitismus importiert werden könnte. Man dürfe sich jetzt aber nicht aus Angst ins Schneckenhäuschen zurückziehen.

Wie bekämpfen wir die Wurzeln des Terrorismus? Einfache Frage, vielfältige Antworten. Die als Sondergast eingeladene Realschullehrerin Mahbuba Aykat aus Ludwigshafen berichtet davon, dass sie unter ihren Schülern schon Tendenzen zur Radikalisierung beobachtet hat, vor allem Jungen hätten schon mit den Taliban kokettiert. Ihr Lösungsansatz: Flüchtlingskinder müssen in den normalen Unterricht, sonst entstehen Parallelgesellschaften.

Der Berliner Islamwissenschaftler Younes Al-Amayra geht da ganz anders an die Dinge heran. Weder IS noch Salafisten will er dämonisieren. Seine Waffe ist der Humor. "Natürlich kann man damit keine Kriege gewinnen", sagt er. Aber Ängste nehmen. Auf Youtube betreibt er seit einigen Monaten den Satire-Kanal "datteltäter", darauf parodiert er Selbstmordattentäter und präsentiert flockig-ironisch Fakten zum Islam. "Wir haben so den Bildungs-Dschihad ausgerufen", erzählt er. Man müssen dem IS den Schrecken nehmen, um ihn zu entmystifizieren. Hier eins seiner Videos:

Wie erlangen wir Sicherheit? Laschet plädiert für eine bessere Zusammenarbeit der europäischen Geheimdienste und warnt vor Nationalismus: "Das ist eigentlich jetzt die Stunde Europas." Die Linke Dağdelen fordert hingegen deutlich mehr Gelder für Polizei, aber auch für Lehrer. Es geht ihr um Investitionen in Integration, um Auswüchse wie in den Pariser Banlieus zu verhindern. Terrorismus-Experte Neumann stimmt beiden ausdrücklich zu. Die Defizite in der Zusammenarbeit seien ein Skandal.

Der besondere Gast:

Mit seinen originellen Ansichten brachte Al-Amayra frisches Leben in die Debatte, zeigte die Stärke der westlichen Gesellschaft auf, aber auch ein Gegenstück zur Angst-Debatte. "Eher habe ich Angst vor Haarausfall", frotzelt der kahl rasierte Youtuber. Auch auf die Sorgen Schusters hatte er eine überzeugende Antwort parat: "Mein Vater ist Palästinenser, meine Mutter kommt aus Syrien — insofern bin ich der perfekte Judenschreck." Er würde ihn aber gerne einmal zu Humus und Falafel einladen. Die Syrer die jetzt nach Deutschland kämen, hätten ganz andere Sorgen als dass sie sofort einem "Juden in die Fresse hauen" müssten.

Erkenntnis: Wer gegen Terror etwas tun will, ist gut beraten, in Integration zu investieren. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Das mag eine Plattitüde sein. Aber das ändert sich in dem Moment, in dem man sie mit Leben füllt.

Liebe Leserinnen und Leser,
Ihre Meinung zu RP Online ist uns wichtig. Anders als sonst bei uns üblich gibt es allerdings an dieser Stelle keine Möglichkeit, Kommentare zu hinterlassen. Zu unserer Berichterstattung über die Flüchtlingskrise haben wir zuletzt derart viele beleidigende und zum Teil aggressive Einsendungen bekommen, dass eine konstruktive Diskussion kaum noch möglich ist. Wir haben die Kommentar-Funktion bei diesen Themen daher vorübergehend abgeschaltet. Selbstverständlich können Sie uns trotzdem Ihre Meinung sagen — per Facebook oder per E-Mail.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort