Trump-Putin-Talk bei Maybrit Illner "Wäre er erpressbar, hätte er nicht so reagiert"

Düsseldorf · Wenige Stunden vor den US-Luftschlägen in Syrien reden die Gäste von Maybrit Illner über das Verhältnis der USA und Russland. Die Frage lautet: "Trump und Putin - treibt Syrien sie auseinander?" Die Diskussion ist am Tag danach fast noch aktueller als am Abend.

Maybrit Illner diskutiert mit ihren Gästen.

Maybrit Illner diskutiert mit ihren Gästen.

Foto: ZDF

Mit den US-Luftschlägen in Syrien dürften sich die Hoffnungen auf einen Neustart der russisch-amerikanischen Beziehungen zerschlagen haben. Doch trotz oder gerade wegen der Angriffe stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen Russland und den USA. Immerhin hatte Trumps einen "Vergeltungsschlag" gegen Assad als Reaktion auf den mutmaßlichen Giftgasanschlag bereits erwägt und Russland vor den Luftschlägen darüber in Kenntnis gesetzt.

Darum ging's:

Wie also wird es jetzt zwischen US-Präsident Donald Trump und Wladimir Putin weitergehen? Das hängt nicht zuletzt davon ab, wie die beiden wirklich zueinander stehen. Darüber sprach am Abend Maybrit Illner mit ihren Gästen.

Die Gäste:

Peter Altmaier, CDU, Kanzleramtschef

Sahra Wagenknecht, Die Linke, Fraktionsvorsitzende im Bundestag

Ralph Freund, Republicans Overseas Germany

Frederik Pleitgen, CNN International

Elmar Theveßen, ZDF-Terrorismus-Experte und stellvertretender Chefredakteur

Frontverlauf:

Insgesamt verlief die Diskussion sehr sachlich. Zu Beginn der Sendung spekulierte die Runde, ob Trump in Syrien hart durchgreifen werde oder nicht. Der CNN-Journalist Frederik Pleitgen sah nach dem Giftgasanschlag in Syrien eine veränderte Lage in den USA: "Ich kann mir schon vorstellen, dass da jetzt eine andere Gangart zu sehen sein wird", sagt er. Pläne für mögliche Gegenschläge lägen mit Sicherheit beim US-Militär bereit. Dass es damit richtig lag, zeigte sich durch die Luftschläge gegen die syrische Armee in der Nacht. Weder Kanzleramtschef Peter Altmeier noch Terrorismusexperte Elmar Theveßen hatten wenige Stunden vor dem US-Angriff geglaubt, dass es zu einem solchen kommen wird.

Steckt wirklich Assad hinter dem Giftgasanschlag?

Die Runde diskutierte, ob tatsächlich der syrische Machthaber Baschar al-Assad das Giftgas eingesetzt hat. Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht sagte: "Was wir jetzt wirklich brauchen, ist erst eine rückhaltlose Aufklärung." Dass bestimmte Dinge sofort als Tatsachen dargestellt würden, sei unseriös. "Dieser Krieg ist barbarisch, und in diesem Krieg haben alle Seiten bisher Kriegsverbrechen begangen, alle. Das Regime von Assad, die sogenannten Rebellen, die ja überwiegend islamistische Terrormilizen sind. Das sind Leute, die würden wir in Deutschland als Gefährder einstufen. Das sind die, von denen wir in Syrien die Informationen bekommen. Und aufgrund solcher Informationen zu sagen: 'Wir wissen jetzt, wer es war', das finde ich wirklich nicht machbar."

Wagenknecht erinnerte an den Giftgasanschlag von 2013: "Da wurde auch sofort gesagt, das war Assad. Im Nachhinein hat es doch erdrückende Indizien gegeben, dass es Assad gar nicht sein konnte." Sie halte alle Seiten potenziell für skrupellos genug, dieses Gas einzusetzen.

Theveßen widerspricht, ihm zufolge sei der Anschlag von 2013 "ziemlich eindeutig der syrischen Regierung zuzuordnen".

Mit oder gegen Russland?

Ralph Freund, Mitglied der Republikaner, betont, dass die USA Russland brauchen: bei der IS- und Terrorbekämpfung oder als Verbündeten gegen Nordkorea. Freund prophezeit, Trump werde das Gespräch mit Russland suchen und in Syrien keine Alleingänge machen. Auch werde er das atomare Gleichgewicht auf der Welt nicht antasten. Der US-Präsident habe eine klare Linie, so Freund: Er wolle mit Russland kooperieren, weil er das Land geopolitisch braucht: "Er wird das nicht an Syrien scheitern lassen."

CNN-Journalist Pleitgen sagt, bei allen innenpolitischen Problemen Trumps sei es schwierig für ihn, ein gutes Verhältnis zu Russland aufzubauen - was die Russen frustriere. Sie hätten auf Tauwetter gehofft. "Im Endeffekt will Russland zurück auf die weltpolitische Bühne. Und Russland will auch, dass die Sanktionen zumindest überdacht werden und zum Teil vielleicht weggehen. Und da gibt es im Moment noch nichts, was darauf hindeuten könnte."

Muss Trump Distanz zu Russland vortäuschen?

Das FBI ermittelt, die Welt spekuliert, ob Russland sich in den US-Wahlkampf eingemischt hat. Kann Trump schon deshalb nicht enger mit Russland zusammenarbeiten, weil er unter diesem Verdacht steht, fragte Illner in die Runde. Theveßen sagte, Trump habe eine Interesse daran, sich Russland anzunähern, stehe aber innenpolitisch unter Druck. Bei den Republikanern sähen viele Russland immer noch als das "Reich des Bösen". Der Republikaner Freund stimmte dem teilweise zu: Vor allem in Washington müsse Trump sich gegen viele Mitglieder der eigenen Partei durchsetzen.

Die Affäre um die Russland-Beziehungen des Wahlkampfteams von Trump könne dem US-Präsidenten gefährlich werden, erklärte Theveßen: Wenn sich nachweisen ließe, dass Trump selbst in illegale Handlungen verwickelt war. Theveßen verwies auf die engen wirtschaftlichen Beziehungen des Trump-Imperiums zu Firmen, die mit der russischen Mafia verwoben gewesen seien. Zu einem Zeitpunkt, als das Trump-Imperium dringend Geld benötigt habe, seien auf einmal große Summen aus Russland geflossen. Im US-Wahlkampf sei dann versucht worden, diese Geschäftsbeziehungen für politische Zwecke zu nutzen. "Das ist eine Gemengelage, die Trump möglicherweise erpressbar machen könnte." Es bleibe abzuwarten, was die FBI-Ermittlungen ergäben.

Sahra Wagenknecht entgegnete, die angekündigte atomare Aufrüstung der USA und das aktuelle Handeln zeigten, dass Trump keine Marionette Putins sei. "Wäre er erpresspar, hätte er nicht so reagiert", sagte sie. Die Runde ist sich aber einig: Sollte sich herausstellen, dass Russland tatsächlich die US-Wahl beeinflusst hat, wäre der Spaß vorbei: USA hätten ein "Trump-Gate".

Zitate des Abends:

"Ich sehe im Augenblick keine unmittelbar bevorstehende Entscheidung für ein Engagement der Vereinigten Staaten militärisch in Syrien." (Peter Altmaier, CDU)

"Sowohl die USA als auch Russland ist ein Oligarchenkapitalismus. Und Trump gehört zu denen, die man auch als Oligarchen bezeichnen kann." (Sahra Wagenknecht, Die Linke)

(RP)
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