Ken Duken "Mein Aussehen ist mir nicht wichtig"

Der 36-Jährige spielt in "Zwei Leben" einen Anwalt, der NS-Verbrechen aufklären will. "Gute Nazi-Filme" würde Duken immer wieder drehen.

Düsseldorf Nach dem Zusammenbruch der DDR versucht der junge Anwalt Solbach (Ken Duken), das Unrecht, das norwegischen Kriegskindern angetan wurde, aufzuklären. Die Besatzungskinder mit einem deutschen Vater wurden in Lebensborn-Heime nach Deutschland verschleppt. Solbach will helfen, wühlt damit jedoch viel auf. Ein Gespräch über den Film "Zwei Leben" (ARD, heute, 20.15 Uhr), Hollywood und Frauentypen.

Viele Leute wissen nicht, wie man Ihren Namen ausspricht und denken, dass Sie Engländer oder Amerikaner sind. . .

KEN Duken Komischerweise sind die Deutschen die Einzigen, die nicht verstehen, dass es ein deutscher Name ist, und versuchen sich an englisch klingenden Aussprachen. Die Verwirrung hat auch mit meinem Vornamen zu tun. Meine Eltern haben damals überlegt, wie sie mich nennen sollen. Dann hat mein Vater gesagt: Moment mal, er heißt ja schon "Du Ken", dann nennen wir ihn auch Ken. Darunter habe ich in meiner Kindheit gelitten, inzwischen bin ich immun gegenüber Witzen über meinen Namen.

Würden Sie Ihrem Kind einen ähnlich englisch klingenden Namen geben?

Duken Mein Sohn heißt Viggo.

Duken Ja, wie Viggo Mortensen, aber nicht nach ihm. Ich mag den Namen einfach, weil er schön klingt.

Viggo kommt aus dem Altnordischen und bedeutet "Der Kämpfende". In "Zwei Leben" sind Sie es, der als Anwalt für Gerechtigkeit kämpft.

Duken Eine schöne, spannende Rolle. Ich mag Figuren, die nicht klar zu definieren sind, die nicht eindeutig gut oder böse sind. Und so war es auch mit dem Anwalt: Einerseits beginnt er die Tochter zu mögen, andererseits will er die Geschichte aufklären. Diesen Widerspruch fand ich spannend.

Es gibt sehr viele Filme, in denen es um die NS-Zeit oder die DDR geht. "Zwei Leben" verknüpft Nazi- und Stasi-Terror und beschäftigt sich mit einem unbekannten Thema der Zeit.

Duken "Zwei Leben" beruht auf mehreren wahren Geschichten. Und es wird nicht schwarz-weiß erzählt, sondern in vielen Grautönen, das gefällt mir. Gerade die Norweger haben sich lange nicht mit ihrer Vergangenheit auseinandergesetzt. Die Lebensborn-Kinder wurden als Kinder der Schande bezeichnet, was unheimlich krass ist, denn sie waren genauso unschuldig wie viele andere Kriegsopfer. Norwegen war besetzt, irgendwann wurde der Krieg insgesamt verloren. Aber es gab einige große Widerstandskämpfer.

Wird es Ihnen nicht zu viel mit dieser Art von Filmen? Einige deutsche Schauspieler empfinden es als Fluch, immer den Nazi zu spielen ...

Duken Früher habe ich das auch gedacht. Aber in den vergangenen Jahren habe ich viele dieser Filme gemacht: "Laconia", "Max und Helene". Es kann gar nicht genug Filme geben, die das Thema etwas ambivalenter aufnehmen. Es sind ja alles unterschiedliche Charaktere. Ich würde für den Rest meines Lebens eher den Nazi in wirklich guten Filmen spielen, als einen schlechten Film nach dem anderen zu machen.

Das heißt, es wird in Deutschland und in Hollywood in 30 oder 50 Jahren noch immer neue Nazi-Filme geben?

Duken Ich denke schon, dass die Filmindustrie immer wieder auf das Thema zurückkommen wird. Zu mir hat mal ein amerikanischer Filmproduzent gesagt, dass der Zweite Weltkrieg der letzte "romantische Krieg" ist, dass es anhand des Stoffes einfach ist, das Gute und das Böse darzustellen. So einfach ist es nicht mehr, würde ich sagen. Aber die Fehler der Vergangenheit dürfen nicht in Vergessenheit geraten, und Filme können dabei helfen.

Zieht es Sie nach Hollywood?

Duken Ich habe das für mich nie als Ziel verfolgt. Ich mache seit 18 Jahren Filme, überall auf der Welt, in sechs Sprachen. Ich bin gar nicht so erpicht darauf, aus Gehalts- oder anderen Gründen nach Hollywood zu gehen. Wenn dort ein Film gemacht wird, der mich anspricht, dann würde ich natürlich auch dort einen Film machen, aber das hängt ganz von der Rolle ab. Mir ist wichtig, zufrieden zu sein mit dem, was ich tue. Ich bin experimentierfreudig und möchte gerne Charaktere verkörpern, die ich noch nicht gespielt habe. Zum Beispiel in "The Lion Woman", da wurde ich in der Maske in fünf oder sechs Stunden in einen Echsenmann verwandelt. Das sind tolle Arbeiten.

Sie sind längst nicht mehr nur Schauspieler, sondern auch Regisseur und Produzent. Was ist der Grund dafür?

Duken Früher, als ich nicht immer das gespielt habe, was ich spielen wollte, habe ich begonnen, eigene Dinge zu kreieren. Als Schauspieler ist man oft Teil einer Vision, man tut letztlich das, was der Regisseur sich vorstellt, auch wenn man seinem Charakter natürlich etwas Eigenes mitgeben kann. Ich bin häufig nicht einer Meinung mit dem allgemeinen Konsens. Als Produzent oder Regisseur kann ich meine Ideen anders umsetzen. Und meine Erfahrung bislang ist: Es steht sich nicht gegenseitig im Weg, sondern bereichert sich.

Ist Til Schweiger ein Vorbild?

Duken Ich bewundere Til für das, was er macht. Aber ich würde es nie vergleichen, wir sind alle doch sehr unterschiedlich. Er ist insofern ein Vorbild, weil er die Filme macht, die er machen will. Jeder sollte die Filme machen, an die er selbst glaubt.

Sie sind ein Frauentyp. Last oder Freude?

Duken Ich kenne mein Gesicht seit 36 Jahren. So speziell finde ich es nicht, wenn ich in den Spiegel schaue. Aber mein Aussehen ist mir auch nicht besonders wichtig.

(RP)
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