"Das Supertalent" Micaela Schäfer macht den Rohrkrepierer

Das "Supertalent" ähnelt mehr und mehr einer Therapiesitzung für verzweifelte Existenzen. Manchmal geht selbst das schief. Das bewies am Samstagabend ein eigentümliches Experiment mit Dauernackt-Model Micaela Schäfer. Wohltuende Ausnahme: Zwei Percussionskünstler, die aus einem Auto einen ganzen Konzertsaal machen können.

Micaela Schäfer floppt beim Supertalent
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Dass das Supertalent gegenüber "Wetten, dass..?" den Kürzeren zieht, blieb auch am Samstag kein Geheimnis. Abermals gab es viel Leerlauf und etliche Bühnen-Acts nach Schema Eff. Das vom schweren Schicksal gebeutelte Kind, der gescheiterte DSDS-Sänger beim Neuanfang, die Künstlerin, die durch Singen ihre Krankheit besiegen will — alles schon gesehen. Dass sich das Format zunehmend wiederholt, weil frische Ideen ausbleiben, spricht inzwischen auch Chef-Juror Dieter Bohlen aus, ohne mit der Wimper zu zucken.

"Geile Figur hat sie"

Für eine bizarre Pointe sorgte am Ende dieses Abends zumindest das dschungelcamp-erfahrene Nackt-Model Micaela Schäfer. Sie wollte das Publikum zusammen mit dem Zauberer Jochen Stelter als Pinup-Mädchen aus dem Karton überraschen, etwas so wie die Stripperin zum Herrenabend aus der Torte.

Zunächst ließ der Magier den Pappkarton ein wenig schweben, nestelte dann aber gefühlte Stunden am Deckel herum, reichte Unterwäsche hinein und zog die Sache quälend in die Länge. Als Schäfer sich dann zeigte, waren Publikum und Jury längst entnervt. Nach dem geschlossenen "Nein" der Jury blickten Schäfer und Kampagnon ziemlich blöd aus der knappen Wäsche. Immerhin adelte sie Hunziker noch beim Abgang mit einem dahingeraunten "Geile Figur hat sie."

Manches Talent hat sich schnell überreizt

Dem Nacktmodel ging es ohnehin nicht ums Weiterkommen. Hauptsache mal wieder im Fernsehen, wird Schäfer sich gedacht haben. Das Spiel der blöden Nackt-Suse beherrscht sie immer perfekter. Im Einspieler vor ihrer Nummer hatte sie gar noch angekündigt, an diesem Abend Dinge zu machen, die keiner von ihr erwartet. "Heute bekomme ich wirklich eine ganze wichtige Aufgabe, die die ganze Welt verändern kann", sagte sie. Noch Fragen?

Dass sich das Supertalent für eine derart blöde Ego-PR hergibt, zeigt wie groß der Bedarf an Abwechslung inzwischen geworden ist. Daran änderten auch die wenigen echten Künstler in dieser Sendung kaum etwas. Das Zirkus-Duo Triberti rotierte auf Rollschuhen, die Dame wurde gelegentlich im Kreis durch die Luft geschleudert. Das sah spektakulär aus, war aber auf Dauer wenig ergiebig. Ähnliches galt für den Verrenkungs-Tänzer im Silberkostüm, der nur mit Mühe eine Runde weiterkam.

Wie eine Seebestattung

Zumindest durfte Gottschalk, Bohlen und Hunziker mal wieder eine Kandidatin der Gaga-Fraktion begrüßen, deren Nummer auch optisch etwas hermachte. Claudia Herr kam im Abendkleid mit Taucherbrille und kündigte durchaus würdevoll an: "Ich singe heute für euch unter Wasser." An der frischen Luft hörte sie sich noch nach einem aparten Sopran an, im Tauchbecken endete ihr Gesang wenig überraschend als Blubber-Arie. Bohlen fühlte sich an eine Seebestattung erinnert.

Einen Kracher hatte zu später Stunde aber noch das Duo Christian und Leo zu bieten. Im Opernfrack dengelten die zwei mit großem Geschick auf der Karosserie eines ganz normalen PKWs herum, produzierten dabei schier unglaublich viele unterschiedliche Klänge und ließen die auch noch so rhythmisch-groovy klingen, als ob sie direkt aus dem Plattenstudio kämen. Nicht nur Blech nutzten sie als Schlagzeug-Utensil, auch Türenschlagen, Fenster und zum Abschluss eine große Trennscheibe, mit der sie nicht minder zielsicher an dem Wagen herumflexten.

Gottschalk zog den Halbfinal-Joker

Bei Gottschalk löste ihr Auftritt eine solche Begeisterung aus, dass er das Duo direkt ins Finale buzzerte. Erstaunlicherweise hielt nur Bohlen sich zurück. "Von mir hättet Ihr noch nicht mal ein Ja gekriegt", ließ er die beiden wissen. Er habe eh schon immer Sorge um sein Auto. Mit einem spontanen Kommentar eroberten die zwei Frackträger dann auch noch die letzten Sympathien des Publikums, als sie Bohlen augenzwinkernd versprachen: "Herr Bohlen, wir machen auch Hausbesuche."

(pst)
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