Dschungelcamp-Abschied Der Wendler — niemals ein König

Dinslaken · Michael Wendler war ausgezogen, um Dschungelkönig zu werden. Dann aber schmiss er als erster Kandidat in der RTL-Show "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus" hin. Ein Erklärungsversuch.

Die besten Bilder von Michael Wendler
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Michael Wendler war ausgezogen, um Dschungelkönig zu werden. Dann aber schmiss er als erster Kandidat in der RTL-Show "Ich bin ein Star — Holt mich hier raus" hin. Ein Erklärungsversuch.

Er hat sie also doch, eine Schmerzgrenze. Am vierten Tag im "Dschungelcamp" genannten C-Promi-Beschäftigungslager "Ich bin ein Star — Holt mich hier raus" hat Michael Wendler sie erreicht. Die persönliche Schmerzgrenze des Michael Wendler hat etwas mit Essen und Hygiene zutun. Konkret: Er komme mit 20 Gramm Reis und Bohnen am Tag nicht aus.

Und es helfe niemandem, wenn er bald zu schwach würde, die für die kommenden Wochen geplanten Konzerte zu spielen. "Ich habe eine Familie zu ernähren", sagt der Popschlagersänger mit eigenem Pferdegestüt in Oberlohberg und guckt so betreten in die Kamera, wie er denkt, dass es jemand tut, der wirklich Existenzsorgen hat.

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Foto: RTL/Stefan Menne

Der Kollaps kam plötzlich. Denn eigentlich hatte Michael Wendler angekündigt, die vollen zwei Dschungelcamp-Wochen darauf zu verwenden, den Deutschen zu zeigen, wer er wirklich ist. Was manche als Drohung verstanden, machte andere neugierig: Kann hinter dem Mann, der zuletzt vor allem durch seine öffentlich ausgetragenen Rechtsstreitigkeiten aufgefallen war, eine liebenswerte Künstlerseele stecken?

Jemand, den die deutsche TV-Nation in ihr Herz schließen und womöglich wirklich als König zurück auf den Popschlagermarkt spülen würde, in die Kleinstadtdiscotheken und Vereinsheime, in denen er dann stolz mit Krone die Bühnen hätte besteigen können? Sein Plan, nicht unkompliziert: "Ich habe mich verändert, und dies ist für mich eine Riesenchance zu zeigen, wie der 'neue Wendler' ist, und wie ich als Mensch bin." Der Künstler "der Wendler" wollte also über den Menschen Michael Wendler den Zuschauern zeigen, wie der Mensch Michael Wendler und wie der neue "der Wendler" ist. Ein Mann, eine Menge Persönlichkeiten.

Während der alte "der Wendler" noch vor Showbeginn in jede Kamera getönt hatte, er werde keine der obligatorischen Dschungel-Prüfungen absolvieren — und sich damit eine etwa gleichgroße Menge Ärger und mediale Aufmerksamkeit eingehandelt hatte, ist der neue "der Wendler" sensibler: Seinem Kandidaten-Kollegen Jochen Bendel erzählte Kumpel Micha im Camp von den steinigen Anfängen seiner Schlagerkarriere.

"Ich habe früher natürlich auch total übertrieben. Mein Manager und ich sind mit Ferraris zu den Auftritten gefahren. So richtig einen auf dick gemacht." Heute würde er sich wünschen, "dass die Leute sich wieder mehr auf meine Musik konzentrieren." Stattdessen stehe immer nur seine Person im Mittelpunkt. Moderator Bendel reagierte gerührt: "Ich mag an dir total, dass du so sensibel bist, das liebe ich an dir."

Die Liebe erlischt, als Michael Wendler, der Micha, der Wendler, neu und alt, am Dienstag mit ausgebreiteten Armen den in jeder Hinsicht falsch klingenden Satz "Ich bin ein Star — Holt mich hier raus" ruft und damit vorzeitig seine Chance auf eine Krone aus Laub und Früchten begräbt. Seine Dschungel-Kollegen sind beleidigt, wittern Kalkül, weil der Erstausgeschiedene mit großem Medienecho zu rechnen habe, weil ohnehin alles nur Werbung für seine neue CD gewesen sei, die an diesem Freitag in die Läden kommt. Die sozialen Netzwerke stimmen mit ein, auf facebook und twitter ist man sich einig: Er habe nie wirklich vorgehabt, sein wahres Gesicht zu zeigen. Der Wendler habe alle um den "echten Micha" betrogen.

Die Wahrheit aber ist vielleicht viel simpler. Möglicherweise ist der Mann, der unter fadenscheinigen Begründungen das Dschungelcamp verlassen hat, viel authentischer, weil eindimensionaler als jeder andere Kandidat: Michael Wendler ist der Wendler. Und während der sich im Hotel um die Promotion für sein neues Best-of-Album kümmert, hat er seinen Dschungelkollegen einen der beiden Luxusgegenstände überlassen, die jeder Kandidat mit ins Camp nehmen durfte: Das Wendler-Parfum "DJ Love", das beim Betätigen des Sprühkopfes eine 23-sekündige Sequenz seines Hits "Sie liebt den DJ" abspielt. Die Leute sollen sich endlich wieder auf seine Musik konzentrieren.

(RP)
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