Iris Berben "Mit 66 denke ich über Heirat nicht nach"

Die Schauspielerin spielt im Zweiteiler "Familie!" und spricht darüber, warum sie trotz Sohn und Partner gern alleine ist.

Es bleibt in der Familie: Fernsehstar Iris Berben (66) ist häufig in Filmen zu sehen, die von der Produktionsfirma ihres Sohnes Oliver hergestellt werden. Das gilt auch für den Zweiteiler "Familie!", der heute und am Mittwoch jeweils ab 20.15 Uhr im ZDF läuft. Iris Berben spielt die Hamburger Anwältin Lea Behrwaldt, Jürgen Vogel deren Sohn Lennart. Als der erfolgreiche Sternekoch Vater wird und kurz darauf schwer verunglückt, werden in der Familie Prozesse in Gang gesetzt, die ihr Leben für immer verändern.

Frau Berben, sind Sie ein Familienmensch?

Iris Berben Nicht in dem Sinne, dass man ständig im Austausch miteinander steht oder alle Feste zusammen feiert, das ist mir schon beruflich gar nicht möglich. Aber der Gedanke, dass Familie ein Schutzraum sein sollte, der Sicherheit und Vertrauen bietet, der ist mir nah - von daher bin ich ein Familienmensch.

Ist Blut wirklich dicker als Wasser?

Berben Das glaube ich nicht. Die von mir gespielte Figur im Film sagt ja gleich zu Anfang, dass Familie die Menschen sind, die man sich nicht ausgesucht hat - eine sehr weise Feststellung. Klar bedeutet Familie Herkunft, das ist der Boden, auf dem jeder von uns steht und von dem man sich nicht mir nichts dir nichts entfernt. Aber wenn sich im Lauf der Zeit herausstellt, dass Familie in erster Linie etwas ist, was nur Schmerz bereitet, dann hat das Konsequenzen - und jemand sagt sich vielleicht, dass er sich von seiner Familie befreien muss, Blut hin oder her.

Ein Gedanke, der Ihnen auch schon gekommen ist?

Berben Nein, ich bin mit meiner Familie sehr zufrieden. Aber ich kann den Gedanken nachvollziehen.

Hatten Sie ein liebevolles Elternhaus?

Berben Meine Eltern haben sich getrennt, als ich noch klein war, und meine Mutter ist dann sehr früh ins Ausland. Ich war viele Jahre im Internat, habe aber dennoch eine intensive Beziehung zu meinen Eltern und Großeltern gehabt.

Die Internatszeit war sicher hart...

Berben Als Kind empfindet man das gar nicht so. Ich war ja ein Einzelkind, und da gab es plötzlich ganz viele neue Geschwister für mich, das war schön. Da ich aber ein anstrengendes Kind war und Schwierigkeiten hatte, mich immer gleich in so eine Gemeinschaft einzuordnen, musste ich das ein oder andere Internat auch wieder verlassen (lacht). Aber diese Zeit hat mich in gewisser Weise auch weitergebracht. Außerdem ging's viermal im Jahr zur geliebten Mutter nach Portugal in die Ferien - das war herrlich.

Leben Ihre Eltern noch?

Berben Nein.

Sie sind früh ins Filmgeschäft eingestiegen und haben mit 21 ein Kind bekommen. War es Anfang der 70er schwer als alleinerziehende Mutter?

Berben Das wurde damals von außen sehr deutlich kommentiert, man war den moralischen Vorstellungen der damaligen Zeit schon sehr ausgesetzt. Aber für mich war es mein Leben lang immer wichtig, autonom leben zu können, und deshalb habe ich auch nicht mit meiner Entscheidung gehadert, dieses Kind zu bekommen, das ein absolutes Wunschkind war.

Das Wunschkind ist Ihr Sohn Oliver, aus dem ein erfolgreicher Produzent geworden ist...

Berben Stimmt, und das Tolle daran: Wir sind uns in der Haltung zum Beruf sehr ähnlich. Wir sind uns absolut darüber einig, wie seriös und professionell man diesen Beruf angehen muss. Die familiäre Zusammenarbeit ist schon angenehm, ich drehe allerdings nicht nur mit Oliver Filme, sondern auch mit einer Reihe anderer Produktionsfirmen (lacht).

Könnten Sie sich vorstellen, mit Ihrem Sohn und seiner Familie unter einem Dach zu leben?

Berben Nein, zumindest nicht derzeit. Ich besuche ihn zwar oft, und wir verreisen sogar gelegentlich miteinander, aber ich bin zu sehr Individualist fürs Zusammenleben. Möglicherweise sehe ich das anders, wenn ich älter und auf Hilfe angewiesen bin.

Sie haben einen Lebensgefährten, wohnen aber allein...

Berben Wir haben zwei Wohnungen und treffen uns, wann immer wir uns sehen wollen. Dadurch, dass ich oft unterwegs bin, mit vielen Menschen zu tun habe und intensiv mit ihnen arbeite, ist es mir auch wichtig, dass ich mal mit mir selber bin.

Warum haben Sie nie geheiratet?

Berben Das hielt ich nie für notwendig. Ich wurde durch die 68er-Bewegung sozialisiert, und da hat man nicht an Heirat geglaubt - Ehe war ja damals ein regelrechtes Schimpfwort. Und da ich ja nun schon 66 bin, muss ich auch nicht mehr über Heirat nachdenken (lacht).

Das Gespräch führte Martin Weber.

(RP)
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