Gebrüder Grimm & Co Moderne Märchenstunde auf ProSieben

ProSieben zeigt ab heute vier neue Filme mit Geschichten der Gebrüder Grimm. Das Staraufgebot ist groß, dafür sind die Scherze flach. In der ersten Folge geht es um Esel, Ziegen und echte Männer.

Die Sieben, das wissen Gebrüder-Grimm-Fans von früher, ist "die" klassische Märchen-Zahl: sieben Raben, sieben Zwerge, sieben Berge. Kein Wunder, dass ausgerechnet ProSieben sein Quotenglück erneut im Land der total durchgeknallten Märchen-Parodien sucht. Im Frühjahr sahen bis zu 6,33 Millionen Zuschauer die ersten vier "Es-war-einmal-Storys" für Erwachsene, getreu dem Motto: "Dornröschen meets ,Die Nackte Kanone'." Immer montags zur besten Sendezeit, um 75 Minuten nach sieben (20.15 Uhr), bemühen sich nun erneut so viele populäre Fernseh-Gesichter wie möglich (zum Beispiel Christian Ulmen, Alexandra Neldel und Hella von Sinnen), pro Folge wenigstens sieben halbwegs gute Witze zu reißen. Das klappt selten.

Los geht es heute Abend mit der Geschichte vom "Tischlein, deck' dich - Esel, Ziegen, echte Männer". Die Kern-Handlung ist bekannt. Da gibt es den hundsgemeinen Vater (Ralf Richter), der seine Söhne (Tobias Schenke, Elton und Ingo Naujoks) wegen einer ziemlich verfressenen, verlogenen Ziege nacheinander aus dem Haus wirft, drei Jungs, die daraufhin in die Welt hinaus ziehen und als gemachte Männer nach Hause zurückkehren, mit einem Tischlein, das sich ganz von alleine deckt, einem Esel, der auf Kommando Golddukaten wirft sowie einem alles und jeden verkloppenden "Knüppel aus dem Sack". Hinzu erfunden haben die Münchner Märchenonkel und -tanten allein das recht unterhaltsame, ansatzweise gesellschaftskritische Drumherum. So spielt etwa Ralf Richter keinen Schneider, wie in der Original-Fassung vorgesehen, sondern einen arbeitslosen, frustrierten, pöbelnden Bergmann, der täglich in der sehr bunt bebilderten "Wald"-Zeitung liest, dass die Zwerge in den Bergbau drängen.

Produziert wurden die vier schrägen Streifen bereits im Herbst 2005 - und zwar ziemlich aufwendig, wie Pro 7 betont: 4000 Quadratmeter Studiogelände in Prag, der Heimat der allerschönsten Märchenfilme, seien bebaut worden. In "Hans im Glück" reitet die Azubi-Hexe Rabea auf einem fliegenden Besen. Dafür wurde Darstellerin Nora Tschirner in ein Seilsystem eingespannt, unter die Studiodecke gehangen und durch die Luft gewirbelt. Und für "Tischlein deck' dich", "Frau Holle" und der "Froschkönig" ließ die Produktionsfirma Rat Pack eigens so genannte Animatronics anfertigen: unter anderem ein Esel-Hinterteil, aus dem Goldmünzen fallen, eine schwanzwedelnde Ziege, einen sprechenden Baum sowie drei voll animierte, motorbetriebene, ferngesteuerte Frösche. Es ist nicht zuletzt die Liebe zum Detail, die beweist, dass die "Pro 7 Märchenstunde" mehr herbeizaubern will, als eine Verhunzung der alten Grimm-Klassiker. Allerdings - gerade die Erinnerung an diese macht deutlich, wie platt der Humor der modernen Versionen wirklich ist. Märchenstunde, "Tischlein deck' dich", ProSieben, 20.15 Uhr.

(Rheinische Post)
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