Moderator starb mit 85 Jahren "Mr. Pumpernickel" Chris Howland ist tot

Köln · Der notorisch gut gelaunte Moderator mit dem markanten britischen Akzent avancierte als Radiomoderator in den 50ern zum Star. Im Kino und Fernsehen setzte er seine Karriere fort. Jetzt ist er im Alter von 85 Jahren gestorben.

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Unter den zahlreichen Talenten, die Chris Howland besaß, war seine Gabe, gute Laune zu verbreiten, besonders ausgeprägt. Dabei gelang ihm das Kunststück, niemals anbiedernd, sondern stets authentisch zu wirken — vielleicht auch dank seines markanten britischen Akzents. Howland war der leicht spleenige Engländer, der den deutschen Radiohörern in den 50ern internationale Hits nahebrachte, einigermaßen verrücktes Liedgut also. Zu der Zeit entstand auch sein Spitzname, Heinrich Pumpernickel — ein Gag, mit dem die ewige Quasselstrippe Howland eine Sendung abmoderierte, um einen Tonmeister aus der Reserve zu locken. Der Plan misslang, der Name blieb. Für immer. Wie gestern bekannt wurde, ist Chris "Mr. Pumpernickel" Howland bereits in der Nacht zum Samstag in seinem Haus in Rösrath bei Köln gestorben. Er wurde 85 Jahre alt.

Wahrscheinlich hat Howland mit dazu beigetragen, den Dampfplauderern im Radio den Weg zu ebnen. Schon in seiner ersten Sendung für den NWDR 1952 mokierte er sich über die Bezeichnung "Schallplattenjockey" und ließ das Galoppieren und Wiehern eines Pferdes einspielen. Mit derartigen Gimmicks und seinem exotisch klingenden Plauderton — seine ersten Moderationen las er in Lautschrift von vorbereiteten Kärtchen ab — brachte er es schnell zum Publikumsliebling. Sogar der "Spiegel" druckte sein Konterfei auf dem Titel. Howland war so etwas wie ein Popstar, und als solcher strebte er nach mehr als nur Radio. Fünfmal spielte er — ausnahmslos komische — Nebenrollen in Karl-May-Verfilmungen, darunter "Der Schut", und reüssierte erfolgreich als Schlagersänger mit Titeln wie "Das hab' ich in Paris gelernt" oder "Hämmerchen-Polka".

Ganz logisch erschien daraufhin der Sprung ins Fernsehen. Mit "Musik aus Studio B" landete Howland den nächsten Treffer, eine Hit-Show vor der Kamera statt vor dem Mikro. Es folgte die Sendung "Vorsicht Kamera", die der WDR 1962 auf Druck des damaligen Vizekanzlers Erich Mende (FDP) absetzen ließ, weil der die Privatrechte der Opfer verletzt wähnte, was angesichts heutiger Diskussionen über Privatsphäre geradezu rührend wirkt.

Als es bei Chris Howland auch privat kriselte, stieg er auf dem Gipfel seiner Popularität aus, baute ein Hotel auf Mallorca — und scheiterte erstmals. Das Leben des lustigen Engländers war auf einmal gar nicht mehr so lustig. Fünf Jahre dauerte diese Auszeit, aber auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland lief es für Howland nicht mehr so selbstverständlich wie früher. Er war jetzt der Mann für die nostalgischen Rückblicke auf goldene Schlagerzeiten. Vor zehn Jahren reaktivierte Howland seine Liebe zum Radio, moderierte auf WDR 4 seine "Spielereien mit Schallplatten".

WDR-Intendant Tom Buhrow sagte am Montag, der Begriff Legende würde viel zu häufig benutzt, aber "Chris Howland war wirklich eine". Der Brite würde das niemals unterschreiben, dazu war er viel zu bescheiden. Aus seiner Sicht folgte er nur einem vorgezeichneten Weg, denn schon sein Vater war Moderator bei der BBC. Seine eigenen Gesangskünste beispielsweise befand der gelernte Imker als zu schlecht, um eigene Lieder von früher in seinen Sendungen aufzulegen. Auch die Unterstellungen, sein starker Akzent werde von ihm der Unverwechselbarkeit halber besonders gepflegt, wies er stets entrüstet zurück. Das sei keine Masche, sondern sein Mund eben so gebaut. Wir werden dieses herrlich verbaute und vorlaute Mundwerk vermissen. Goodbye, Mr. Pumpernickel.

(RP)
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