Nachlese zum "Tatort: Zwei Leben" Jeder hadert mit seinem Schicksal

Düsseldorf · Die Schweizer "Tatort"-Kommissare werden mit ziemlich vielen menschlichen Abgründen konfrontiert. Ein Bauunternehmer landet vor einem Fernbus – es ist das Ende einer Täuschung. Insgesamt ist der Krimi "Zwei Leben" mit Erzählsträngen überladen.

"Tatort: Zwei Leben": Schweizer Kommissare ermitteln
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Foto: ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler

Die Schweizer "Tatort"-Kommissare werden mit ziemlich vielen menschlichen Abgründen konfrontiert. Ein Bauunternehmer landet vor einem Fernbus — es ist das Ende einer Täuschung. Insgesamt ist der Krimi "Zwei Leben" mit Erzählsträngen überladen.

Worum geht es? Um seine Firma zu retten, täuscht ein Bauunternehmer seinen Tod vor. Weil er dadurch aber kleine Handwerker in den Ruin getrieben hat, muss er tatsächlich sterben. Mehr oder weniger mühsam finden die Kommissare Ritschard und Flückiger heraus: Der tote Mann, der vor dem Fernbus gelandet ist, ist der Baulöwe.

Worum es wirklich geht? Um eine Psychologin, die mit ihrem Schicksal hadert. Um einen Busfahrer, der mit seinem Schicksal hadert. Um Erben, die mit ihrem Schicksal hadern. Und, natürlich, um Kommissare, die, Obacht, mit ihrem Schicksal hadern. Insgesamt wollen die Autoren von zu vielen persönlichen Abgründen erzählen und verlieren so beim Einzelnen das Auge fürs Detail.

Dialog für die Ewigkeit Der findet im noblen Seniorenstift statt. Sagt der eine frühere Geschäftskollege: "Ich hab geglaubt, du bist tot." Sagt der andere frühere Geschäftskollege: "Ich auch, ich auch."

Den kenn ich doch Roland Bonjour — Wortspiele verbieten sich. Wer in der Vorwoche schon den Stuttgarter "Tatort"-Kollegen zugesehen hat, wird sich an Bonjour erinnern. In Stuttgart war der Schauspieler Strafverteidiger, in der Schweiz ist er nun als Halbsohn des toten Bauunternehmers zu sehen.

Der Aha-Moment Spätestens als die hadernde Psychologin Roth zum besorgten Kommissar Flückiger sagt: "Es ist gut, dass Sie da waren. Aber ich will nicht, dass Sie noch mal herkommen", ist jedem klar, dass mit dieser Frau etwas nicht stimmt. Die in Harvard gescheiterte Handwerkstochter agiert für den Zuschauer viel zu offensichtlich, als dass sie dem Verdächtigen-Radar entgehen könnte.

Der richtige Zeitpunkt für den Klogang Damit können Sie nach einer einfachen Regel verfahren: Wann immer Sie den Vorgesetzten der beiden Kommissare, Regierungsrat Eugen Mattmann (Jean-Pierre Cornu) sehen, können Sie gehen. Zur Toilette, zum Kühlschrank oder zum Pizzaboten. Die Dialoge, die Sie dann verpassen, gehören zum gähnend-langweiligen Standardrepertoire eines "Tatort" von, sagen wir, 1997.

Warum sollte man den nächsten Schweizer "Tatort" trotzdem sehen? Weil man ja irgendwie erfahren muss, was aus Kommissarin Ritschard und der Lieferantin des Asia-Imbisses wird. Wenn eine Liebschaft so bizarr angekündigt wird wie hier, kann die Fortsetzung nur noch schräger werden.

(her)
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