Moderator von "Wetten, dass..?" "Markus Lanz steht für Flachland-Entertainment"

Berlin · Mehr als 170.000 Menschen haben eine Online-Petition gegen Lanz' Talkshow unterzeichnet und fordern die Absetzung des Moderators. Auch gegen seine zweite Abendsendung im ZDF gibt es weiter viele Proteste. Heute Abend unternimmt er bei "Wetten, dass..?" einen neuen Anlauf.

 Unter Druck: Markus Lanz.

Unter Druck: Markus Lanz.

Foto: dpa, Rolf Vennenbernd

Markus Lanz entwickelt sich zum Zuschauerfeind Nummer 1 im deutschen Fernsehen. Dabei dürfte der 44-Jährige gehofft haben, dass sich die Wogen nach massiver Kritik an seinen "Wetten, dass..?"-Sendungen im vergangenen Jahr endlich glätten. Doch die Lage hat sich weiter zugespitzt. Jetzt ruft auch noch seine dreimal wöchentliche Talkshow im ZDF große Empörung hervor. Eine Online-Petition mit dem Titel "Raus mit Markus Lanz aus meiner Rundfunkgebühr!" der Zuschauerin Maren Müller aus Leipzig macht sich für die Absetzung stark. Schon mehr als 170.000 Menschen haben auf der Plattform "Open Petition" unterzeichnet.

Hintergrund für die Forderung nach dem Rauswurf des Moderators ist die Ausgabe der Talkshow vom 16. Januar, in der Lanz die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht in ein Streitgespräch verwickelte und ihr immer wieder ins Wort fiel. Dem Gastgeber mangele es an "einem Mindestmaß an Höflichkeit", formulierte die Petitions-Verfasserin.

Jetzt räumte auch Lanz erstmals Fehler ein: "Wenn das energische Nachfragen zu rustikal und sogar persönlich war, dann bedaure ich das", sagte Lanz dem Mediendienst "DWDL.de". Dies habe er Wagenknecht auch in einem längeren Telefonat gesagt.

Flachland-Entertainment

Der Medienforscher Bernhard Pörksen aus Tübingen hat eine Erklärung für das Phänomen. "Lanz ist zur prominenten Symbolfigur geworden", sagte der Wissenschaftler "Zeit online". "Er steht für ein Flachland-Entertainment, das man eher bei den Privaten erwarten würde und nicht bezahlen will. Aus meiner Sicht ist die Anti-Lanz-Petition eigentlich ein doppelter Protest."

Zum einen werde deutlich, dass die Debatte über Rundfunkgebühren keineswegs abgeschlossen sei und es eine gesellschaftliche Unzufriedenheit gibt, die nun am konkreten Fall aufflackere. Zum anderen sei der Unmut Ausdruck einer allgemeinen Inszenierungs- und Medienverdrossenheit. Mit einem "derart schlecht geschauspielerten Politik-Interesse, einem so fröhlich-kenntnisfreien Fragestil und einer so offensichtlichen Gier nach Aufmerksamkeit" wolle sich der Zuschauer nicht konfrontiert sehen.

Das ZDF stellte sich zunächst hinter Lanz. "Viele Zuschauer haben den Stil der Diskussion mit Frau Wagenknecht kritisiert", hieß es in einer Mitteilung. "Diese Kritik nehmen wir ernst und haben das auch intern diskutiert. Die Redaktion und der Moderator hatten im Nachgespräch mit Frau Wagenknecht nicht den Eindruck, dass sie mit der Sendung unzufrieden war. Kontroverse Diskussionen sind Bestandteil des erfolgreichen Formates."

"Lanz und Quotendruck"

Heute steht Lanz für "Wetten, dass..?" in Karlsruhe vor der Kamera. Sein ständiges Unterbrechen und seine Besserwisserei sind es auch beim Samstagabend-Klassiker — abgesehen von unpassenden Witzen —, die dazu führen, dass sich viele Zuschauer Thomas Gottschalk zurückwünschen. Die Show hat seit dem Moderatorenwechsel 2012 deutlich an Beliebtheit eingebüßt. Gerade mal rund sieben Millionen Zuschauer wollten die letzten Ausgaben sehen — weniger als jetzt das tägliche Dschungelcamp auf RTL.

Lanz bekommt auch heute Abend erheblichen Quotendruck. Die RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" läuft parallel zu "Wetten, dass..?". Sie hatte zuletzt stabile Quoten. Und im Anschluss daran, ab 22.15 Uhr, wird sich das quotenstarke Dschungelcamp mit dem Ende der ZDF-Sendung überschneiden.

Zu Gast sind Schauspieler Liam Neeson, sein deutscher Kollege Hans Sigl ("Der Bergdoktor"), Komiker Atze Schröder, Sängerin Yvonne Catterfeld sowie Fußballspieler Max Kruse (Borussia Mönchengladbach). Für die Musik sorgen Peter Maffay und James Blunt. Möglicherweise findet Lanz Trost bei seinen prominenten Gästen — wenn er sie denn zu Wort kommen lässt.

Liam Neeson könnte darüber berichten, dass er mit Schindlers Liste 1994 zum Weltstar wurde, doch in seiner Karriere auch Tiefpunkte erfahren musste. 2013 war er für "Die Goldene Himbeere" als schlechtester Darsteller nominiert. Doch in diesem Jahr kommt er mit mehreren Kinofilmen zurück auf die Leinwand. Ob auch Lanz es schafft, wieder beliebter zu werden?

"Wetten, dass..?", ZDF, Sa. 20.15 Uhr

(RP)
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