Hamburg Päpstlicher Kampf gegen die Mafia

Hamburg · Der Historiker und Mafia-Experte John Dickie enthüllt in einer Arte-Doku kriminelle Verbindungen.

Die Mafia und die katholische Kirche - über die unglückselige Verbindung zwischen der Institution Kirche und dem organisierten Verbrechen hat es schon etliche Filme gegeben. Ausführlich schaut nun die Dokumentation "Der Papst und die Mafia" hinter die Kulissen. Die bekanntesten Organisationen sind die Cosa Nostra aus Sizilien und die Camorra aus Neapel. Im Film geht es aber hauptsächlich um die 'Ndrangheta - sie ist die Vereinigung der kalabrischen Mafia, die in Europa, Nord- und Südamerika sowie Russland und Australien operiert. Es gehören etwa 7000 Mitglieder und etwa 90 Clans dazu. Sie gilt als die mächtigste Mafia-Organisation Europas mit 50 Milliarden Euro Jahresumsatz (überwiegend erzielt mit Drogenhandel und Müllentsorgung).

In der Schweiz, in Spanien und eben auch in Deutschland wird das Geld aus dem Drogenhandel gewaschen und sodann in weit verzweigte Netzwerke aus Politik und Institutionen gesteckt. Im Zusammenhang mit den Mafiamorden von Duisburg im August 2007 haben Ermittlungen ergeben, dass die 'Ndrangheta insbesondere in Nordrhein-Westfalen über feste Stützpunkte verfügt. Der Zuschauer erfährt einiges über die geschichtliche Entwicklung Italiens, den Kampf der Kommunisten und der Christdemokraten gegeneinander - und dass Mafiakontakte und Geldwäsche der Vatikanbank viel länger in die Vergangenheit reichen, als bisher bekannt war. Kirche und Cosa Nostra waren der Doku zufolge während des gesamten Kalten Krieges ein eingespieltes Gespann. Dabei handelte und handelt es sich stets um Gangster, die erst beten und dann schießen. Männer, Frauen und Kinder werden ohne Zögern ermordet. Es wird geradezu erschreckend deutlich, dass nahezu alle diese Verbrecher tiefgläubig sind und der Familie einen sehr hohen Stellenwert einräumen.

Unter anderem zeigt der Dokumentarfilmer einen 600 Quadratmeter großen unterirdischen Bunker, in dem Mafiosi wie die Ratten gelebt haben. Er spricht mit Priestern, Richtern und Ermittlern, er zeigt Archivmaterial - ehemalige oder gar aktive Politiker oder Angehörige der Mafia kommen bedauerlicherweise nicht zu Wort.

"Der Papst und die Mafia", Arte, 20.15 Uhr

(dpa)
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