Berlin Plötzlich IS-Terrorist

Berlin · "Macht Euch keine Sorgen" zeigt die Geschichte um eine Familie, deren Sohn sich dem IS anschließt.

"Lebst du?", schreibt Stefan Schenk seinem Sohn. "Bist du wirklich beim IS, Jakob?" Es wirkt ein bisschen naiv, wie der Familienvater den Verschollenen aufzustöbern versucht. Doch es hat einen Grund. Denn plötzlich stand das LKA am Abendbrottisch der Familie: Jakob habe sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen. Beamte durchsuchten sein Zimmer. Da dachte die Familie noch, der junge Mann sei im Spanienurlaub.

Jetzt versucht der Vater, Jakob zu erreichen. Irgendwo in Syrien. Auf anderthalb Stunden komprimiert zeigt das Erste heute ein Familiendrama mit dem fast zynisch klingenden Titel "Macht Euch keine Sorgen" - wie es Jakob irgendwann in einer E-Mail schreibt.

Vater Schenk und sein ältester Sohn David fassen den aberwitzig scheinenden und doch erfolgreichen Plan, Jakob an der jordanisch-syrischen Grenze zu treffen und nach Deutschland zu holen. Doch zu Hause beginnen die Probleme eigentlich erst. Die Ermittler wollen wissen, ob Jakob als Schläfer heimgeschickt wurde und welche Gefahr in Deutschland von ihm ausgeht. Jede Suche im Internet ist verdächtig. Auch die Nachbarn sind misstrauisch. Im Sportverein geht eine Mitspielerin auf die Barrikaden wegen tödlicher Anschläge.

Auch innerhalb der Familie brodelt es, bei den Eltern schwankt die Gefühlslage. Hätten die überzeugten Christen ihrem Sohn die Konversion zum Islam verbieten sollen? Haben sie ihrem Kind zu viel vertraut? "Da prallt Wut und Unverständnis auf Verantwortungsgefühl und Liebe, so wie es wohl in jeder Familie wäre", sagt Kathi Liers. Gemeinsam mit Jana Simon hat sie das Drehbuch geschrieben. Die beiden haben dafür aufwendig recherchiert, sich an echten Fällen orientiert.

Wichtig ist ihnen zu zeigen, dass eine solche Geschichte jedem passieren kann. "Auch in Wirklichkeit stammen IS-Rückkehrer aus verschiedenen familiären und sozialen Hintergründen", sagt Simon. Liers meint: "Es ist keine Geschichte über ,die anderen', sondern ,über uns'. Wir hoffen, sie ist dadurch umso alarmierender und berührender."

"Macht Euch keine Sorgen", Das Erste, 20.15 Uhr

(dpa)
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