Cordula Stratmann "Politik wäre mir zu anstrengend"

Die Komikerin über ihre neuen, humorvollen Serien "Die Kuhflüsterin" (ARD) und "Ellerbeck" (ZDF).

Köln Nach der Geburt ihres Sohnes hat sich Cordula Stratmann (51) rar gemacht. Jetzt kehrt die Komikerin gleich mit zwei neuen Formaten zurück. Die Kölnerin spielt in den Comedys "Die Kuhflüsterin" (ARD, ab heute Doppelfolgen, 18.50 Uhr) und "Ellerbeck" (ZDF, ab 24. Juni, sechs Folgen, 22.30 Uhr) die Hauptrolle. Beide Stratmann-Figuren werden am 24. Juli zeitversetzt einen Auftritt haben.

Ihre neue ARD-Serie "Die Kuhflüsterin" spielt auf dem Land. Fühlen Sie sich da wohl?

Stratmann Es war schön, es so zu drehen, aber hätten die mir diese Idee in einem mehrstöckigen Keller angeboten, hätte ich das auch gespielt. Das liegt daran, dass Landserien im Moment gut laufen. Wenn's demnächst gut läuft, wenn etwas nur in einem Vorgarten spielt, dann mache ich auch das, solange es gut ist.

In der Sitcom "Ellerbeck" spielen Sie eine Kindergärtnerin, die sich in einer Bürgerinitiative engagiert und die Bürgermeisterwahl gewinnt. Könnten Sie sich vorstellen, selbst in die Politik zu gehen?

Stratmann Das wäre mir viel zu anstrengend, dabei anständig zu bleiben. Da muss man ja so wahnsinnig auf sich aufpassen, nicht käuflich oder korrupt zu werden und nicht das Ziel aus den Augen zu verlieren. Aber das Thema hat mich begeistert: Leute, die für eine Sache kämpfen.

Wie viel Wutbürger steckt denn in Ihnen persönlich?

Stratmann Eher wenig. Ich habe immer mal punktuell Wut auf bestimmte Entwicklungen, aber es sind ja nicht nur immer die Politiker, die etwas falsch machen. Ich habe es schon bei Stuttgart 21 gewittert: Wutbürger tun sich ja gerne zusammen in ihrer Entrüstung über etwas, das in ihrem Umfeld schiefläuft. Das finde ich grundsätzlich ehrbar. Engagement ist immer besser als schlaffes Vor-sich-hin-leben. Häufig ist es aber zu beobachten, dass die Wutbürger dann in eine selbstzufriedene moralische Überlegenheit gehen. Und das finde ich äußerst fragwürdig.

"Ellerbeck" ist eine sogenannte Mockumentary. Was ist das Besondere an diesem Genre?

Stratmann Es kommt eine kommentierende Ebene dazu, die ich sehr mag. Man spricht ab und zu direkt in die Kamera oder gibt auch mal nur einen Blick in die Kamera. Mir gefällt die Komik, die sich dadurch ergibt. Mit nur einem Blick in die Kamera lässt sich zum Beispiel kommentieren: "Ich kann's nicht fassen, was war das denn gerade?!"

In der Vergangenheit haben Sie Ihre Drehbücher oft selbst geschrieben. Haben Sie die Ideen des Autors komplett annehmen können?

Stratmann Manchmal ist man mit einem Satz schon nicht einverstanden. Aber ein bisschen habe ich mir das abgewöhnt und es einfach so gespielt, wie es da steht. Die Stellen, an denen Sabine in die Kamera spricht, habe ich aber häufig auf Wunsch des Autors selber geschrieben.

Sie schreiben schon an einem neuen Buch. Faulenzen Sie auch mal?

Stratmann Grundsätzlich immer gerne. Ich bin keine, die gestresst von Set zu Set hetzt und zu Hause kaum noch zu sehen ist. Ich habe gerne ein genussbetontes, engagiertes Arbeiten. Ich muss mich wohlfühlen, nur dann kommen die guten Ideen. Ich kann es nicht haben, wenn sich jemand gestresst in mein Leben reinsetzt. Deswegen sorge ich immer dafür, dass es etwas Leckeres zu essen und zu trinken gibt. Manchmal auch selbst gekocht.

Kochen Sie auch vegetarisch?

Stratmann Auf gar keinen Fall! Besonders diese vegane Bewegung finde ich eine äußerst fragwürdige Sache. Die Menschen, die in ihrer Selbstoptimierung nur noch ihren eigenen Bauchnabel im Fokus haben, was bringen die dem Gemeinwesen überhaupt?

Höre ich da doch ein bisschen den Wutbürger heraus?

Stratmann Ich glaube, ich gründe mal eine Bürgerinitiative gegen Veganer (lacht). In einem Geschäft frate neulich eine Frau: "Haben sie auch vegane Schuhe?" Bis dahin hatte ich noch gar nicht bedacht, auf was ein armer Veganer alles zu achten hat. Der kann ja gar kein sozialer Mensch mehr sein und Spaß haben mit anderen. Der muss ja den ganzen Tag seine Liste abarbeiten, wie er sich richtig verhält. Das finde ich unfassbar.

Und wenn ein Veganer zu Ihnen zum Essen kommt?

Stratmann Dann mache ich Lammeintopf.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE HENRIETTE WESTPHAL.

(RP)
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