"Polizeiruf 110: Das Beste für mein Kind" Das Ende der Gewissheiten

Frankfurt/Oder · Im neuen "Polizeiruf 110" aus Frankfurt/Oder geht es um vermeintliche Eltern und die Liebe zu einem Kind. Die Ermittler Raczek und Lenski müssen ein Durcheinander aus Affären und Lügen entwirren.

Polizeiruf 110: Das Beste für mein Kind - Vierter Fall für Lenski und Raczek
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"Polizeiruf 110: Das Beste für mein Kind"

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Die einzige Gewissheit im Leben ist die Mutter. So heißt es zwar im neuen "Polizeiruf 110 - Das Beste für mein Kind". Die Wahrheit ist aber eine andere. In diesem Polizeiruf mit Maria Simon als Olga Lenski und Lukas Gregorowicz als Adam Raczek in den Hauptrollen ist die angebliche Mutter eines Kindes nicht die Mutter, ist der Vater nicht der Vater und ist die heile Welt, in der die Familien angeblich leben, in Wahrheit kein bisschen heil.

Der sechs Monate alte Leon Hallmann wird aus dem Krankenhaus entführt und wenige Stunden später wieder vor einer polnischen Klinik ausgesetzt, sein Entführer - ein polnischer Koch - wird tot aufgefunden. Umgebracht. Nach und nach finden Raczek und Lenski mehr über diese Familie heraus: Ganz zu Beginn heißt es, Leon sei das Kind der Hallmanns. Dann: das Baby sei das Ergebnis einer Affäre von Robert Hallmann und Anna Kowalski, und Sabine Hallmann hätte den Kleinen adoptiert.

Irgendwann aber ist klar: Weder Robert Hallmann noch Annas Ehemann Bartosz sind mit dem kleinen Leon blutsverwandt. Raczek und Lenski versuchen, das Durcheinander von Affären und Lügen, von kaputten Träumen und verdrängten Wünschen zu entwirren.

Zum vierten Mal ermitteln Lenski und Raczek jetzt schon zusammen an der deutsch-polnischen Grenze. Während der Zuschauer zuletzt etwas darüber erfuhr, welche Probleme die Kommissarin als alleinerziehende Mutter hat, steht dieses Mal der männliche Part im Fokus. Raczeks Frau Lydia will wieder in Vollzeit arbeiten, Adam Raczek, im Herzen ein rückständiger Macho, findet die Idee mies und hält mit seinem Missfallen nicht hinter dem Berg.

Die Gattin (cool selbstgewiss: Julia-Maria Köhler) straft ihren Mann mit Nichtbeachten, verrammelt das Haus und verbannt ihn auf die Besuchercouch eines Kollegen. Das Schöne ist: Regisseur Jakob Ziemnicki überfordert den Zuschauer nicht mit zu viel privatem Drama. Er lässt uns nur immer ein bisschen Einblick nehmen in das nicht ganz spannungsfreie Privatleben seiner Kommissare - gerade so viel, dass dieser private Hintergrund auch interessant bleibt und dennoch der Fall im Mittelpunkt der 90 Minuten steht.

Agnieszka Grochowska, die Anna Kowalski spielt, ist in Polen eine bekannte Schauspielerin und das kann, wer sie spielen sieht, nachvollziehen. Grochowska hat so viel Gebrochenes und wirkt gleichzeitig, als erreichten sie die Dinge gar nicht. Als würde sie Gefühle aufhalten, noch bevor sie überhaupt aufkommen. Weil das, was da käme, zu schmerzhaft wäre.

"Polizeiruf 110 - Das Beste für mein Kind", Das Erste, So., 20.15 Uhr

(grof)
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