Doppelfolge des "Polizeiruf 110" Alexander Bukow — wie Fuck off

Magdeburg/Rostock · 25 Jahre nach der Wiedervereinigung schenkt sich der "Polizeiruf 110" eine Doppelfolge mit zwei Ermittlerteams.

Fotos aus "Polizeiruf 110: Wendemanöver", Teil 1
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Bilder aus dem ersten Teil des "Polizeiruf 110: Wendemanöver"

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Foto: NDR/Christine Schroeder

Vier Ermittler, zwei Orte, ein Handlungsstrang und zwei Mal 90 Minuten — die Doppelfolge "Wendemanöver" des "Polizeiruf 110" ist ein organisatorisches Mammutprojekt: Regisseur Eoin Moore arbeitete deshalb mit Whiteboards, auf denen er Personen, Orte und die kriminellen Fälle festhielt und miteinander verband — zwei Tafeln genügten nicht, er musste zwei weitere nachbestellen. "Was ich da aufgezeichnet habe, sieht aus wie ein wildes wissenschaftliches Experiment", stellt der Ire fest.

Zum Glück hat sich dieser kreative Wirrwarr in den 180 Minuten gelichtet. Stringent und klar werden die zwei Teams in der Mitte des ersten Films zusammengeführt: In Magdeburg ermitteln Jochen Drexler (Sylvester Groth) und Doreen Brasch (Claudia Michelsen) wegen eines folgenschweren Brandanschlags auf die Firma des Waffenhändlers Herbert Richter (Jörg Gudzuhn), bei dem die Frau des Firmenerbens ums Leben kommt.

Anneke Kim Sarnau verspricht sich beim "Hotel Nerius"

Während sie versuchen, den letzten Menschen aufzutun, mit dem die Frau am Telefon gesprochen hat, haben es die Kollegen Alexander Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) in Rostock mit einem Mord zu tun: Im "Hotel Nerius" in Warnemünde (unverkennbar das bekannte "Hotel Neptun" — Anneke Kim Sarnau verspricht sich auch einmal) wurde ein Wirtschaftsprüfer mit vier Schüssen getötet. Der Mann ist der Geliebte des Brandopfers in Magdeburg gewesen, und so finden die beiden Teams in der Mitte der ersten Folge zueinander und arbeiten zusammen. Die Kooperation ist ein wenig gestört, denn Bukow ist vom Dienst suspendiert, mischt aber auf eigene Faust mit, und das müssen die Rostocker vor den Magdeburgern natürlich verbergen.

Die Anfänge des Falls "Wendemanöver" reichen zurück in die 80er und 90er Jahre in Ostdeutschland, als Stasi-Mitarbeiter Tarnfirmen für Embargo-Geschäfte im Westen führten und mit der Wende die Treuhandanstalt Milliarden an Werten veräußerte — bei diesen Deals profitierten nicht immer die Richtigen. In diesem Krimi geht es um die Schuld der Väter, um alte Rechnungen, und es gibt auch im Jahr 2015 noch Menschen, die ihr Wissen aus DDR-Zeiten anwenden, um Unschuldige ins Gefängnis zu bringen.

Groth glänzt zum Abschied

Das Team aus Rostock gehört mit Matthias Brandt aus München zu den spannendsten "Polizeiruf"-Ermittlern, und deshalb überrascht es nicht, dass Bukow ("Ich heiße nicht Buko, sondern Bukow — Alexander Bukow wie Fuck off") und König diese Doppelfolge tragen — auch über einige Längen hinweg.

Sylvester Groth allerdings, der auf eigenen Wunsch aus der Krimireihe aussteigt, rückt als Kommissar Drexler noch einmal in den Fokus, weil ihn mit einem Hauptverdächtigen, dem ehemaligen Polizisten Ferdinand Frey (Cornelius Obonya), eine alte Freundschaft verbindet. Und so glänzt Groth zum Abschied in diesem Stück über die deutsch-deutsche Vergangenheit und wird darin mit seiner Rolle selbst Geschichte schreiben — Krimigeschichte.

"Polizeiruf 110 - Wendemanöver", ARD, So., 20.15 Uhr; zweiter Teil 4. Oktober, 20.15 Uhr

(mso)
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