Kandidaten für den Eurovision Song Contest Raab sucht die echten Stars für Oslo

Berlin (RP). Im Gegensatz zu "Deutschland sucht den Superstar" setzt Stefan Raab in seiner Show "Unser Star für Oslo" auf Nachhaltigkeit und künstlerische Substanz. Eine Favoritin hat er schon gefunden: die 18-jährige Lena aus Hannover.

Das kleine Musik-Lexikon
Infos

Das kleine Musik-Lexikon

Infos
Foto: ddp

Mit Stefan Raab scheint alles möglich. Die 90 000 Eintrittskarten für die Generalproben und Final-Shows des Eurovision Song Contest in Oslo verkauften sich gestern innerhalb von 20 Minuten; die ersten 1000 gingen in zehn Sekunden weg. Das auf Raabs Einfluss zurückzuführen, wäre sicher etwas gewagt; allerdings muss man ihm ein feines Gespür für den Massengeschmack attestieren.

Kaum hat der Moderator den deutschen Vorentscheid für den Pop-Wettbewerb in die Hand genommen, schon steigt das Interesse hierzulande. Allein das ist ein Verdienst. Gelingt es ihm noch, den deutschen Beitrag in Oslo weit vorne zu platzieren, darf Raab wohl als Bundeskanzler kandidieren.

Das entsprechende Auftreten hat er bereits. Im Anzug beurteilt Raab als seriöser Chef-Juror die Kandidaten seiner Casting-Show "Unser Star für Oslo", die heute in die zweite Runde geht. Wieder stellen sich zehn Kandidaten einer betont zurückhaltenden Jury — neben Raab diesmal Sarah Connor und Peter Maffay. Das hört sich bemüht an und ist es auch, aber eben bemüht ernsthaft.

Den Anzug hat Raab nicht von ungefähr gewählt: Dieter Bohlen trägt bei "Deutschland sucht den Superstar" ausgewaschene Jeans und Turnschuhe, suggeriert Jugendlichkeit und Erfolg. Im Gegensatz zum gnadenlos auf Emotion, Effekt und Quote getrimmten "DSDS" setzt Raab — auch dem Partner ARD zuliebe — auf Nachhaltigkeit. Bohlens Kandidaten heißen Kim, Kevin und Nelson, Raabs Kerstin, Katrin oder Michael.

Oder Lena. Die 18-jährige Lena Meyer-Landrut aus Hannover hat sich nach der ersten Sendung mit einem beseelt vorgetragenen Song bereits als deutsche Interpretin für Oslo empfohlen und wird in den Medien bejubelt, als sei sie die legitime Nachfolgerin von Nicole. Tatsächlich hatte sie sich mit der Wahl ihres Songs — "My Same" von Adele — gegen die Regie durchgesetzt, also als streitbarer wie selbstbewusster Mensch geoutet.

Dem "Spiegel" erzählte sie später, "DSDS" sei zwar erfolgreicher, aber auch viel schlechter; leider gebe es offenbar weniger Menschen, die sich für Anspruchsvolleres begeistern können. Raab wird das sicher gerne hören; nicht zuletzt deshalb, weil er bei den Siegern seiner bisherigen "TV-Total"-Casting-Shows neben deren musikalischer Überzeugungskraft auch Wert auf eigenständiges Denken legte.

Sowohl Max Mutzke als auch Stefanie Heinzmann haben sich eine gewisse Sperrigkeit erhalten; sie trotzen dem branchenüblichen Trend der Gleichmacherei und haben damit Erfolg. Bohlen braucht eine funktionierende Projektionsfläche, Raab sucht den Einklang von künstlerischer und charakterlicher Substanz. Das ist sein Geheimnis; und es zahlt sich unterm Strich ebenfalls aus.

Trotz aller Raab unterstellten Ernsthaftigkeit — "Unser Star für Oslo" bleibt am Ende eine Show, die sich in der Gunst der Zuschauer behaupten muss. Und der Star, der den Zuschlag erhält, ob er nun Lena heißt oder Katrin, bleibt ein Star, den das Fernsehen gemacht hat.

Die Halbwertzeiten des so gewonnenen Ruhms halten in der Regel nur bis zur nächsten Staffel, und es bedarf neben allen Qualifikationen großen Glücks und Geschicks, um darauf eine Karriere aufzubauen. Es sei denn, unser Star für Oslo gewinnt auch dort — dann reicht es wohl für ein ganzes Leben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort