Katastrophenfilm "Helden - Wenn dein Land dich braucht" RTL legt Köln in Schutt und Asche

Köln · Mit einem an Kinoverhältnisse erinnernden Acht-Millionen-Etat hat Regisseur Hansjörg Thurn das Star-besetzte Katastrophenspektakel "Helden - Wenn dein Land dich braucht" für RTL inszeniert. Vaterlandsliebe und Zusammenhalt in der Not sind die Themen.

Zum Feiertag lässt RTL es richtig krachen: Im Schweizer Kernforschungszentrum CERN haben Wissenschaftler ein "Schwarzes Loch" erschaffen und die Kontrolle darüber verloren.

Satelliten und Flugzeuge stürzen vom Himmel, die Erdplatten verschieben sich, gigantische Gräben und ein neues Gebirge verwüsten Deutschland. Der Schlüssel zur Rettung der Nation (oder was von ihr übrig ist) befindet sich auf dem Laptop eines jugendlichen Ganoven.

Finden die "Helden" ihn nicht, wird eine Atombombe auf Genf geworfen, die alles noch viel schlimmer machen wird — das ist die an Irrsinn kaum noch überbietbare Handlung von "Helden — Wenn Dein Land Dich braucht".

Tricktechnisch gehört der Radau-Streifen mit zum Besten, was je im deutschen Fernsehen zu sehen war, gleich vier Spezial-Firmen hat die Produktionsgesellschaft Dreamtool dafür eingesetzt. Allein die Flugszene über das zerstörte Köln, wo gleich neben dem demolierten Dom ein neuer Rheinfall entsteht, ist atemberaubend und würde auch einem Roland-Emmerich-Film zur Ehre gereichen.

Vor allem aus Kalkül

Sensationell ist das Filmset für den Reichstag, der von einem Satelliten völlig zerstört wird. Das ist aber schon das Netteste, was man über den 140-minütigen Film sagen kann, der vor allem aus Kalkül besteht und die Interessen seiner Geldgeber bedient.

Dass Teile der kruden Handlung auf einer (kein Witz) Gurkenfarm im Spreewald und einer Ruhrpott-Zeche spielen müssen, erklärt sich wohl vor allem aus den Fördermitteln, die gleich sieben (!) Landesfilmförderungen in das Projekt gepumpt haben.

An Darstellern hat die Produktion ebenfalls alles aufgeboten, was irgendwie Quote bringen könnte. Mit dabei sind unter anderem die offenbar unvermeidliche Christine Neubauer, die als Krankenschwester eigenständig eine Blinddarm-Operation durchführen kann (man merkt Neubauers Darstellung an, dass sie sich das offenbar wirklich zutraut), und Hannes Jaenicke, der als selbst ernannter Welt-Retter und Bestseller-Autor den pathetischen Eröffnungs-Monolog aus dem Off sprechen darf: "Unser Erfindergeist und Fortschritt scheint keine Grenzen zu kennen. Aber überholt nicht längst die Technologie unsere Menschlichkeit? In welche Welt wollen wir unsere Kinder entlassen?"

Da wünscht man sich als Zuschauer wirklich mehr als einmal, dass ihm endlich eines der ständig abstürzenden Satelliten-Teile auf den Kopf fallen möge (was aber leider nicht geschieht) und endlich Ruhe herrsche.

Sensationell schlampig spielt Heiner Lauterbach den Bundeskanzler; offenkundige Text-Aussetzer eines ohnehin schlecht geschriebenen Buches (Derek Meister, Simon X. Rost) ließ die Produktion sogar durchgehen.

Auf den Text kommt es bei diesem Film nicht so sehr an, und trotz seiner massiven Schwächen bietet er 140 Minuten lang tolles Popcorn-Kino für den heimischen Bildschirm. Der Quotensieg am Feiertag ist RTL damit auf jeden Fall sicher.

RTL, Helden, 3. Oktober, 20.15 Uhr

(RP)
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