"Maischberger" in der ARD Auf eine E-Zigarette mit Helmut Schmidt

Düsseldorf · Altkanzler Helmut Schmidt war (mal wieder) zu Gast bei Sandra Maischberger. Es ging um Wladimir Putin, Griechenland und Schmidts aktuelles Buch. Doch leider verlief das Gespräch allzu zu oft an der Oberfläche. Besonders in einem Punkt blieb Schmidt stur.

 Das Gespräch zwischen Altkanzler Helmut Schmidt und Sandra Maischberger blieb leider meist oberflächlich.

Das Gespräch zwischen Altkanzler Helmut Schmidt und Sandra Maischberger blieb leider meist oberflächlich.

Foto: dpa, dbo cul

Zu Beginn der Sendung präsentierte sich dem Zuschauer ein altbekanntes Bild: Helmut Schmidt raucht Zigarette. Eine knappe Schachtel sollte es im Laufe der Sendung werden. Eine E-Zigarette, die ihm Sandra Maischberger anbot, begutachtete er zwar äußerst interessiert, aber probieren wollte er nicht. Solche Dummheiten wolle er nicht machen.

Das erste große Thema des Gespräches war der Ukraine-Konflikt, dessen Ursachen Schmidt unter anderem in der Politik der EU sieht: Die Europäische Union hätte niemals versuchen dürfen, sich auf die Ukraine auszudehnen. Dass es zu einem Krieg kommen könnte, hält der SPD-Politiker jedoch für unwahrscheinlich. Putin sei zweifelsohne in einer unangenehmen Lage, aber ein Kriegstreiber sei er nicht. Niemand wolle einen Krieg, weder Putin noch jemand anderes.

"Die AfD ist unerfreulich"

Was Krieg bedeutet, weiß Schmidt zu gut. Als Soldat kämpfte er im Zweiten Weltkrieg. Eine Erfahrung, die dem SPD-Politiker noch immer präsent ist. "Ich habe während des Krieges das getan, was man tun musste", erklärte er. Ein Nazi sei er aber nicht gewesen. Einen großen Teil der Sendung versuchte Sandra Maischberger, Hintergründe über seiner Jugend zur Zeit des Nationalsozialismus herauszufinden. Meistens vergeblich, denn Schmidt erzählte wenig Neues und blieb häufig einsilbig.

Stattdessen hätte die Moderatorin besser daran getan, über innenpolitische Fragen zu reden. So hatte Schmidt zu Beginn der Sendung angedeutet, dass die hohen Zuwanderungsraten Deutschland verändern würden. Wie der ehemalige Bundeskanzler die Debatten um die Zuwanderungspolitik und "Pegida" und bewertet, blieb jedoch offen. Das einzige, was der Zuschauer in diesem Zusammenhang erfuhr, war Schmidts Meinung zur AfD: Die sei zwar nicht gefährlich, aber ihre Existenz unerfreulich.

Zweifel an Steinbrück

Schmidts Meinung zur aktuellen Lage der SPD war hingegen weniger konkret. Er wolle sich nicht einmischen in die Debatte um einen geeigneten Kanzlerkandidaten. 2013 hatte sich Helmut Schmidt noch für Peer Steinbrück starkgemacht. Dieses Engagement bezeichnete er rückwirkend als Fehler, auch wenn er Steinbrück immer noch für geeignet hält. Interessant war in dieser Stelle, dass Schmidt in einem Nebensatz den Zweifel äußerte, dass Steinbrück überhaupt ernsthaft versucht habe, Kanzler zu werden. Leider versäumte Sandra Maischberger auch an dieser Stelle der Sendung, dem Altkanzler nach den Gründen für diese Annahme zu befragen.

Deutlicher wurde Schmidt dagegen in der Frage um Griechenlands Zukunft in der Eurozone. Ein Austritt Griechenlands sei eine schwere Operation mit unvorhersehbaren Folgen. Dass ein Schuldenschnitt kommen werde, sei unabdingbar. Im Gegensatz zur Haltung der Bundesregierung plädierte Schmidt dafür, die Reparationsforderungen Griechenlands nicht zu ignorieren. "Man muss die Reparationsforderungen zur Kenntnis nehmen", sagte er.

Schmidt bereut Beichte seiner Affäre nicht

Beinahe nebensächlich wurde Schmidts Buch "Was ich noch sagen wollte" thematisiert. Dieses hatte vor einigen Wochen hohe Wellen geschlagen, da Schmidt dort gebeichtet hatte, seine Frau Loki betrogen zu haben. Trotz der großen Berichterstattung bereut Schmidt die Äußerungen nicht. Zwar versuchte Sandra Maischberger auch bei diesem Thema noch einmal, Hintergründe zur Beichte der Liebschaft herauszufinden, doch Schmidt schien aus seiner Perspektive alles zu diesem Thema gesagt zu haben.

Zum Ende der Sendung konnte Sandra Maischberger zumindest einen Erfolg verbuchen: Schmidt ließ sich doch noch überzeugen, an der E-Zigarette zu ziehen. "Ich ziehe normale Zigaretten vor", lautete sein Urteil. Mit dieser Erkenntnis endete die Sendung. Sie freue sich auf das nächste Gespräch, erklärte Sandra Maischberger lächelnd.

(RP)
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