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TV-Kritik Maischberger "Die wollen Geld verdienen, keine Ausbildung machen"

Düsseldorf · Der ARD-Talk "Menschen bei Maischberger" erinnerte an ein altes Karnevalslied: "Wer soll das bezahlen?" fragte die Moderatorin zum Thema Flüchtlingskrise. Der Abend sorgte für irrwitzige Diskussionen – und eine bedenkliche Erkenntnis.

Ursachen der großen Flucht
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Foto: ALESSANDRO BIANCHI

Der ARD-Talk "Menschen bei Maischberger" erinnerte an ein altes Karnevalslied: "Wer soll das bezahlen?" fragte die Moderatorin zum Thema Flüchtlingskrise. Der Abend sorgte für irrwitzige Diskussionen — und eine bedenkliche Erkenntnis.

Das Thema des Abends

Unterbringung, Verpflegung, Integration: Knapp 50 Milliarden Euro wird die Flüchtlingskrise Deutschland nach einer Prognose des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bis 2017 kosten. Sandra Maischbergers Thema hieß: "Sozialstaat unter Druck: Kosten uns die Flüchtlinge zu viel?"

Die sieben Gäste

  • Roland Tichy (Publizist) sagte, wir haben mit den vielen unqualifizierten Flüchtlingen die Armut ins Land geholt.
  • Leni Breymaier (Ver.di-Landeschefin) zog die "oberen 50 Prozent" in die Verantwortung.
  • Edeltraud Sack ("Tafel"-Leiterin) befürchtet bei der kostenlosen Essensausgabe einen Konkurrenzkampf.
  • Bernd Raffelhüschen (Wirtschaftswissenschaftler) sprach von Kosten in Höhe von einer Billion Euro.
  • Marcel Fratzscher (Wirtschaftswissenschaftler) hingegen glaubte, dass ein Flüchtling nach fünf Jahren mehr erwirtschaften kann, als er kostet.
  • Wolfgang Grupp (Unternehmer) gibt ihnen lieber früher als später einen Arbeitsplatz.
  • Alireza Faghihzadeh (Flüchtling, Azubi) spricht zwei Jahre nach seiner Flucht fließend Deutsch und macht eine Ausbildung bei Siemens.

Drei Statements des Abends

Beim Aspekt der Grundsicherung wollte Maischberger polarisieren. Marcel Fratzscher sagte: "Die Ausgaben sind kein schwarzes Loch, sondern eine Investition in die Menschen. Dafür ist die Grundsicherung wichtig."

Leni Breymaier antwortete: "Die Probleme sind da, mit und ohne Flüchtlinge. Wir spielen die Menschen innerhalb der unteren 50 Prozent gegeneinander aus. Warum schonen wir die Reichen und diskutieren, ob Flüchtlinge den Ärmeren etwas wegnehmen?"

Zum Thema Lebensmittelverteilung überraschte Edeltraud Sack von der "Tafel". Sie wiederholte Merkels "Wir schaffen das" im Zusammenhang mit knapper werdenden Lebensmitteln für Arme, deutete aber auch an, dass die "Bestandskunden" innerlich schon Konkurrenzgedanken hegen. Die wohl bedenklichste Erkenntnis des Abends.

Zwei nervige Gäste

Der iranische Flüchtling Alireza Faghihzadeh sprach exzellent Deutsch. Allerdings wirkte seine Rolle als "Vorzeige-Flüchtling" zu perfekt gespielt. Textilunternehmer Wolfgang Grupp erzählte gönnerhaft von dem pakistanischen Flüchtling, der als Näher für ihn arbeitet. Kaum erträglich, wie er den Talk als Werbeplattform nutze und seinen Bedarf an Nähern mit einem 9,50 —Stundenlohn anpries. Sein plumpes Lebensmotto setzte er noch oben drauf: "Bei mir muss ein Problem nicht diskutiert, sondern gelöst werden."

Bizarrster Dialog

Die Fragezeichen waren förmlich greifbar, als Tichy und Breymaier über eine mögliche Vermögenssteuer für die Reichen diskutierten.

Tichy: "Was machen wir mit den Hunderttausenden, die keine Flüchtlinge sondern Migranten sind? Wir haben hunderttausende Unqualifizierte aus Afrika eingeladen. Wer bezahlt das? Wenn die Zahnärzte in Baden-Württemberg sagen, Behandlungen kosten eben eine Milliarde."

Breymaier: "...aber da verdienen die Zahnärzte doch dran!"

Tichy: "Aber einer muss doch zahlen! Sie meinen immer, die Wirtschaft steht wie eine Kuh auf den Wolken, und dann melken Sie sie von hier unten. Denken Sie daran, wenn die Zahnärzte etwas verdienen, müssen Sie es bezahlen."

Sieger des Abends

Gemessen am Applaus, gewann Marcel Fratzscher. Sein Optimismus stimmte mit den großen deutschen Unternehmen und der Mehrheitsmeinung deutscher Mittelständler überein, von denen laut Umfrage 85 Prozent Flüchtlingen einen Job geben würden. "Fünf Millionen Babyboomer gehen bald in Rente. Nicht alle, aber einige Flüchtlinge könnten die Lücke schließen. Ich glaube daran, dass die Hälfte der Flüchtlinge innerhalb der ersten fünf Jahre einen Job finden kann", so Fratzscher.

Der andere Wirtschaftswissenschaftler in der Runde, Bernd Raffelhüschen, war allerdings komplett anderer Auffassung. Er geht davon aus, dass ein Großteil der Flüchtlinge die Sozialsysteme belasten wird. Auch, weil etliche gar nicht an einer Ausbeildung interessiert seien. "Die wollen Geld verdienen, keine Ausbildung machen."

Fazit

Steuererhöhungen, Staatsschulden aufnehmen, Vermögenssteuern erheben — all das sind Ideen der Politik. Es hängt aber auch von der deutschen Gesellschaft ab, wie die Situation gestemmt werden kann. Die bislang unbegründeten Konkurrenzgedanken vieler sozial Schwacher, sie stimmen nachdenklich.

(bal)
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