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Österreichischer Bundeskanzler bei Maischberger-Talk Sebastian Kurz lächelt Kritik beiseite

Düsseldorf · Seinen Amtsantrittsbesuch bei Angela Merkel nutzte der neue österreichische Bundeskanzler auch für einen Auftritt bei Sandra Maischberger. Dort betont er, wie wichtig ein handlungsfähiges Deutschland ist. Das Thema Rechtspopulismus und FPÖ lächelte Sebastian Kurz charmant beiseite.

Unter dem Titel "Wunderknabe oder politischer Scharfmacher" empfing Sandra Maischberger den neuen österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in ihrer Sendung. Zunächst musste der 31-Jährige durch ein Einzelinterview mit der Moderatorin. Dabei kam auch die derzeitige Regierungssituation in Deutschland zur Sprache. "Es braucht ein handlungsfähiges Deutschland", betont Kurz. Er geht von einer Zusammenarbeit mit der Bundeskanzlerin aus: "Ich habe nicht den Eindruck, dass Angela Merkel an Einfluss verloren hat."

Das beherrschende Thema des Abends war jedoch Kurz' Regierungskoalition mit der rechtspopulistischen FPÖ und deren Chef Heinz-Christian Strache. Darüber hinaus ging es um die geplante Flüchtlingspolitik des neuen Bündnisses. Für die zweite Hälfte der Sendung ergänzte Jürgen Trittin, ehemaliger Bundesminister der Grünen, die kleine Runde.

  • Sebastian Kurz, österreichischer Bundeskanzler
  • Jürgen Trittin, ehemaliger Bundesminister (Die Grüne)

Um den jungen Politiker aus der Reserve zu locken, listet die Moderatorin eine Aufzählung rechtsradikaler Zitate aus der FPÖ auf. Doch Kurz spielt das Thema elegant herunter: "Für mich ist entscheidend, wie der Parteichef damit umgeht." Es sei zwar "richtig, kritisch hinzusehen", aber man müsse "Jugendsünden" eben auch als solche anerkennen, verteidigt er seinen Vizekanzler Strache. Auch den Vergleich Trittins, FPÖ-Chef Strache habe sich beim Einmarsch zum Parteitag in Tirol "inszeniert, als würde die SS noch unterwegs sein. Da fehlten nur noch die roten Armbinden", kontert der 31-Jährige locker: "Meines Wissens war das eine Künstlergruppe, die schon für die Kommunisten, für die Sozialdemokraten und auch die Volkspartei aufgetreten ist."

Dann geht es um die Flüchtlingspolitik. FPÖ-Chef Strache sprach kürzlich noch über "Ausgangssperren" für Flüchtlinge, und Herbert Kickl, neuer österreichischer Innenminister, sprach davon, Flüchtlinge an einem Ort zu "konzentrieren". Wieder wiegelte Kurz das Thema einfach ab. "Man muss jedem eine Chance geben." Bei Kontakten zu Neonazis würde er als Bundeskanzler "sofort reagieren". Strache habe zudem immer eingegriffen, wenn es in der jüngeren Vergangenheit problematische Äußerung von FPÖ-Politikern gegeben habe. "Für mich ist der Blick nach vorne relevant", betonte der ÖVP-Bundeskanzler.

Sebastian Kurz hat an diesem Abend ein ums andere Mal bewiesen, dass er trotz seines jungen Alters schon ein Profi mit Erfahrung vor TV-Kameras ist. Weder Moderatorin Sandra Maischberger, die ihn teilweise hart anging, noch Jürgen Trittin gelang es, den österreichischen Bundeskanzler wirklich aus der Fassung zu bringen. Brenzlige Themen lächelt er entweder beiseite ("Jede Partei hat eine Vergangenheit") oder er wich den Fragen und Aussagen der Runde aus. Wenn sich der 31-Jährige mal äußerte, dann unkonkret oder mit versöhnlichen Sätzen Richtung der FPÖ. Es ist daher nicht zu sagen, ob Sebastian Kurz die FPÖ wirklich so unter Kontrolle hat, wie er es vorgibt.

"Natürlich habe ich eine Rote Linie. Aber die gibt es nicht nur gegen Rechts, sondern auch gegen Links", sagte Sebastian Kurz mit Blick auf die FPÖ und das Koalitionsprogramm - dieses habe eine klare pro-europäische Ausrichtung.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes bezeichneten wir Jörg Haider als neuen österreichischen Innenminister. Das ist falsch. Herbert Kickl ist der neue Innenminister Österreichs. Zudem war Jürgen Trittin als Bundesinnenminister bezeichnet worden. Er war aber Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

(se)
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