TV-Kritik Sat.1 macht zu Guttenberg zur Witzfigur

Düsseldorf · Jetzt sind sie völlig durchgeknallt – das wäre das einhellige Urteil über die Macher der Sat.1-Persiflage über den Berliner Politikbetrieb. Wenn, ja wenn es nicht die unglaubliche Vorlage in der Realität gegeben hätte: Der Film "Der Minister", der gestern Abend auf Sat.1 ausgestrahlt wurde, zeichnet den kometenhaften Aufstieg des Politikers Karl Theodor zu Guttenberg vom Hinterbänkler im Bundestag zum Wirtschafts- und dann zum Verteidigungsminister nach und zeigt auch seinen gnadenlosen Fall wegen der abgeschriebenen Doktorarbeit.

Sat.1 zeigt durchgedrehte Guttenberg-Satire
19 Bilder

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Jetzt sind sie völlig durchgeknallt — das wäre das einhellige Urteil über die Macher der Sat.1-Persiflage über den Berliner Politikbetrieb. Wenn, ja wenn es nicht die unglaubliche Vorlage in der Realität gegeben hätte: Der Film "Der Minister", der gestern Abend auf Sat.1 ausgestrahlt wurde, zeichnet den kometenhaften Aufstieg des Politikers Karl Theodor zu Guttenberg vom Hinterbänkler im Bundestag zum Wirtschafts- und dann zum Verteidigungsminister nach und zeigt auch seinen gnadenlosen Fall wegen der abgeschriebenen Doktorarbeit.

Das Brisante an dem TV-Klamauk ist, dass er in vielen Details die historischen Augenblicke der kurzen Karriere zu Guttenbergs bringt und zugleich äußerst witzig viele Anekdoten hinzuerfindet. Die Figuren sind allesamt so angelegt, dass auch der politisch Uninteressierte auf den ersten Blick erkennt, wer gemeint ist. Ihre Namen sind nur wenig verändert. Nach Angaben von Sat.1 wollte sich kein anderer Sender an den Stoff wagen.

Star des Films ist eindeutig Katharina Thalbach als Kanzlerin Angela Murkel. Von den bunten Jacketts bis zu den zum Dreieck aneinandergelegten Händen stimmt alles. Um die Rolle habe sie sich nicht gerissen, sagt Thalbach im Interview mit der "Bild"-Zeitung. "Ich habe kein Interesse daran, anderen ans Bein zu pinkeln." Zumal sie für die Politik der Kanzlerin viel Lob übrig hat. Auf die Gemeinsamkeiten mit Merkel angesprochen, sagt sie: "In erster Linie wohl die schlechte Figur." Sie rechnet nicht damit, dass Angela Merkel den Film gestern Abend gesehen hat. Dabei hat die Kanzlerin etwas verpasst. Denn die Szenen, in denen das Privatleben der Kanzlerin vorgeführt wird, sind großes Kino.

Mit Gelfrisur und Brille

Die Hauptfigur Franz-Ferdinand von und zu Donnersberg wird im Film von Kai Schumann mit Gelfrisur und Intellektuellen-Brille gespielt. Allerdings bringt er seine Rolle nicht ganz so gut auf den Punkt wie sein Maskenbildner. Schumann hat zu Guttenberg gut studiert: seine Art zu sprechen, sein ständiges Gestikulieren mit den Händen und der wippende Schritt erinnern treffsicher ans Original. Aber die Naivität, die er seiner Figur gibt, hat wenig von dem ehrgeizigen, um keine noch so geschliffene Ausrede verlegenen zu Guttenberg. Er ist restlos zur Witzfigur degradiert, der von seinem alten Schulfreund Max wie eine Marionette gelenkt wird.

Besser macht es Alexandra Neldel als Minister-Gattin Viktoria. Bei der Vereidigung ihres Mannes verdrückt sie ein paar Tränchen und tut an seiner Seite ganz viel für die Wirtschaft — als Konsumentin. Denn Viktoria kauft gerne ein: Taschen, Schuhe, Pferde.

Der einflussreiche Chefredakteur des "Blitz"-Kuriers Jan Breitmann (gespielt von Thomas Heinze) setzt auf die gleichen Erkennungsmerkmale wie der Minister. "Kopieren die uns?", fragt Viktoria. "Nein", gibt "Donni" — wie er allseits genannt wird — zurück, "wir haben den Look nur so erfunden, wie der Chefredakteur des Blitzkurier denkt, dass seriöse Menschen aussehen." Viktoras Frage ist nicht unberechtigt. Denn die Ministergattin und Karin Breitmann könnten schlicht Schwestern sein.

(RP/nbe/das)
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