"Schwiegertochter gesucht" Kondomglitscherei im Alpin-Sweater

Düsseldorf · In ihrem zehnten Jahr erreicht die RTL-Kuppelshow selbst für ihre eigenen Maßstäbe einen neuen Tiefststand: Offensichtlich überforderte Menschen werden vor die Kamera gezerrt – und Dauerkandidatin Beate über die Reeperbahn.

Schwiegertochter gesucht 2016: Lilo Wanders gibt Beate Flirt-Tipps
10 Bilder

Lilo Wanders gibt bei "Schwiegertochter gesucht" Flirt-Tipps

10 Bilder
Foto: RTL

In ihrem zehnten Jahr erreicht die RTL-Kuppelshow selbst für ihre eigenen Maßstäbe einen neuen Tiefststand: Offensichtlich überforderte Menschen werden vor die Kamera gezerrt — und Dauerkandidatin Beate über die Reeperbahn.

Ohren anlegen und ganz tief runterducken. Die RTL-Alliterationskanone feuert wieder! Kokette Kurzhaarträgerinnen, kundige Konditorinnen, schüchterne Schildkrötensammler und — das ist der Höhepunkt, Tusch! — illustre Infrarotsaunagänger werden auf dem fiesen Höker-Basar namens "Schwiegertochter gesucht" in einer neuen rätselhaften Runde regelrecht rasender Realitätsferne feilgeboten. Zum Auftakt stellte Vera Int-Veen nun die neuen Liebesaspiranten vor.

Apropos ganz tief: Selten schämte man sich mehr beim Betrachten der Sendung, allerdings nicht für die gezeigten armen Hascherl, die auf diesem Weg eine Partnerin oder einen Partner suchen, sondern für die Produktionsmaschine, die sie empathiefrei verfeuert. Und voll draufhält, wenn Menschen vor die Kamera stolpern, die sich ihrer Wirkung — oder der Tatsache, wie durchsichtig ihr Pullover eigentlich ist — offensichtlich nicht bewusst sind.

"Ich habe ihn immer Mops genannt, weil er so wuschelig ist"

"Ach Möpschen!", seufzt da die greise Mutter eines doch irgendwie frappant an Hansi Hinterseer gemahnenden Kandidaten und erklärt dann: "Ich habe ihn immer Mops genannt, weil er so wuschelig ist." Das ergibt freilich keinerlei Sinn, doch das schert hier wirklich niemanden. Möpschen kommt schließlich noch gut weg, denn beim nächsten Bewerber, dem "romantischen Russen" Waldemar, wird neben gruseligen Pilzsuch-Szenen auch fies-klischeeglitschige Begleitmusik eingespielt: "Wodka ist gut / wenn die Zeiten schlecht sind."

Mit Buchstaben aus Russischem Brot legen er und seine Mutter die Mindestanforderungen an eine Partnerin: "Nett", "Kinder", "Kochen". Aber auch die gehobenen Schichten, so wird suggeriert, brauchen Vermittlungshilfe: Prinz Mario-Max zu Schaumburg-Lippe, bekannt eher aus "Promi-Big Brother" als aus dem Adelsregister, sucht in Monaco ebenfalls seine, natürlich: "mondäne Märchenprinzessin".

"Ich interessiere mich für Züge, im allgemeinen", sagt der 21-jährige Robin, während sein Vater ein rosafarbenes "Liebe ist"-Puzzle bearbeitet. Auch Schildkröten möge er gerne: "Ich mag es, wie sie in ihren Panzer reingehen können", sagt Robin, und bei jedem leidlich ambitionierten Hobbypsychologen sind bei diesem Satz sofort alle Lichter an. Noch tragischer als die ewigen Junggesellen erscheinen einem allerdings fast deren vom Leben sichtlich mitgenommene Mütter, die die Lage denkbar unverbrämt zusammenfassen: "Wird Zeit, dass er einen Frau finden tut."

Dauerkandidatin Beate ist natürlich auch wieder dabei, und bei ihr geht es, ihrem medialen Durchnudelungsgrad entsprechend, nun ans Eingemachte, nämlich die handfeste Aufklärung in Sachen körperliche Liebe. Feix, feix! Lilo Wanders soll Nachhilfe geben, als "Liebescoach", und natürlich ist derlei nur auf der Hamburger Reeperbahn möglich. Schöne, trottelige RTL-Welt!

"Kennt ihr mich?" fragt die angestaubte Sexberaterin kokett beim ersten Zusammentreffen, "näää!", blöken ihr Beate samt Mutter ungerührt entgegen. Dann sitzen sie bedröppelt in ihren Adler bedruckten Horror-Alpin-Sweatern, und mindestens Beate fürchtet sich vor der komischen Frau, die ihr die Liebe erklären soll. "Sexualität ist das schönste, was es gibt", doziert Wanders, vergisst aber zu erwähnen, dass man sie gemeinhin im stillen Kämmerlein, ohne Kamerateam, praktiziert. Beate wird in einen Stripclub gesetzt, muss Kondom-Glibschübungen vollführen und wird zur Gynäkologin geschleppt. Es überrascht aufrichtig, dass die Kamera bei ihrer ersten frauenärztlichen Untersuchung dann doch draußen bleibt.

Dafür hält sie dann wieder voll drauf, wenn Beate von voller Negligé-Montur und auf Samtschläppchenabsätzen durch den Dessous-Laden paradiert. "Du bist ein Schwan", sagt Lilo Wanders, nein, denkt man sich: Du bist eine Schlange. Am Ende ist Beate dann offiziell liebestauglich, RTL-Style. "Ich wäre jetzt bereit, den richtigen Partner zu empfangen", sagt sie, und in einer besseren Welt würde an dieser Stelle niemand lachen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort