Sing meinen Song Die drei Leben des Michael Patrick Kelly

Düsseldorf · In der fünften Folge von "Sing meinen Song" stand Michael Patrick Kelly, zweitjüngstes Familienmitglied der "Kelly Family", im Mittelpunkt. Der Musikabend war eine Reise in die 90er Jahre und in die Seele des Künstlers.

Sing meinen Song 2017: Lena Meyer-Landrut singt "Mama" von Michael Patrick Kelly
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Michael Patrick Kelly bei "Sing meinen Song"

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Foto: VOX

"Die Leute haben es geliebt oder gehasst", sagt Michael Patrick (39) über die Musik der "Kelly Family". Die alternative Familienband polarisierte. Ihr musikalisches Erbe aber hat die Zeit überdauert. Von ausverkauften Stadien ins Kloster: Michael Patrick Kellys Leben in fünf Songs und drei Kapiteln.

1977 in Dublin in einem Campingwagen geboren, begann nicht nur das Leben, sondern auch die Musikkarriere von Michael Patrick Kelly. "Paddy war das Mastermind der Familie", sagt Mark Forster — und er hat Recht. Im Kindesalter schon schrieb Michael Patrick Songs am laufenden Band. Den Tauschkonzertabend eröffnete Rapper Moses Pelham mit einem der größten Hits: "David's Song" (1993) hatte Pelham für Cassandra Steen umgeschrieben.

"Bei dem Stück geht einem das Herz auf. Ich habe mir damals sogar die Platte gekauft", sagte der 46-Jährige. Die Piano-Ballade kam an. "Du hast meinen Vater happy gemacht", sagte Kelly. Auch Mark Forster dürfte das geschafft haben. Er hatte "Fell in Love with an Alien" neu aufgelegt und dank reichlich Beats aus den 90er Jahren musikalisch ins 21. Jahrhundert katapultiert.

Die beiden Sängerinnen in der Runde überzeugten mit Gefühl. Stefanie Kloß sang "An Angel" (1994). Im Alter von 15 Jahren schrieb "Paddy" diesen Hit, dessen Refrain wohl jeder deutsche Erwachsene kennt. "Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, wenn der Song heute nicht dabei gewesen wäre", sagte Kloß. Übernommen hatte sie sich nicht: In einer eigenen Version sang sie zuerst a capella und wurde dann nur von einem Streicherquartett begleitet. "Das war hohe Kunst. Steff und die Jungs haben mir ein unbeschreibliches Geschenk gemacht", sagte Kelly.

Das galt auch für Lena Meyer-Landrut. Sie sang "Mama", also den Song, der 1999 über 56 Wochen lang auf Platz eins in den Bravo-Charts war. Kelly schrieb ihn für seine Mutter, die an Brustkrebs verstarb, als er fünf Jahre alt war. 20 Jahre nach dem Tod seiner Mutter, war er von Lenas Version zu Tränen gerührt. Der emotionalste Moment und dritte Höhepunkt folgte aber noch.

"Der American Dream meines Vaters war, vom Hausboot in ein Schloss zu ziehen", sagte Kelly über den ehrgeizigen Vater. Der Aufstieg der Familie gelang. Von Bar-Auftritten bis hin zu ausverkauften Stadien. 600 Millionen Zuschauer schalteten eine chinesische Fernsehsendung ein, in der die "Kelly Family" auftrat. Rekorde und Superlative, die zu viel wurden.

Zu viel für "Paddy", der in ein Kloster flüchtete, um dort als Mönch zu leben. Da sei eine Leere in ihm gewesen. Ein Album, das sich eine Million Mal verkaufte? Für die Kellys ein Flop. "1999 hatte ich ein 'Dark Age‘ bis hin zu Suizidgedanken. Meine Lust aufs Leben und der Sinn des Lebens waren weg", so Kelly. "Nun werde ich 40 und biblisch bedeutet das, dass man ins Golden Age kommt."

Es folgte der Auftritt von Gentleman. Der Reggaestar spielte "Shake Away", also den Song, mit dem sich Michael Patrick Kelly 2015 zurückmeldete. "Shake Away" sei die erste Note der "goldenen Zeit", die er eingeleitet habe, so Kelly. Gentleman begann. Und mit den ersten Tönen schon brach es aus Kelly heraus, dem die Tränen über das Gesicht liefen.

"Ich musste an meine Eltern und mein Leben denken." Der 39-Jährige rang um Worte. Anders als Gentleman, der sagte: "Das ist der Sinn, warum wir Musik machen: Wir wollen Menschen berühren." Voller Lebenslust zeigte sich Kelly schließlich bei der Rocknummer, die "The Boss Hoss" mit dem Titel "No Fuzz No Buzz" (2003) hinlegten. Kelly sprang gleich auf und tanzte mit.

Dass es einen neuen Michael Patrick Kelly gibt, bewies er auch selbst am Mikrofon. Mit Gitarre performte er "Golden Age" von seinem aktuellen Album. Nicht nur die langen Haare, der Solokünstler hat auch musikalisch den Ballast der Familiengeschichte abgelegt. Und am Ende von "Sing meinen Song" ist man vielleicht immer noch kein Fan der "Kelly Family, aber zumindest versteht man die bewegenden drei Leben des Solokünstlers und Menschen "Paddy" Kelly.

(ball)
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