TV-Kritik zu "Sing meinen Song" Seltsamerweise hat diese Sendung einen gewissen Charme

Kapstadt · Die neue Show "Sing meinen Song" hat optisch etwas von "Der Bachelor". Am Ende gab es auch tatsächlich eine Rose für Sarah Connor. In der Zwischenzeit erlebte der Zuschauer jedoch einige charmante Momente.

"Sing meinen Song": Promis singen bei Vox Lieder von Sasha
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Bilder aus "Sing meinen Song – das Tauschkonzert"

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Oh Mann. Der Kopf ist in den ersten 60 Sekunden voll mit Fragen an diesem Fernsehdienstag: Wird "Der Bachelor" jetzt bei Vox gezeigt? Die Landschaft sieht so aus. Wer zur Hölle ist der Ösi mit der Tolle und wer der sympathisch zugewachsene junge Mann mit der Brille? Hat Sarah Connor überhaupt genug Songs für dieses Format? Wie hieß noch mal die Band der rockigen Locken-Lady? Und als letztes: Werden Connor und Xavier Naidoo bald auch bei DSDS oder Popstars auftreten?

Doch zurück, zurück auf 20.15 Uhr. Im Fernseher läuft die erste Episode von"Sing meinen Song — Das Tauschkonzert", ein Format, in dem sechs mehr oder weniger bekannte Sänger die Songs der jeweils anderen Künstler singen. Ab Sekunde 61 klären sich dann auch die offenen Fragen recht zügig: Es läuft natürlich nicht der Bachelor, auch wenn das Ganze ebenfalls in Südafrika gedreht wurde.

Der Ösi mit der Tolle ist Schlagersänger Andreas Gabalier, der zugewachsene Mann mit Brille der einst bei "TV Total" entdeckte Gregor Meyle. Sarah Connor muss genügend Songs für dieses Format haben, und die Band von Sandra Nasic hieß "Guano Apes". Nur die letzte Frage, die lässt sich an dieser Stelle nicht beantworten. Neben Gabalier, Meyle, Connor, Nasic und Naidoo sind noch Sasha und Roger Cicero an Bord. Wilde Mischung. Und noch ist es nur schwer vorstellbar, wie Xavier Naidoo irgendwann "From Zero to Hero" von Sarah Connor schmachtet.

Der Witz ist: Nach anderthalb Stunden ist Vieles vorstellbar. Denn seltsamerweise hat es ziemlich viel Charme, wenn Connor "I Feel Lonely", im Original eine ziemlich grausame Nummer, singt. Mehr Charme als sie je mit ihren eigenen Titeln ausgestrahlt hat. Andreas Gabaliers Version von "Lucky Day" verkommt zu etwas ganz Üblem, das liegt aber nicht an Sashas Titel, sondern daran, dass man diesem jungen, etwas operettenhaften Mann einfach nicht gern zuhören mag. Der Texthänger ist da noch das Sympathischste. Wirklich toll: Gregor Meyles Version von "Turn It Into Something Special".

Meyle spielt Gitarre zu seinem Gesang und bekommt ganz niedlich die Zähne nicht auseinander. Schön auch: zu sehen, dass der ohnehin immer sympathische Sasha es so offensichtlich genießt, Meyle zuzuhören. "Ich hab den Song gar nicht mehr so auf dem Schirm gehabt", sagt Sasha nach Meyles Auftritt und dass "Turn It Into Something Special" doch ein wirklich schöner Titel sei. Ein bisschen ist das, als würde Sasha einen Bekannten von früher wiedertreffen und merken, dass das doch ein echt Guter ist. Sashas eigener Auftritt bleibt ­vor allem wegen des grauenvollen Glänzoberteils in Erinnerung. Macht aber nix bei Sasha, der in Wirklichkeit Sascha Schmitz ("mit tz wie Tür zu") heißt.

Weiter: Jetzt ist Roger Cicero dran. Sein Titel: "This Is My Time". Andreas Gabalier wundert sich, dass es zu wirklich jedem Sasha-Song ein Video gibt — und die Zuschauerin nimmt sich vor, um 21.46 Uhr Andreas Gabalier zu googeln, um herauszufinden, wie viele Videos er schon herausgebracht hat, wenn er jetzt so verwundert ist. Ciceros Version kommt ein bisschen öde daher, Sarah Connor und Gregor Meyle sehen sogar ein kleines bisschen gelangweilt aus. Aber das täuscht vielleicht. Sasha ist in jedem Fall geflasht, das ist die Hauptsache heute und also gut so. Sandra-Guano-Apes-Nasic hat sich für "Hide And Seek" entschieden, ein Sasha-Song, der schon völlig aus dem Gedächtnis verschwunden war. Nicht so ganz zu unrecht, muss man sagen — er ist nicht schlecht oder schlimm, aber doch ein bisschen egal.

Und Nasics Performance macht ihn leider nicht entscheidend besser. Sasha sieht das anders: "Hat sie tierisch gemacht, ich war echt begeistert." Na gut. Apropos begeistert — das sehr subjektiv Beste kommt zum Schluss, und das Beste ist Xavier Naidoo, der in der Show als Gastgeber und Mitsänger auftritt. Aus einem zuckerwattigen Titel, der damals aber ganz sicher seine Berechtigung hatte, macht Naidoo einen, der so auch 2014 funktioniert. Immer noch Kitsch, aber Naidoo-Kitsch.

"Wer kriegt die Rose", fragt Naidoo Sasha zum Ende der Sendung — und damit ist dann plötzlich doch ein bisschen Bachelor auf Vox. Die Rose kriegt übrigens Sarah Connor. Und das ist sehr okay.

(RP)
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