Berlin Sozialpädagogin gerät in die Kritik

Berlin · Weil sie ein Kind aus einer Wohnung holt, wird eine Jugendamts-Mitarbeiterin zum "Fall Bruckner".

Die Architektin Jacqueline Bremer (Christiane Paul) und ihr Sohn Joe (Elon Baer) werden beim Schulpsychologen Roman Schubert (Maximilian von Pufendorf) vorstellig, weil der siebenjährige Junge in der Schule als hyperaktiv auffällt. Schubert zieht die Sozialpädagogin Katharina Bruckner (Corinna Harfouch) zu Rate. Ihr gegenüber behauptet Joe, dass Jacqueline Bremer gar nicht seine Mutter sei. Katharina Bruckner kniet sich schnell und tief in den Fall hinein, obwohl sie auch noch genügend private Probleme hat: Ihr Mann Uwe (Bernhard Schütz) betrügt sie offensichtlich, Tochter Nina (Claudia Eisinger) lädt den Enkel bei ihr ab, Kollege Schubert hat mindestens ein Auge auf sie geworfen, und dann schleppt sie auch noch das Trauma um ihr eigenes kleines Kind herum, das einst an Leukämie starb.

Trotzdem riskiert sie Kopf und Kragen - und holt Joe schließlich in einer Polizeiaktion aus der Wohnung. Mit diesem Alleingang wagt sie einen Balanceakt. Natürlich muss eine Behörde solch einer Grenzüberschreitung irgendwie nachgehen, und so wird Katharina Bruckner vor einen Ausschuss zitiert, in dem ihr alle Kollegen in den Rücken fallen und in dem es nur um ihre "Amtsanmaßung" geht (die sich später als völlig richtig erweisen wird), nicht aber um das Wohl des kleinen Joe. Am Ende gibt es Hoffnung, denn für Mutter und Sohn Bremer wird ein Weg gefunden: Sie ziehen gemeinsam in ein familienintegratives Projekt.

Das gibt es auch im wahren Leben im "Kinderhaus Berlin - Mark Brandenburg e.V.", das von Hans-Ullrich Krause geleitet wird. Krause ist (gemeinsam mit Cooky Ziesche) der Drehbuchautor dieses Dramas und sagt: "Man mag dem Film mit seinen diversen privaten Nebensträngen eine gewisse Überfrachtung vorwerfen, aber ich finde durchaus, dass sie berechtigt sind und die Hauptfigur dadurch noch viel stärker und erklärbarer wird. Jugendamtsarbeit ist ein hoch kompliziertes Geschehen. Da läuft so gut wie nichts linear, nichts ist wirklich vorhersehbar." Corinna Harfouch gibt dieser engagierten und stets freundlichen Beamtin, die eben nicht im Amtsapparat untergehen will, eine intensive Mischung aus Intuition, Hilfsbereitschaft und Konsequenz. Regisseur Urs Egger trägt am Ende etwas zu dick auf, legt aber doch einen ambitionierten und nachdenklich stimmenden Film vor.

"Der Fall Bruckner", ARD, 20.15 Uhr

(dpa)
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