"Starke Schultern" Abstruse Psycho-Aufstellung im "Polizeiruf"

Düsseldorf · Der Magdeburger "Polizeiruf" ist nicht packend. Ein Ermittlungstrick passt gar nicht zu einem Krimi.

 Schauspieler Thomas Loibl als Ottmann schaut auf sein qualmendes Haus, die Feuerwehr löscht.

Schauspieler Thomas Loibl als Ottmann schaut auf sein qualmendes Haus, die Feuerwehr löscht.

Foto: dpa, pil

Auf die Villa eines Bauunternehmers wird ein Brandanschlag verübt. Brasch und Köhler haben im neuen "Polizeiruf 110" aus Magdeburg erst die Konkurrenz und dann die Familie im Visier. Aber spannend ist das alles eher nicht.

Die Villa des Bauunternehmers René Ottmann (Thomas Loibl) brennt, und wie jeder Bauunternehmer in einem Krimi hat der Mann viele Feinde. Es geht um illegal Beschäftigte, unliebsame Konkurrenten, im wahrsten Sinne offene Rechnungen. Doch der Mann hat auch eine Tragödie erlebt: Seine Frau starb in einer Lawine. Die Schwester seiner toten Frau sieht dieser zum Verwechseln ähnlich, ihr Auto wurde in der Nacht in der Nähe der Villa gesehen.

Die Magdeburger "Polizeiruf"-Ermittler Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Dirk Köhler (Matthias Matschke) bekommen schnell einen Verdächtigen präsentiert. Und beide haben das Gefühl, dass diese Lösung zu einfach wäre. Allerdings müssen sie sich auch mit einem Polizeipsychologen befassen, der die Zusammenarbeit der beiden verbessern will. Denn gute Kollegen sind Brasch und Köhler auch in ihrem dritten Fall "Starke Schultern" nicht: Sie ist die einsame Wölfin, die sich abends Männer am Kneipentresen klarmacht, nicht teamfähig und verschroben. Er wirkt viel zu weich für diesen Job, geht aber immer wieder auf Brasch zu - und natürlich brav zur vom Vorgesetzten verordneten Supervision mit dem Psychologen.

Der "Polizeiruf" schleppt sich dahin, es gibt viele Plattitüden und fast komisch wirkende Dialoge. "Der Verdächtige heißt Uwe Schneider", sagt Brasch. "Uwe Schneider?", fragt der Chef nur und liefert kurz darauf später einen Überblick über dessen Akte. Magdeburg muss wirklich ein Dorf sein, wenn es dort nur einen Mann dieses Namens gibt.

Schnell wird klar, dass den Bauunternehmer und seine Schwägerin Susan eine intensivere Beziehung verbindet. Völlig abstrus wird es, als der Psychologe die Kommissare und zwei Kollegen eine Familien-Aufstellung der Ottmanns nachempfinden lässt. Was kommt als Nächstes in der Magdeburger Ermittlungsarbeit? Hypnose der Verdächtigen? Der Blick in die Glaskugel?

Spannend an diesem "Polizeiruf" wäre lediglich, zu zählen, wie oft Kommissarin Brasch ihren Motorradhelm an- und aufzieht. Denn das tut sie gefühlt ständig.

"Polizeiruf 110 - Starke Schultern", Das Erste, So., 20.15 Uhr

(mso)
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