Wegen vollverschleiertem Talkgast Strafanzeige gegen "Anne Will"

Hamburg · Der Auftritt der Schweizer Konvertitin in der ARD-Talkshow "Anne Will" könnte ein juristisches Nachspiel haben. Die Moderatorin selbst hat die Einladung der vollverschleierten Muslimin Nora Illi in ihrer Sendung verteidigt.

 Nora Illi war am Sonntag bei Anne Will zu Gast.

Nora Illi war am Sonntag bei Anne Will zu Gast.

Foto: Screenshot ARD

Eine Rechtsanwältin aus Brandenburg soll gegen die Moderatorin und "gegen die weiteren verantwortlichen Entscheidungsträger", die den Auftritt von Nora Illi im Programm "ermöglichten", Strafanzeige gestellt haben. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Zu ermitteln sei, heiße es in der Anzeige, "wegen aller in Frage kommenden Straftaten", etwa Volksverhetzung.

Die Moderatorin selbst hat die Einladung der vollverschleierten Muslimin in ihrer Sendung verteidigt. "Wir wussten, was wir tun, wenn wir Frau Illi einladen. Wir haben für uns abgewogen, ob das in diesem Kontext (des vorher gesendeten Tatorts über die Radikalisierung junger Muslime) für uns vertretbar ist", sagte Will der Wochenzeitung "Die Zeit".

Die Redaktion des Sonntagabend-Talks betonte in einer auf der Internetseite der Sendung veröffentlichten Stellungnahme: "Dass Nora Illi als Vorstandsmitglied des Islamischen Zentralrats der Schweiz (IZRS) in der Debatte als radikalste Vertreterin des Islams auftreten würde, war uns bewusst und somit Teil der Dramaturgie der Sendung."

Für die meisten Zuschauer sei ihre Haltung verständlicherweise höchst verstörend und provozierend gewesen. Dennoch würde man die Konvertitin wieder zu einer Sendung mit diesem Thema einladen: "Nach Abwägung aller öffentlich und natürlich auch intern geäußerten Kritik und der damit angestoßenen Debatte beantworten wir diese Frage auch weiterhin mit Ja."

Der Auftritt von Illi am vergangenen Sonntagabend hatte heftige Reaktionen hervorgerufen. Zahlreiche Zuschauer kritisierten die Moderatorin, sie habe dem radikalen Islam eine breite Plattform geboten. Es ging in der Sendung im Anschluss an einen "Tatort" über eine deutsche Schülerin, die zum Islam konvertieren möchte, um die Frage, warum sich junge Muslime radikalisieren.

Inzwischen hat der TV-Eklat auch US-Medien erreicht. Die "Washington Post" berichtet über Illis Auftritt in der Talkshow und zitierte sie unter anderem mit ausgesprochen positiven Einschätzungen zur Rolle der Frau in islamischen Gesellschaften.

(RP)
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