SWR Nachtcafé Michael Steinbrecher spricht über Urlaubspläne

Baden-Baden · Jeder will das Beste aus seinem Urlaub herausholen, Kraft tanken für die Rückkehr in den hektischen Alltag. Doch was stellt man mit der freien Zeit am besten an? Darüber diskutiert Michael Steinbrecher mit seinen Gästen im Nachtcafé.

 Michael Steinbrecher ist Moderator des Nachtcafés.

Michael Steinbrecher ist Moderator des Nachtcafés.

Foto: dpa

Einmal im Jahr sagt Linda Wetter zu Mann und Töchtern: "Mama streikt" und fährt alleine in den Urlaub. Anfangs reiste noch das schlechte Gewissen mit, doch inzwischen ist ihr klar: "Wenn man eine Auszeit von der Familie nimmt, merkt man, wie schön und wertvoll so etwas sein kann." Und wenn sie mit aufgetankten Energiereserven zurückkehrt, profitiert die ganze Familie.

Als Klinikärztin sind Schichtdienst und Überstunden für Nathalie Rans an der Tagesordnung. Doch anstatt sich im Urlaub vom Stress zu erholen, verbringt sie seit Jahren ihren Jahresurlaub damit, in den Slums von Kalkutta notleidenden Menschen zu helfen. Als Opfer sieht Nathalie Rans diese Tätigkeit jedoch nicht: "Ich empfinde das, was ich tue, als wahnsinnige Bereicherung."

"Warum in die Ferne schweifen?", fragen sich Lore und Kurt Pregizer. Seit 45 Jahren verbringt das Ehepaar seinen Urlaub auf dem Campingplatz, keine 30 Kilometer entfernt von ihrem Zuhause. "Es ist einfach schön, erwartet zu werden und Freundschaften zu pflegen." Dass Lore damals spontan einen Wohnwagen kaufte, ist für Kurt noch heute die beste Entscheidung seiner Frau.

Auch Gabriele Bartsch sucht in ihrer freien Zeit nicht die großen Reisen, sondern vielmehr innere Einkehr. Die Geschäftsführerin einer Stuttgarter Agentur zieht sich in ein Zen-Kloster zum Schweigen zurück und findet darin den idealen Ausgleich zu ihrem hektischen Arbeitsalltag: "Die Meditation hat direkten Einfluss auf meinen Alltag. Viele denken bei Spiritualität an den Himmel - mich hat das geerdet."

Johannes Müller ist im Alltag Marketingmanager in München. Im Urlaub reist er als Kriegsfotograf in den Nahen und Mittleren Osten und riskiert dabei sein Leben. "Meine Reisen sind kein Ausgleich zum Alltag oder zum Job, sondern eine Ergänzung. Bei mir herrscht eine große Neugier, der ich nachgehen will. Meine Reisen sind ein Stück weit Befriedigung dieser Neugier."

Für Prof. Dr. Ronald Hitzler ist Urlaub in aller erster Linie Entpflichtung vom Alltag: "Die Menschen brauchen eine Idee davon, dass es etwas gibt, wo sie nicht müssen, sondern können." Was die Menschen dann mit dieser Zeit anfangen, ist ebenso unterschiedlich wie die Menschen selbst, sagt der Soziologe. Während die einen am liebsten das tun, was sie auch den Rest des Jahres machen, wünschen sich andere eine größtmögliche Distanz zum Alltag.

(ots)
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