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"Tatort"-Nachlese Realitätsferne Dialoge und munter gemischtes Allerlei

Köln · Der 71. Fall des Kölner Teams war ein schwächerer "Tatort". "Bausünden" hatte wieder ein vermeintlich sozialkritisches Thema, in Wahrheit ging es um Sex. Und ein Schauspieler des Teams trat zum letzten Mal auf.

Schenk und Ballauf: Szenen aus dem Kölner "Tatort: Bausünden"
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Szenen aus dem Kölner "Tatort: Bausünden"

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Foto: ARD

Wie war es? Für einen Kölner "Tatort" war der 71. Fall "Bausünden" unterdurchschnittlich. Das Buch von Uwe Erichsen und Wolfgang Wysocki konnte nicht wirklich überzeugen. Sie wollten nach eigener Aussage nicht die "hinlänglich bekannten sozialen Missstände auf den Großbaustellen in Katar" thematisieren. Stattdessen konzentrierten sie sich auf die persönlichen Schicksale von Menschen, die monate- oder jahrelang fern von Zuhause ihrer Arbeit nachgehen müssen, und den damit verbundenen Verwerfungen in ihrem Privatleben.

Ob dafür Ex-Elitesoldat Lars Baumann (Hanno Koffler), der nun als Bauleiter den Neubau eines Hotels in Katar verantwortet, der richtige Protagonist gewesen ist, bleibt fraglich. Schließlich ist er durch eine posttraumatische Belastungsstörung beeinträchtigt, seine Frau Susanne, die nach einem Treffen in einem Kölner Hotel verschwunden ist, hat eine Vorliebe für Sexualpraktiken, die er nicht teilt. Da ist die räumliche Trennung der beiden wohl das geringste Problem. Aber dieser "Tatort" mischt alles munter zusammen, besser wird er dadurch nicht. Ärgerlich ist zudem die Realitätsferne mancher Dialoge. Oder glaubten die Drehbuchautoren wirklich, dass ein Angestellter auf einem Urlaubsantrag Dauer und Ziel seiner Reise angeben muss?

Wer war es? Susanne Baumann war nur untergetaucht - ein guter Twist der Story - und plantschte am Ende quicklebendig im Pool. Der Chef des Architekturbüros wollte mit ihrem vermeintlich tödlichen Sexunfall einen wichtigen Auftraggeber auf seine Seite bringen. Immerhin: Bis zum Ende war es spannend, wer der Mörder der Hotelangestellten war - nämlich Architekten-Assistent Terstegen, der die Frau von ihrem Balkon geworfen hat, weil diese ihn und seinen Arbeitgeber erpresst hat.

Warum musste man so lange auf den neuen Kölner Fall warten? Den letzten Fall mit Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) hatte das Erste vor zehn Monaten gezeigt. Danach war erst mal Schluss, weil alle drei "Tatort"-Folgen für 2017 bereits in den ersten drei Monaten des Jahres gesendet worden waren. So haben die Krimi-Koordinatoren bei der ARD entschieden. Der nächste Kölner Fall ("Mitgehangen") soll auch schon wieder Mitte März kommen.

Der letzte Auftritt Für Patrick Abozen, der den Assistenten Tobias Reisser spielt, ist nach diesem Fall Schluss. Der WDR als verantwortlicher Sender erklärt sein Ausscheiden mit "dramaturgischen Gründen". Seit 2015 war er festes Teammitglied. Sein Abschied wird aber erst im nächsten Fall thematisiert. Wer den beiden Kommissaren demnächst den Rücken freihält, ist noch nicht bekannt.

Der beste Dialog Assistent Reisser: "Es gibt doch immer Bestechung auf dem Bau." Schenk: "Das ist völlig normal, genau wie die spezielle Kundenbetreuung." Ballauf: "Woher willst du das denn wissen? Du hast einmal in deinem Leben ein ganz kleines Reihenmittelhäuschen gebaut!"

Ein Moment zum Wundern Susanne Baumann ist in der Duschszene zu Beginn nackt und auch barfuß. Warum die Angestellten des Architekturbüros der vermeintlichen Leiche am Ende wieder die roten High-Heels angezogen haben, wie das Video aus der Überwachungskamera zeigt, bleibt deren Geheimnis.

Der überflüssigste Auftritt Regisseur Kaspar Heidelbach hat direkt in der zweiten Szene eine kleine Rolle übernommen. Er spielt einen Mann, dessen Hund eine Leiche findet. Im Presseheft zum Krimi sagte er: " Dazu macht es dem Team großen Spaß, wenn der Regisseur sich vor der Kamera blamiert." Hat funktioniert, aber ob es für das Publikum ebenfalls ein großer Spaß war?

Die Filmmusik Jazzmusiker Klaus Doldinger ist verantwortlich für die "Tatort"-Titelmelodie. Für diesen Fall hat er auch die Filmmusik geschrieben. Sie wirkte seltsam schwülstig.

(mso)
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