"Tatort: Winternebel" vom Bodensee Schwacher Fall, schwache Witze — und dann auch noch Helene Fischer

Konstanz · Der "Tatort" vom Bodensee liegt in der Gunst der ARD-Zuschauer nicht sonderlich weit vorne – und das zurecht. Mit der Folge "Winternebel" von Sonntagabend geht der Krimi in der Flut der immer neuen Schauplätze der Reihe unter.

Bilder vom Tatort "Winternebel"
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Der "Tatort" vom Bodensee liegt in der Gunst der ARD-Zuschauer nicht sonderlich weit vorne — und das zurecht. Mit der Folge "Winternebel" von Sonntagabend geht der Krimi in der Flut der immer neuen Schauplätze der Reihe unter.

Spannend war der Fall mit den ermittelnden Kriminalhauptkommissarin Klara Blum (Eva Mattes), Kriminalkommissar Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) und ihrem Schweizer Kollegen Matteo Lüthi (Roland Koch) nun wirklich nicht. Keine packende Geschichte, keine überraschende Wendung, keine überzeugenden Schauspieler.

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Vom Fall der beiden Leichen zu Beginn von "Winternebel" schwenkt die Handlung schnell um auf die 20-Jährige, in deren Entführung einer der Toten involviert war, der andere Tote störte lediglich bei der Entführung und musste darum sterben. Dass der tödliche Schuss von Lüthi auf den Flüchtigen Potenzial für einen abendfüllenden Krimi hat, interessiert Regisseur Patrick Winczewski und Drehbuchautor Jochen Greve leider nur am Rande. Dabei wäre die Geschichte deutlich spannender als die als sehr langweilig daherkommende Lösegeldforderung eines Jojo-spielenden Entführers, zumal überraschende Wendungen völlig ausbleiben.

Statt sich auf die Handlung eines packenden Krimis zu konzentrieren, verlieren sich Regisseur und Drehbuchautor in Kleinigkeiten. Sie bauen, da sie ja gerade so beliebt ist, ein Lied ("Te quiero") von Helene Fischer ein, als Blum und Lüthi abends das ein oder andere Bier trinken. Sie lassen den Chef eines der beiden zu Beginn des Krimis getöteten Männer schlechte Witze erzählen ("Was spricht man in der Sauna?"/"Wieso stehen elf Blondinen vorm Kino?"/"Warum kann ein Bagger nicht schwimmen?"). Und sie zeigen immer wieder, wie innovativ die Polizei am Bodensee ist, schließlich arbeitet sie mit Tablets und GPS.

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Foto: dpa, ve sab kde

Unglücklicherweise schaffen es, anders als Wotan Wilke Möhring und Til Schweiger in Hamburg oder Jan Josef Liefers und Axel Prahl in Münster, die Hauptdarsteller nicht, über einen in allen Belangen schwachen Fall hinwegzutäuschen.

Mattes ist eine der uninteressantesten "Tatort"-Ermittlerinnen, auch ihr Kollege Bezzel bleibt nicht sonderlich lange in Erinnerung. Koch stellt da noch den spannendsten der drei Charaktere dar — allerdings nur aufgrund der zweifelhaften Eigenschaft Lüthis, seine Aggressionen nicht unter Kontrolle zu haben.

Auch der Gegenspieler der Folge, gespielt von Urs Peter Halter, und sein Entführungsopfer, dargestellt von Annina Euler, retten den "Tatort" nicht. Er muss, so die Vorgabe aus dem Drehbuch, als erwachsener Mann unsinnigerweise immer wieder mit einem Jojo spielen, nur damit die Kommissare später erkennen, dass er derjenige ist, der kurz darauf eine Plastiktüte voll Lösegeld aus einem Mülleimer gräbt. Sie wiederum soll sich in ihrem Verließ das Hemd aufknöpfen und ihren Peiniger anspringen und knutschen, was dann doch ein wenig übertrieben und vor allem unrealistisch ist.

Dass es am Ende des Falles mehr als fünf Polizei-Beamte trotz Nähe zum Entführer und kurzer Verfolgungsjagd nicht schaffen, diesen in der Innenstadt von Konstanz zu stellen, sondern ihn entwischen lassen, ist schon unangenehm. Dem gesamten Fall setzt aber der vermeintliche Clou am Ende die Krone auf, dass keiner mitbekommen haben will, wie das Entführungsopfer aus der Mitte einer Schar Polizisten mit der Plastiktüte voller Lösegeld abhaut und als Anhalterin in ein Auto steigt — vermutlich gleich zum nächsten Entführer.

(spol)
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