TV-Kritik zum Krimi aus Berlin Ein grandioser letzter "Tatort" mit Boris Aljinovic

Berlin · Nach 31 Fällen und 13 Jahren hatte Boris Aljinovic (47) am Sonntagabend seinen finalen Auftritt im Berliner "Tatort". Es war einer der stärksten Auftritte seiner Ermittlerkarriere.

Tatort: Die Abschiede der Kommissare
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"Tatort": So verabschiedeten sich Kommissare

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Foto: dpa, bsc

90 Minuten in 90 Zeichen

Studentin mit Vorahnungen, Mann tötet als Handwerker getarnt Frauen, Kommissar als Opfer

Der Krimi-Chic

In Berlin da würde man auch gerne leben, an jeder Ecke gibt es tolle Cafés und Restaurants. Die Studentinnen sitzen stundenlang mit ihren Laptops in stylischen Läden und trinken Latte Macchiato. Hinter großen bemalten Toren wohnen sie in riesigen Altbauwohnungen.

Der A-ha-Moment

Dass dies kein gewöhnlicher "Tatort" ist, merkt der Zuschauer umgehend. Nichts basiert auf Fakten, alles auf Vorahnungen. Ans Parapsychologische trauen sich deutsche Krimiautoren sonst kaum heran, doch hier hat es der Autor geschafft, ohne Hokuspokus auszukommen und trotz vielem Unerklärten eine nachvollziehbare Handlung zu stricken. Ein interessantes Experiment, bei dem man sich fragt, wie man selbst reagieren würden, wenn man wüsste, wie und wann man sterben soll, und wie man dem ausweichen könnte.

Der Hä-Moment

Schon komisch, dass Trude so vielen Menschen mit bösen Absichten begegnet. Dass auch noch der einzig nette Mann, dem die einsame Studentin in Café begegnet, ebenfalls ein Krimineller und Mörder ist, der erst zwei Menschen tötet und dann auch noch den Kommissar anschießt, war ganz schön desillusionierend — aber auch genial inszeniert.

Dialog des Films

"Sie sind Hellseherin?", fragt der Kommissar. "Ich habe Visionen", antwortet Trude. "Das ist nicht logisch."

Die unbekannte Seite der Ermittler

Boris Aljinovic ist ein talentierter Zeichner: Er hat damit eine Weile lang sogar Geld verdient und in diesem Jahr seine Bilder ausgestellt. Diese Begabung machte sich erstmals auch der Berliner "Tatort" zunutze: Stark setzte die Träume der Studenten Trude in Skizzen um, was dem Film eine eigene Note gab.

Die sollte man sich merken

Die Norwegerin Olsen Lise Risom. Der "Tatort" war ihre erste deutschsprachige Hauptrolle — und es wird sicher nicht die letzte bleiben. Sie hinterlässt einen bleibenden Eindruck wegen ihres eindringlichen Spiels, ihrer riesigen blauen Augen und des niedlichen Akzents.

Sätze zum Mitreden, wenn man sonntags was Besseres vorhatte

Wirklich schade, dass das der letzte "Tatort" mit Boris Aljinovic war. Endlich hat sich der RBB mal was getraut, ein tolles Drehbuch. Der Fall war richtig spannend. Aber vielleicht überlebt Felix Stark ja — dann könnte es sich die ARD noch mal überlegen und ihn nach einer Pause weiterermitteln lassen. Oder wie haben Sie dieses Vielleicht verstanden?

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