Tatort "Der Wüstensohn" Das alte Ehepaar kann noch überraschen

München · Die Münchner Kommissare Franz Leitmayr und Ivo Batic (Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec) kommen einem gelegentlich wie ein altes Ehepaar vor. Das war zwar im neuen Krimi "Der Wüstensohn" auch der Fall. Dafür bekam der Zuschauer einen ungewöhnlichen Plot serviert, der lange die Spannung hielt.

Szenen aus "Tatort: Der Wüstensohn"
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Szenen aus "Tatort: Der Wüstensohn"

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Der Sohn eines arabischen Herrschers rast mit einem Lamborghini durch München. Weil auf dem Beifahrersitz eine Leiche sitzt, nehmen die Münchener Beamten ihre Arbeit auf. Zumindest, soweit es die strengen Gesetze zulassen. Denn der junge Wüstensohn (gespielt von Yasin el Harrouk) genießt diplomatische Immunität. Und so müssen sich Leitmayr und Batic in ihrem 68. Fall langsam zur Wahrheit vortasten.

Das Drehbuch orientierte sich übrigens an wahren Begebenheiten. Ein Sohn des ehemaligen libyschen Diktators Gaddafi lebte für längere Zeit in München und machte mit seinen nächtlichen Ausschweifungen immer wieder Schlagzeilen. Sogar Waffenschmuggel und Anstiftung zum Mord wurden ihm vorgeworfen. Ins Gefängnis musste er nie.

An der Grenze zu Kalauern

Der Film entführte den Zuschauer in eine Welt des Wohlstands und der Dekadenz. In einigen Szenen (das Kamel im Vorgarten!) übertrieben die Autoren vielleicht ein wenig, was dem Film aber immerhin eine amüsante Note verlieh. Die wahren Hintergründe bleiben für den Zuschauer lange im Dunkeln, auch wenn aufmerksame Zuschauer schon nach gut einer Stunde den gestriegelten Generalkonsul (gespielt von Samir Fuchs) ins Visier nahmen. Unklar blieben indes die Motive.

Aufgelockert wurde der Krimi von Sprüchen der Ermittler, die zum Glück nur selten zu Kalauern wurden. Leitmayr fragte einmal: "Eine U-Bahn will er, der Wüsten-Emil. Für was braucht's ne U-Bahn in der Wüste?" Batic antwortete trocken: "Weil's oben so staubt." Okay, das ist schon hart an der Grenze zum Kalauer. Für ein Schmunzeln reichte es dann aber doch.

Tatort – diese Teams ermitteln
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"Tatort" – diese Teams ermitteln

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Ärgerlich wurde es nur einmal gegen Ende. Da klagte der Wüstensohn bitterlich, dass er sich zwar alles herausnehmen dürfe, aber in Wirklichkeit doch gar nicht frei sei. So als Sohn eines Scheichs eben. Es folgte eine gefühlt minutenlange Trauer-Arie mit reichlich Tränen. So richtig Mitleid wollte da jedoch nicht aufkommen. Für dieses Ärgernis entschädigte dann jedoch wieder das Ende. Die Ermittler rechneten mit dem geleckten Staatssekretär im Wirtschaftsministerium ab. Und zwar mit einer Ohrfeige.

Leitmayr und Batic mögen ja vielleicht ein altes Ehepaar sein. Für die eine oder andere Überraschung sind sie aber immer noch gut, wie es scheint.

(csi)
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