"Tatort" aus München "Immer das Geschiss mit der Wiesn"

München · Der 70. Fall des Münchner Duos Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) ist einer der am besten erzählten "Tatorte" der letzten Zeit. Thema ist das Oktoberfest.

Tatort: Bilder aus München-Fall "Die letzte Wiesn"
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Bilder aus dem "Tatort: Die letzte Wiesn" mit Leitmayr und Batic

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Wiesn-Zeit, und Leitmayr will einfach nur weg: Er rollt seinen kleinen silberfarbenen Alukoffer, in den er nur das Nötigste gepackt hat, durch die Gänge der Münchner U-Bahn. Er will die Rolltreppe runter, die anderen wollen hoch. Sie tragen Dirndl, Lederhosen und blau-weiße Stoffhüte, die aussehen wir Maßkrüge; Franz Leitmayr trägt das, was er immer trägt: was Dunkles, Unauffälliges. Er hat mit dem ganzen Wiesn-Schmarrn nichts am Hut. Seine Wohnung hat er zum Oktoberfest untervermietet. Auf den Kommissar wartet ein Urlaub in Italien, weit weg von der Theresienwiese. Doch er muss schneller wieder zurückkehren als gedacht.

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Foto: dpa, bt kde sab kde

Denn kaum hat Leitmayr die bayerische Hauptstadt verlassen, beordert ihn Kollege Ivo Batic zurück. Nicht, weil er ohne seinen Partner nicht klarkommen würde, sondern weil Leitmayr selbst zum wichtigen Zeugen wird. Seine Fingerabdrücke finden sich auf dem Geldbeutel eines Italieners, der tot nahe der U-Bahn gefunden wurde. Leitmayr ist der, der ihn als letzten halbbewusstlos in der Station gesehen hatte. Der Wiesnbesucher war zu diesem Zeitpunkt stockbesoffen, zumindest schien es so. Doch im Laufe des Falls wird alles viel komplexer.

Der Italiener bleibt zwar (fast) der einzige Tote, doch Opfer gibt es jede Menge: In einem Festzelt wird nicht nur Bier ausgeschenkt. Jemand tröpfelt GHB (Liquid Ecstasy) in die Krüge. Für die Kommissare beginnt eine turbulente Ermittlungsarbeit - und so viel sei verraten - Leitmayr schafft es nicht zurück in die hügelige Toskana-Landschaft. Und so kann man die verstehen, die entnervt sagen: "Immer das Geschiss mit der Wiesn" (Dezernatsleiter Karl Maurer).

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Foto: RP/Anna Radowski

Der Fall mit dem Titel "Die letzte Wiesn" ist der 70. Fall des Duos Leitmayr und Batic, das seit 1991 für den Bayerischen Rundfunk in der ARD-Reihe ermittelt. Die Drehbuchautoren Stefan Holtz und Florian Iwersen erzählen die Geschichte mit viel Humor und Fingerspritzengefühl für die beiden Hauptfiguren. Ivo Batic bekommt Besuch von seinen drei Tanten aus Kroatien, und anders als Kollege Leitmayr genießt der Beamte die Oktoberfest-Stimmung, zuhause brät er ein Spanferkel und das Bier fließt in rauen Mengen. Viele Szenen sind mit deutschen Untertiteln unterlegt, denn Nemec spricht Kroatisch mit seinen Gästen. Hier vermischen sich Rolle und Schauspieler: Auch Miroslav Nemec ist Kroate. Er kam 1954 in Zagreb zur Welt und wuchs in Bayern auf.

Kameramann Moritz Schultheiss schafft dazu beeindruckende Bilder, die einerseits die schwindelig machende Oktoberfest-Gaudi-Atmosphäre mit Kettenkarussell und Festzelten auffängt und andererseits die düstere Welt derer, die das nervt, und die in der Masse der Feiernden noch einsamer erscheinen.

Der Jubiläums-"Tatort" ist grandios erzählt. Und nicht nur die Hauptdarsteller brillieren.

(RP)
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