Kritik zum "Tatort" aus Kiel Mehr Rausch war nie am Sonntagabend
Düsseldorf · Liebe, Rausch und Todeswahn: Der "Tatort” aus Kiel hat viel gewagt - und es hat sich gelohnt. Beim Fall um die Modedroge Crystal Meth stimmte so gut wie alles. Vor allem eine Darstellerin hat nachhaltig beeindruckt.
Bilder aus dem "Tatort": Borowski und der Himmel über Kiel
Nein, um sanft aus dem Wochenende heraus zu schlummern war dieser "Tatort” aus Kiel nicht geeignet. Das lag gar nicht mal so sehr am abruptem Einstieg mit Axt und abgetrenntem Kopf, was wir so eigentlich nur von Skandinavien-Krimis kennen. Es lag vor allem an den wahnsinnigen Rauschbildern, die Regisseur Christian Schwochow fantastisch choreographiert hat. Dass er dabei weder Volkshochschule für Moral gespielt, noch den eigentlich Fall vernachlässigt hat, kann man ihm mit Blick auf andere Filme der Reihe gar nicht hoch genug anrechnen.
Der Fall in 140 Zeichen
Leiche ohne Kopf gefunden. Crystal Meth ist längst überall. Mord geschah im Drogenwahn.
Schönste Krimifloskel
"Ich brauche noch den Rest der Körpers.” (Die Pathologin)
Peinlichste Szene
Durch das drogensüchtige Mädchen Rita fühlt sich Kommissar Borowski (Axel Milberg) an seine Tochter erinnert, zu der er keinen Kontakt mehr hat. Er spricht ihr auf die Mailbox. Allerdings: Bisher hatten wir nie von Borowskis Tochter gehört. Dieses Detail hätte der Film nicht gebraucht.
Dialog für die Ewigkeit
Kommissarin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) aus dem Autofenster heraus: "Zum Fluss?" Dorfbewohner: "Zurück!". Damit war alles gesagt.
Die sollten wir uns merken
"Borowski und der Himmel über Kiel" lebt neben der starken Visualisierung vor allem von einem erstklassigen Ensemble. Herausragend ist Elisa Schlott (20) als Rita. Für ihre Rolle in "Draußen am See" (2008) erhielt sie den Förderpreis Deutscher Film. Auch ihr Spiel im "Tatort" ist preisverdächtig.
Daran erinnert der Film
"Borowski und der Himmel über Kiel” liegt irgendwo zwischen Schwedenkrimi, "Breaking Bad" und "Trainspotting" - und bleibt dabei unverkennbar ein "Tatort" aus Kiel.
Das wird bleiben
Crystal Meth ist überall: Im Club, in der Stadt und sogar auf den Bauernhöfen. Starke Aussage, spannend verpackt.
