"Tatort": Das Haus am Ende der Straße Joachim Król und Armin Rohde liefern sich packendes Duell

Frankfurt · Die wichtigste Nachricht vorneweg: Der Hessische Rundfunk beschert seinem Kommissar Frank Steier (Joachim Król) einen würdigen Abschied. Der in den vergangenen Fällen sichtbar müde gewordene Ermittler liefert sich ein sehenswertes Psycho-Duell mit dem vom Leben gezeichneten Ex-Polizisten Rolf Proehl, der vom stets glänzend aufspielenden Armin Rohde verkörpert wird.

Fotos: Armin Rohde gegen Joachim Król im neuen "Tatort"
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Szenen aus dem Tatort "Haus am Ende der Straße"

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Aber der Reihe nach: Steier muss in einem alten Fall als Zeuge vor Gericht aussagen. Der einsame Cop war Zeuge, als ein kleines Mädchen von einem Berufsverbrecher erschossen wurde. Der Fall liegt eigentlich klar, aber Steier wird sein Alkoholproblem zum Verhängnis. Der Verteidiger des Mörders weist genüsslich nach, dass Steier zum Zeitpunkt der Tat nach einer durchzechten Nacht noch betrunken war. Steiers Zeugenaussage wird für ungültig erklärt, der Täter verlässt den Gerichtssaal feixend als freier Mann.

Der Kommissar fällt in ein tiefes Loch. Er kündigt seinen Job und will den Täter auf eigene Faust seiner gerechten Strafe zuführen. Steier verfolgt den Todesschützen, der schon bald gemeinsam mit seinem Bruder und dessen drogensüchtiger Freundin auf Einbruchstour geht. Nach einer Verfolgungsjagd enden sie im "Haus am Ende der Straße" und hier geht der Fall eigentlich erst richtig los.

Ex-Polizist Proehl überwältigt Steier und das Gangster-Trio und hält sie mit einer Schrotflinte in Schach. Es entwickelt sich ein packendes Psychodrama, in denen es um Selbstjustiz, Gerechtigkeit, Gier und Drogensucht geht. Proehl, der nach dem Drogentod seines Sohnes an nichts mehr glaubt, will seine Gefangenen gegeneinander ausspielen und ihnen die eigene fatalistische und depressive Sicht der Welt aufzwingen. "Die Welt ist schlecht und die Menschen auch", glaubt Proehl zu wissen.

Der Krimi entwickelt sich zu einem glänzenden Duell zwischen Król und Rohde. Es ist ein Kampf auf Augenhöhe. Beide kämpfen gegen den Alkohol, beide haben ihre Karriere in den Sand gesetzt, beide wollen endlich wieder "der Held im eigenen Film sein", wie Kommissar Steier schnell erkennt. Dem Autorenteam Erol Yesilkaya und Michael Proehl ist ein packendes Drehbuch gelungen, das immer wieder intensive Theater-Atmosphäre aufkommen lässt. Längen gibt es kaum, auch weil die Schauspieler Maik Rogge, Vincent Krüger und Janina Schauer das Verbrecher-Trio nuanciert und glaubwürdig darstellen.

Fans der "Tatort"-Reihe wird es freuen, dass der Sender Król einen so starken Film zum Abschied ermöglichte. Die Fälle gemeinsam mit seiner Ex-Kollegin Nina Kunzendorf gehörten zu den besten ARD-Krimis der vergangenen Jahre. Das Aus ist dennoch verständlich und richtig. Ohne Kunzendorf als energiegeladenen Gegenpart drohte die Rolle des einsilbigen Steiers für den Zuschauer ermüdend zu werden. Wohl auch deshalb stellte man Król für diesen Fall Rohde als starken Partner zur Seite.

Das neue "Tatort"-Duo des Hessischen Rundfunks, Margarita Broich und Wolfram Koch, ermittelt übrigens am 17. Mai zum ersten Mal in "Kälter als der Tod". Zuschauer können sich Hoffnung machen, dass auch dieser Fall überzeugt. Auch hier hat Michael Proehl am Drehbuch mitgewirkt. Bis es soweit ist, heißt es aber erstmal: Abschied nehmen von einem tollen "Tatort"-Kommissar Joachim Król. Also: Unbedingt einschalten!

(csi)
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