"Tatort: Kriegssplitter" Kaukasus-Konflikt in Luzern

Luzern · Ein Journalist, der im Tschetschenen-Milieu recherchiert, wird getötet. Viele Szenen im Schweizer "Tatort: Kriegssplitter" sind bemüht und unlogisch.

Das ist der "Tatort: Kriegssplitter" aus Luzern
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Das ist der "Tatort: Kriegssplitter" aus Luzern

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Foto: ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler

Der Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser) steht mit seiner Geliebten nach einem Stelldichein auf dem Hotelbalkon, als ein Mann an ihnen vorbei in die Tiefe stürzt. Der Ermittler, schon wieder komplett angezogen und mit Pistole und Handschellen ausgerüstet, rennt sofort los und bekommt statt den Täter in die Finger nur eine Tür vor den Kopf. Später liegt er am Tatort auf dem Bett und darf sich ausruhen. Die Spurensicherung wird sich bedanken.

Szenen wie diese gibt es viele im Luzerner "Tatort". Wie so manches in dieser Anfangssequenz wirken sie bemüht und unlogisch - erst recht, wenn man am Ende weiß, wer den Journalisten aus dem Fenster gestoßen hat. Der Mann hatte einen Tschetschenen identifiziert, der unter falschem Namen in Luzern lebte. Für seine Freunde war dieser ein islamischer Kämpfer für die tschetschenische Unabhängigkeit, für die russische Regierung war er ein Terrorist, dessen Auslieferung sie beantragt hatte.

Aber nicht nur der Geheimdienst ist hinter diesem Abaev her. Auch seine Nichte Nura (Yelena Tronina) will sich an ihm rächen, weil er ihre Mutter in ein Selbstmordkommando geschickt haben soll. Ihr Bruder Nurali (Joel Basman) wurde als Waisenkind von einer Schweizer Familie adoptiert und lebt seit seinem fünften Lebensjahr in Luzern. Er fühlt sich als Schweizer, doch mit der Schwester kommt der Kaukasus-Konflikt in seine schicke Designer-Wohnung mit Blick auf die Alpen-Idylle. Die Hintergründe seiner Adoption? Bleiben unklar.

Der Fall mit dem Titel "Kriegssplitter" macht zumindest eines ganz deutlich: In einem Krieg gibt es kein Gut und kein Böse. Zudem gönnen die Drehbuchautoren ihrem Kommissar Flückiger noch eine Affäre, die durch den Mord im selben Hotel auffliegt. Der betrogene Ehemann setzt seine Frau unter Druck. Der Kommissar ist gequält vom schlechten Gewissen, von nun an begegnen ihm überall glückliche Familien. Dieser Strang wirkt überflüssig, vor allem als seine Moral über die Liebe siegt. Da fehlt nicht nur seiner Kollegin Liz Ritschard (Delia Mayer) das Verständnis.

"Tatort - Kriegssplitter", Das Erste, So. 20.15 Uhr

(mso)
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