TV-Kritik zum "Tatort" Zwei Frauen zeigen Krassnitzer, wie man unterhaltsam ist
Wien · Während der ewige Nörgler Moritz Eisner, gespielt von Harald Krassnitzer, immer mehr an Charme verliert, drücken zwei Frauen dem österreichischen "Tatort: Grenzfall" ihren Stempel auf.
90 Minuten in 90 Zeichen
1968 erschossener Vater, 2015 getöteter Tscheche, Vertuschungsversuch von Eingeweihter.
Bester Spruch
In einer Reihe von unterhaltsamen Bemerkungen der Archäologin (Andrea Clausen) ist diese über die Ermittler Moritz Eisner und Bibi Fellner die passendste: "Die heißen alle wie in irgendwelchen Kinderbüchern — fällt Ihnen was auf?!" In der Tat fällt auf, dass der ORF in diesem Fall mehr auf Szenen mit Klamauk als eine ausgefeilte Geschichte gesetzt hat. So schlimm wie in Münster ist es aber noch nicht.
Die vertane Chance
Geschichten rund um DDR-Flüchtlinge kann man sehr spannend und tiefsinnig inszenieren, diese Chance hat Rupert Henning, der für Buch und Regie verantwortlich war, allerdings verpasst. Hätte er einen komplett ernsten "Tatort" inszeniert, also ohne gewollt lustige Sprüche und mit mehr Bezug zum Prager Frühling und dem Schicksal der Opfer, würde dieser Krimi nachhaltig in Erinnerung bleiben. So war der Film als Ganzes eher mau.
Der Neue
Manfred "Fredo" Schimpf (Thomas Stipsits) unterstützt die Ermittler ab diesem Fall, hat allerdings noch nicht wirklich viel zur Klärung beigetragen. Da er aber einen lustigen Eindruck macht, darf er wiederkommen — und sollte mehr in die Handlung eingebunden werden.
Schlimmster Dialog
Die Szene mit den Studenten, mit denen Eisner und der Gerichtsmediziner den Mordfall untersuchen, wird im Laufe des Gesprächs immer netter, endet allerdings mit sehr schlecht gespielten Sätzen, die man sich auch hätte sparen können. "Ziemlich raffiniert!", sagt einer. "Aber nicht raffiniert genug", antwortet eine andere wie in einem Laien-Theaterstück mit viel zu aufgeregten Schauspielern.
Die Ermittler im Check
Adele Neuhauser rechtfertigt erneut, warum man ihre Rolle als Bibi Fellner vor vier Jahren in den "Tatort" hineingeschrieben hat. Krassnitzer als Eisner hat in diesem Fall zwar zwei, drei unterhaltsame Szenen — was bleibt ist aber der Eindruck des ewigen Nörglers, den man sich nicht immer wieder geben will. Da ist seine Kollegin deutlich sympathischer, da sie mit einer Reihe von ironischen Bemerkungen echten Witz in den Wiener "Tatort" bringt.
Das Unwort des Abends
"Hör auf zu granteln", "Bist du grantig", "Du grantelst" — schon in den ersten neun Minuten wird jedem klar, dass wir in Österreich sind. Allerdings gehören auch "Fuck" und "Scheiße" zum Repertoire der Ermittler.
Sätze zum Mitreden
"Der Prager Frühling wurde mir zu oberflächlich behandelt." "Die Bibi Fellner gefällt mir mittlerweile richtig gut." "Der Moritz Eisner mit seiner ständigen Nörgelei geht mir echt auf die Nerven."