"Tatort: Verfolgt" aus Luzern Die grauen Herren von der Bank

Luzern · Der "Tatort: Verfolgt" aus Luzern spielt mit Steuer-CDs, Bankgeheimnissen und Verschwörungstheorien. Herausgekommen ist ein sehenswerter Thriller. Sogar der Ton kann überzeugen.

"Tatort" aus Luzern: Viel Thriller, noch mehr Klischees
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"Tatort" aus Luzern: Viel Thriller, noch mehr Klischees

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"Tatorte" aus der Schweiz haben ja immer ihren ganz eigenen Klang. Oft war das nicht gerade ein Kompliment, allzu häufig haben sich Zuschauer über eine verstörend schlechte Synchronisation geärgert. Das ist diesmal ganz anders. Der Ton ist überwiegend original und das Sounddesign inklusive der Filmmusik gelungene Untermalung eines packenden Thrillers. Exotisch klingen da nur noch die Vokabeln: Parkieren, Trottoir, Einvernahme.

"Verfolgt" (Regie: Tobias Ineichen) hat nichts von der Käsefonduehaftigkeit sprich zähen Langsamkeit, die mancher noch erwarten könnte. Ganz im Gegenteil. Gleich zu Anfang hetzt der deutsche IT-Experte Thomas Behrens (Alexander Beyer) durch Luzern. Auch seine Frau wird offenbar verfolgt. Zeitgleich wird eine junge Dame tot in einer Wohnung gefunden, die nicht ihre ist. Dort lebte sie offenbar ihre Affäre mit Behrens aus. Es dauert ganze sieben Minuten, bis der Zuschauer zum ersten Mal durchatmen kann. Für Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser) und seine Kollegin Liz Ritschard (Delia Mayer) gibt es viel zu tun. Ermittlerteams bundesdeutscher Großstädte sind da oftmals behäbiger unterwegs.

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Foto: dpa, Sven Hoppe

Das hohe Tempo kann der "Tatort" nicht über 90 Minuten halten, bleibt aber spannend, weil schnell deutlich wird, dass es hier nicht nur um ein Eifersuchtsdrama geht, sondern um sehr viel mehr. Stichwort: Steuer-CD.

Der siebte "Tatort"-Beitrag der Schweizer thematisiert den Streit mit Deutschland um das Schweizer Bankgeheimnis und die Steuerflucht reicher Bundesbürger. Zunächst jedoch ist weder dem Zuschauer, noch den Ermittlern klar, ob die Verschwörungstheorie, die Behrens als IT-Chef einer Privatbank aufgedeckt haben will, ansatzweise plausibel ist. "Sind wir nicht alle Whistleblower?", fragt Behrens Kommissar Flückiger und der antwortet: "Hören Sie doch auf mit diesem Wikiliki-Scheiß!" und meint damit in abschätzigem Ton die Enthüllungsplattform Wikileaks.

Rasantes Tempo, kühle Bilder und eine Geschichte, die nicht neu, aber trotzdem packend ist, machen den Luzerner "Tatort", der parallel zum Länderspiel läuft, sehenswert.

"Verfolgt", ARD, So. 20.15 Uhr

(RP)
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