Nachlese zum Kölner "Tatort: Wacht am Rhein" "Zufall gibt es nicht im Verbrechen"

Köln/Düsseldorf · Der "Tatort: Wacht am Rhein" hat eindrucksvoll vor Augen geführt, dass Bürgerwehren, obwohl sie meist Gutes vorhaben, auch erhebliches Gefahrenpotenzial bergen. Hier gibt es den Kölner "Tatort" im Schnell-Check.

"Tatort": Szenen aus "Wacht am Rhein"
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Szenen aus dem "Tatort: Wacht am Rhein"

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Foto: ARD

Wie nah ist der "Tatort" an der Realität?

Das wachsende Angstgefühl, aus dem heraus sich Menschen zu privaten Bürgerwehren verbinden oder sich bewaffnen, ist seit der Silvesternacht 2015/16 Realität. So ist die Zahl der kleinen Waffenscheine stark gestiegen. 2016 wurden bundesweit fast 184.000 neu beantragt. Damit stieg die Gesamtzahl im Vergleich zum Vorjahr um gut 60 Prozent auf rund 470.000. Wer einen kleinen Waffenschein besitzt, darf Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen verdeckt führen — und im Notfall damit schießen. Die Voraussetzung ist, dass der Bewerber volljährig ist und zuverlässig erscheint. Vielerorts wurden zudem Bürgerwehren gegründet, die ähnlich wie in dem Kölner Fall, in Vierteln, die verstärkt von Einbrechern heimgesucht wurden, patrouillieren.

Sind Bürgerwehren verboten?

Ein nachbarschaftlicher Zusammenschluss ist erlaubt. Jedoch dürfen sich Bürgerwehren nicht bewaffnen. Denn bewaffnete Gruppen sind laut Paragraf 127 Strafgesetzbuch untersagt. Das Durchsuchen von Personen oder die Feststellung ihrer Identität sind Aufgabe der Polizei und anderen Bürgern nicht erlaubt.

Was war der beste Dialog?

"Hast du den Durchsuchungsbeschluss?", fragt Schenk und erntet ein Nicken des Kollegen Ballauf. "Du solltest dich öfter verhauen lassen", sagt Schenk und grinst. Ballauf: "Nächstes Mal kommst du an die Reihe."

Was war das beste Zitat?

"Ihr sagt doch immer, Zufall gibt es nur in der Liebe, aber nicht im Verbrechen." (Assistent Thomas Reisser) Und der schöne Nachsatz: "So einen Quatsch sagen wir?" (Ballauf/Schenk)

Wie aktuell ist der Fall?

Obwohl er bereits im August 2016 gedreht wurde, hat der WDR den Sendetermin im Januar offenbar schon genau gekannt. Denn als im Autoradio die Nachrichten laufen, wird die Inauguration des 45. Präsidenten der USA, Donald Trump, als Top-News gebracht.

Gibt es denn auch einen Fehler?

So genau hat man es offenbar nicht immer genommen. Denn als Assistent Reisser die Videoüberwachung von einem Parkhaus auswertet, ist dort das Datum 19. Juli 2016 zu lesen, obwohl das dann in der Logik des Films deutlich später gewesen sein müsste, etwa ebenfalls im Januar oder Dezember.

Was war die beste Szene?

Als Schenk und Ballauf versuchen, den Tathergang nachstellen und dabei herausfinden das von bestimmten Standorten gar nicht geschossen worden sein kann. Lediglich mit "Mmh" und "mhmh" und "Mhm".

Was bleibt in Erinnerung?

Die brutalen Folterszenen, ein großartiger, weil manchen AfD-Mitgliedern in seiner Rolle wahnsinnig ähnlicher Sylvester Groth und Klaus Doldinger, der seinen ersten "Tatort"-Auftritt in 40 Jahren hinlegt und dabei die von ihm komponierte Titelmelodie als Straßenmusiker in einer Jazzversion auf dem Saxophon spielte.

(leb)
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