"Tatort: Wendehammer" Gute Sprüche, kuriose Typen

Frankfurt · Der neue "Tatort" aus Hessen dreht sich um einen Kleinkrieg zwischen Villenbewohnern. Der Zuschauer darf sich freuen auf einen null sozialkritischen Quatsch-Krimi ohne jedes Ermittler-Privatproblem und mit vielen lockeren Sprüchen.

Frankfurter Tatort: Szenen aus "Wendehammer"
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Szenen aus dem "Tatort: Wendehammer"

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Der nette Herr Abendroth ist tot, da ist sich Frau Graf sicher. Der feine, braungebrannte ältere Ex-Autorennfahrer mit dem Faible für gute Weine - ermordet! Und der Täter muss Nils Engels sein. Ihr Nachbar, der Nerd und Kontrollfreak mit dem voll vernetzten "Smart House", der Baumfäller, Tierquäler und Menschenfeind.

Die Indizien sind dünn: Abendroth ist vor ein paar Tagen verschwunden und hat niemandem Bescheid gesagt, von seinem Auto keine Spur und auch nicht vom Wohnzimmerteppich. Für die Hobby-Krimiautorin von nebenan mit der blühenden Fantasie ist die Sache klar: Der irre Hacker war's. Der wiederum sieht sich selbst in Lebensgefahr, weil er sich weigert, seine Programme an mächtige US-Riesenkonzerne zu verkaufen.

Vor lauter Langeweile zeigen sich Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) trotz dieser Gemengelage interessiert. Doch in Engels' Müll findet sich keine Leiche. "Hier ist nich' mal 'n Finger", sagt Brix enttäuscht.

Kuriositätenkabinett an Charakteren

Umso munterer stimmt den Zuschauer das Kuriositätenkabinett an Charakteren. Da wäre neben dem penetranten Ober-Nerd (Jan Krauter) selbst etwa die osteuropäische Operndiva Olga ("Zuschauerrr mögen Blut!") mit ihren Möpsen Wladimir und Vitali. Oder Engels' schnöselig-skrupelloser Geschäftspartner, der optisch David Garrett nacheifert (Constantin von Jascheroff) und am laufenden Band amerikanische Platitüden von sich gibt.

Geradezu ideal ergänzen sie die Stammbesetzung um das Ermittler-Duo, dessen zynischen Boss (Roeland Wiesnekker) und die Transsexuelle Zazie de Paris.

Dieser "Tatort" ist der null sozialkritische Quatsch-Krimi ohne jedes Ermittler-Privatproblem und mit umso mehr Sprüchen, auf den das Land so sehnsüchtig gewartet hat. Halb "Münster", halb "Weimar" - massentauglich und trotzdem flott.

An der Glaubwürdigkeit des Hacker-Szenarios lag dabei erkennbar niemandem etwas, aber was soll's? Dafür niest ein Mops, eine Kuckucksuhr wird fürs Schlagen zerschlagen und vor dem Abspann dann . . . - ach, sehen Sie selbst.

"Tatort: Wendehammer", So., 20.15 Uhr, Das Erste

(tojo)
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