Fulminanter Start für "The Flash" und "Gotham" Superhelden retten Film und Fernsehen

Düsseldorf · Die neuen Serien "The Flash" und "Gotham" haben am Dienstagabend grandiose Quoten für den Sender ProSieben erzielt. Damit zeigt sich einmal mehr: Superhelden gelingt es hervorragend, von der Fantasielosigkeit der Filmstudios abzulenken.

"The Flash" und "Gotham" bringen grandiose Quoten
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Es ist wie beim Essen: Frisch Gekochtes schmeckt immer noch besser als ein zum zehnten Mal aufgewärmtes Gericht. Dass es sich hin und wieder lohnen kann, etwas Frisches zu machen, dürfte nun auch der Sender ProSieben festgestellt haben. Die neuen Superhelden-Serien "The Flash" und "Gotham" fuhren bei ihrer Premiere am Dienstagabend grandiose Quoten ein. Zuvor war dieser Sendeplatz immer angestaubten Folgen der Serie "Two and a Half Men" vorbehalten, die zwar schon jeder kannte, die aber halfen, kostensparend das Programm zu füllen.

"The Flash" und "Gotham" bringen grandiose Quoten
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Die Serie über den blitzschnellen Superhelden "The Flash" sahen ab 20.15 Uhr rund 3,36 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 10,3 Prozent entsprach. "Two and a Half Men" hatte zuletzt häufig nur halb so gute Werte erzielt. Besonders erfreulich für ProSieben: In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen hat sogar jeder Fünfte Zuschauer die Sendung eingeschaltet. Ähnlich stark präsentierte sich im Anschluss "Gotham", das den Werdegang der Figuren aus dem Batman-Universum beleuchtet. 2,5 Millionen Zuschauer (10,2 Prozent Marktanteil) schalteten ein — auch hier guckte jeder fünfte junge Zuschauer zu.

Superhelden-Serien überdecken die Einfallslosigkeit der Sender

Damit zeigt sich einmal mehr: Um Erfolg zu haben und die eigene Einfallslosigkeit zu überdecken, reicht es für Film- und Fernsehstudios inzwischen, ein paar alte Comics neu zu inszenieren und um sie herum Geschichten weiterzudrehen. Superhelden gehen immer.

Für die Fernsehstudios, die mit Scripted Reality und endlosen Wiederholungen, ihre Produktionskosten gen Null drücken, ist das beruhigend. Denn für sie gilt im Grunde das gleiche wie für die Filmbranche. Auch diese Sparte, der immer weniger Geld und Mut für Experimente bleibt, plant Superhelden-Filme samt Fortsetzungen längst als sichere Blockbuster im Budget fest ein.

Besonders ergiebig sind die Marvel-Comics, weshalb der Disney-Konzern 2009 auch vier Milliarden Dollar für eine Übernahme zahlte: Von Iron Man sind inzwischen drei Teile erschienen, von Thor gibt es auch schon zwei Teile und Hulk wurde innerhalb weniger Jahre sogar mehrmals mit verschiedenen Darstellern verfilmt — genauso wie Spider-Man. Bis auf letzteren wurden sie alle natürlich längst zusammengerührt mit Captain America. Dieser tritt nicht nur in zwei eigenen Filmen auf, sondern auch im Gemeinschaftsprojekt "The Avengers", das natürlich — man ahnt es — in diesem Jahr seine Fortsetzung findet. Von den X-Men gibt es hingegen nicht nur drei Teile, sondern auch zwei Vorgeschichten sowie zwei separate Geschichten über den Helden Wolverine.

Am Ende zählt nur, dass die Kasse klingelt

Konkurrent DC konnte an diesen Erfolge bei der flächendeckenden Vermarktung seiner Helden nicht heranreichen. Klar, Christian Bale war in den drei Teilen als düsterer Batman großartig. Und die Superman-Verfilmungen spielten einiges ein, obwohl an "Superman Returns" im Jahr 2006 eigentlich nur Kevin Spacey als Lex Luther gut war. Aber wer wollte schon Green Lantern oder Catwoman sehen?

Doch weil am Ende nur zählt, dass die Kasse klingelt (allein die drei Batman-Filme spielten weltweit rund 2,5 Milliarden US-Dollar ein), machen die Film- und Fernsehstudios weiter. Während im Kino 2016 Batman und Superman gemeinsam auftreten, setzen die Fernsehsender lieber auf den schwarzen Ritter und den roten Blitz. Nachdem der beim breiten Publikum eher unbekannte grüne Bogenschütze Arrow noch beim RTL-Spartensender Vox lief, laufen "The Flash" und "Gotham" bei ProSieben, das sonst sein Programm zu großen Teilen nur noch mit kostengünstigen Sitcom-Wiederholungen bestückt, zur besten Sendezeit im Hauptprogramm.

Die nächsten Serien sind schon in Planung

Dass das Konzept Superheld auch im Fernsehen funktioniert, haben nicht nur die vier Staffeln "Superman — die Abenteuer von Lois & Clark" in den 1990er Jahren gezeigt, sondern vor allem die zehn Staffeln Smallville, in denen die Jugend von Superman als hippes Teeanager-Drama inszeniert wird — mit Freundschaften, Liebe und allem was dazu gehört.

Es ist der ewige Kampf Gut gegen Böse, der das Publikum fasziniert. Es ist das ewig Schlechte, das einem — ähnlich wie bei den Morden im Krimi — vor dem Bildschirm das Gefühl vermittelt, dass man es eigentlich doch ganz gut hat. Darum schaltet man immer wieder ein. Darum sind Superhelden für die Sender eine sichere Bank — und darum läuft gerade in den USA bei Netflix auch schon die nächste Superhelden-Serie an. Diesmal ist Marvel an der Reihe. Im Kino war Daredevil ein Flop, doch diesmal wird es anders sein. Und danach? Fortsetzung folgt. Die Verträge für die Defenders-Serie von Marvel sind längst unterschrieben.

(frin)
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